Schlafende Hunde

Die Geschichte „Schlafende Hunde“ habe ich zunächst für die Auflösung von Phantomschmerzen, postoperativen Schmerzen und Hypersensitivität entwickelt. Sie kann außerdem zur Aufhebung von Schmerzen in Reaktion auf traumatische Ereignisse hilfreich sein. Bei traumatisierten Patienten kann sie auch als Suggestion dafür dienen, unpassende (getriggerte) Reaktionen auf alltägliche Situationen zu identifizieren, zu würdigen und loszulassen.

Ein Einbrecher wollte in eine Villa eindringen. Doch neben dem Haus lag ein großer, gefährlicher Wachhund. Um diese Gefahr zu umgehen, warf der Einbrecher ein Fleischstück in den Garten, das er mit einem Betäubungsmittel getränkt hatte. Als der Hund in einen tiefen Schlaf gefallen war, drang er in die Villa ein und nahm alles mit, was er brauchte. Als der Einbrecher fort war, erwachte der Hund. Er roch an der Spur des Entkommenen und bellte und bellte und bellte… Dabei war der Einbrecher längst fort. Der Hausherr hörte den Hund bellen und kam zu ihm. Er lobte seine Treue und Zuverlässigkeit, redete freundlich mit ihm, begütigte ihn, bis der Hund allmählich selbst ruhiger wurde, bis der Hund immer weniger bellte, bis der Hund immer leiser bellte, bis der Hund schließlich aufhörte, zu bellen, bis er schließlich ganz still wurde und schwieg, bis der Hund schließlich einschlief. Er wusste, er war ein guter Wachhund. Jetzt konnte er ruhen.

(Stefan Hammel, Handbuch des therapeutischen Erzählens. Geschichten und Metaphern in Psychotherapie, Kinder- und Familientherapie, Heilkunde, Coaching und Supervision, S. 77f.)

 

Das Myom I

Bei einer befreundeten jungen Frau in meinem Bekanntenkreis wurde ein Myom im Außenbereich des Uterus mit einer Größe von 67 mm x 52 mm x 58 mm gefunden. Aus verschiedenen Gründen war eine Operation erst viereinhalb Monate später möglich, und so nutzten wir die Zeit, um suggestiv auf den Tumor einzuwirken.

Die Frau verstand den Tumor unter anderem psychosomatisch in Verbindung mit einem unerfüllten Kinderwunsch oder einem ambivalenten Umgang mit dem Thema der Familiengründung. Ich erzählte ihr, wie Therapeuten bei anderen Geschwulsten vorgegangen sind, und schlug ihr vor, sich aus den Berichten das für sie Passende herauszusuchen und ihre individuellen Suggestionen daraus zu formulieren. Ich erzählte von den Erfahrungen anderer Patienten mit Visualisierungsübungen, etwa bei der hypnotherapeutischen Unterstützung der Behandlung von Brustkrebs und Karzinomen im Bauchbereich und von Methoden, mit denen auf Warzen und Lipome Einfluss genommen werden kann. Ich erzählte ihr, dass fortlaufende Zellteilung prinzipiell eine wunderbare Sache sein könne, aber wohlgeordnet und zielgerichtet, zu passender Zeit an passendem Ort, sprich, in einer Gebärmutter, nicht außerhalb. Letzteres fasste ich als ein Missverständnis des Körpers in bester Absicht auf, das im Gespräch oder Selbstgespräch mit dem Körper aufzuklären sei. Ich schlug ihr vor, den Körper, die Gebärmutter und das Myom direkt anzusprechen und ihnen zu sagen, was sie von ihnen wünsche. Sie tat das auf ihre Art, indem sie sich im Internet einen Film anschaute, in dem gezeigt wurde, wie ein Myom während einer Operation in Scheiben geschnitten und in kleinen Portionen entfernt wird. Anschließend bat sie ihren Körper, diesen Film als Vorbild zu nehmen und das Myom Scheibe für Scheibe zu entfernen.

Sechs Wochen später äußerte sie, das in den vorangegangenen Wochen spürbare Druckgefühl im Bauch sei verschwunden, und das Erleben, häufig und dringend Wasser lassen zu müssen, sei nicht mehr vorhanden. Geträumt habe sie, sie hätte das Myom in der Größe eines kleinen Fingernagels gesehen. Eine neue Messung des Myoms vor der Operation, knapp viereinhalb Monate nach der Diagnosestellung, ergab eine Größe von 58 mm x 52 mm x 54 mm. Der Unterschied könnte als Messungenauigkeit gedeutet werden oder als Hinweis darauf, dass sich der Tumor in Länge und Höhe reduziert hat. Die Frau selbst ging davon aus, dass sich das Myom in Folge der Autosuggestion verkleinert hatte, entschied sich aber dennoch für die Operation als einen relativ kurzen und sicheren Weg der Problembehebung.

Der Osterhasenengel

Wie gelingt uns der Umgang mit Verlusten? Was ist Trost? Was ist Vertröstung? Wie können wir Kindern helfen, Verlorenes auch innerlich loszulassen, und wie uns selbst? Auf der Suche nach Antworten fällt mir diese Geschichte ein…

Zu Ostern hatten uns die Großeltern zwei gasgefüllte Ballons gekauft, in Form von Hasenköpfen mit langen Ohren. Es waren Gesichter darauf gedruckt; Jeder Hase hatte zwei lange Knabberzähne und frech blinzelnde Augen. Ich war drei Jahre alt und hatte noch nie so einen Ballon gehabt. Meine Schwester hatte mehr Erfahrung, sie war schon fünf. „Pass auf, dass du deinen Hasen nicht loslässt. Sonst fliegt er fort! Wir machen die Schlinge von dem Faden um dein Handgelenk. Halte ihn gut fest!“ Ich ballte eine Faust, während sie mir die Schlinge über die Hand streifte. Ihr Hase war grün und meiner war blau. Wir standen mit meinem Großvater vor seinem Haus und bewunderten die bunten Hasen, die an unseren Armen in der Luft tanzten. Ich muss eine falsche Bewegung gemacht haben: Plötzlich schob sich die Schlinge über mein Handgelenk, vorbei an der Hand, an den Fingern – zuerst war der Hase noch dicht über uns und fast noch erreichbar, dann stieg er höher und höher. Mir wurde klar, dass niemand auf der Welt diesen Hasen zurückbringen konnte. Ich konnte ihn sehen, wie er kleiner und kleiner wurde, aber ich würde ihn niemals wieder bekommen. Mir kamen die Tränen. „Schau mal, wie schön er aussieht da oben“, sagte mein Großvater. Das überzeugte mich nicht so ganz. „Der Luftballon geht auf eine Reise“, sagte meine Schwester. „Er fliegt in den Himmel.“ Wir stellten uns vor, dass er dort Gott treffen würde und die Engel. Wie es wohl wäre, mit ihm zu reisen? Was er von da oben wohl sah? Ganz klein wurde der Hase, bis wir ihn kaum noch sehen konnten. Einen Augenblick verlor ich ihn aus den Augen, dann sah ich ihn wieder, und dann war er weg. Ich konnte ihn nicht mehr finden. Wahrscheinlich war er schon im Himmel. Vielleicht als Osterhasenengel. Noch etwas traurig ging ich mit den anderen ins Haus. „Stefans Luftballon ist zu den Engeln in den Himmel gekommen“, verkündete meine Schwester dort der Großmutter. „Ja, wirklich? Das ist ja interessant! Erzählt doch mal!“

Der doppelte Geburtstag

Eine Frau berichtete kürzlich in der Beratung über verschiedene Todesfälle, die sie im Verlauf ihres Lebens zu bewältigen hatte: Ihre Urgroßeltern, weitere Verwandte, mehrere Freunde und Bekannte und ihr Großvater, an dem sie sehr gehangen hatte. „Und dann ist mein Großvater auch noch an meinem Geburtstag gestorben! Jedes Jahr an meinem Geburtstag bin ich traurig.“

„Ich war einmal auf einem Friedhof in Warschau“, sagte ich. „Dort habe ich eine Gruppe von Roma gesehen, die um ein Grab versammelt waren und dort den Geburtstag des Verstorbenen gefeiert haben. Über die Grabplatte hatten sie ein Tischtuch gelegt. Darauf standen Teller, Gläser, Besteck und Kerzenleuchter. Sie hatten alle möglichen Delikatessen dabei, und natürlich auch etwas zu trinken. Ich nehme an, dass sie auch ein Gedeck für den Verstorbenen gerichtet haben. Und ich stelle mir vor, dass auch er ein Glas Wodka bekam und sie mit ihm angestoßen haben. Es war eine Gruppe fröhlicher Leute, die dort auf dem Grab getafelt haben. Wenn die ersten Christen ihre Toten beerdigt haben, haben sie ihnen einen Siegerkranz auf das Grab gelegt und haben mit ihm gefeiert. Für sie war es eine Siegesfeier, aber auch so etwas wie ein Geburtstag – der Geburtstag eines neuen Lebens, des ewigen Lebens. Wenn Ihr Opa an Ihrem Geburtsag gestorben ist, dann deutet nicht sein Todestag Ihren Geburtstag, sondern Ihr Geburtstag erklärt seinen Todestag. Ihr Geburtstag ist sein Todestag, das heißt, der Tag seiner Geburt in ein neues Leben. Ic h möchte Sie daher bitten, dass Sie an Ihrem Geburtstag auch seinen Geburtstag feiern!“

„So habe ich das noch nie gesehen“, sagte die Frau.

 

Alle Zellen leben lassen!

Die folgende Intervention kann verwendet werden um Verbrennungen und Erfrierungen zu reeduzieren bzw. zu verhindern.

Dass der geschmolzene Käse so heiß war, hatte er nicht gedacht. Zu spät kam sein Versuch, die viel zu heiße Speise auszuspucken. Der Schmerz breitete sich im Mundraum aus und wurde stärker. „Alle Zellen leben lassen! Alle Zellen leben lassen!“, dachte er plötzlich, in den Schmerz hinein, gerade so, als ob er es laut seinem Gaumen zuriefe. Immer wieder rief er in seinen Gedanken „Alle Zellen leben lassen!“ Der Schmerz ließ endlich nach. Mit der Zunge fühlte er seinen Mundraum ab. Alles war dort wie vorher, weich und geschmeidig. Der Körper war seiner Anweisung gefolgt.

Diese Geschichte ist in der abgewandelten Form mit: ,,Alles Gesunde leben lassen!“ auch für Bestrahlungen nützlich.

Quelle: Handbuch des therapeutischen Erzählens, S.65,  Stefan Hammel

Eine Geschichte vom Himmel

Frohe Ostern euch allen! Also, diese Geschichte habe ich mir weder ausgedacht, noch hab ich sie erlebt. Ein Freund hat sie mir geschickt. Sie stammt von einem Autor namens Tilman Haberer. Ich mag diese Geschichte sehr, und ich dachte mir, weil heute Ostern ist, … oder vielleicht auch einfach sowieso … egal, ich möchte diese Geschichte gerne mit euch teilen. Also…

Ich stell‘ mir vor, ich bin gestorben, und ich stehe vor der Tür des Himmels. Die ist, so nehme ich an, eine ganz normale Tür an einem ganz normalen Haus. Aber ich weiß, hinter der Tür wohnt Gott. Ich habe ein ganz schön mulmiges Gefühl im Bauch, schließlich habe ich ja Gott noch nie von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Trotzdem fasse ich mir ein Herz und drücke auf die Klinke.
Ich brauche nicht lange zu warten, da geht die Tür auf. Ich bin als erstes sehr überrascht, denn Gott sieht anders aus als ich erwartet habe. Er ist noch recht jung, noch keine 30, er ist ganz normal gekleidet, nicht anders als ich. Als er mich sieht, strahlt er mich an und sagt: „Mensch, Tilman, schön, dass du da bist! Komm rein!“ In demselben Moment, in dem ich Gott sehe, ist mein mulmiges Gefühl fort.
Gott sieht sehr sympathisch aus, und ich merke sofort, dass er mich mag. Ich folge ihm in die Wohnung. Sie ist ziemlich einfach eingerichtet, aber sehr gemütlich. Sofort fühle ich mich wohl. Ich fühle mich zu Hause. Hier gehöre ich hin. Gott bietet mir einen Platz an, dann stellt er zwei Weingläser auf den Tisch und macht einen guten Frankenwein auf. Meine ursprüngliche Spannung und Nervosität ist wie weggeblasen, und dann fangen wir an zu reden.
Wir reden über mein ganzes Leben, über die guten und schönen Erfahrungen, die ich gemacht habe, aber auch über das, was nicht gut war, wo ich etwas falsch gemacht habe, wo mich andere falsch behandelt haben, wo ich gelitten habe und anderen Leid zugefügt habe. Aber aus der Art und Weise, wie Gott mit mir darüber redet, merke ich: Das alles steht nicht zwischen uns, es trennt mich nicht mehr von Gott; ja, ich erkenne, was für ein miserables Leben ich teilweise geführt habe. Aber ich weiß: Gott trägt mir das nicht nach. Gott nimmt mich einfach so, wie ich bin. Diese Erkenntnis tut gut, sie tut aber auch sehr weh. Gott hat mich einfach gern mit all dem, was ich verbockt habe, und das tut wirklich weh.

Ja, und dann sagt Gott zu mir: „So, jetzt gehen wir zu den anderen.“ Und er steht auf und öffnet eine Tür. Da steht eine große Festtafel, und da sitzen alle, die mir in meinem Leben lieb waren: meine Eltern, meine Freunde, und auch die, die mir nicht lieb waren. Aber ich spüre: Auch von denen trennt mich nichts mehr. Noch einmal reißt mich ein Schmerz fast in Stücke. Ich sehe die Menschen, mit denen ich zusammen war. Und mir wird klar, wie viel Dummheit und Gemeinheit und Bosheit zwischen uns lag. Aber der Schmerz vergeht, und wir können uns in die Augen sehen. Und dann beginnt das Fest. Und das ist der Himmel.

(Quelle: Andreas Ebert, Auf Schatzsuche. 12 Expeditionen ins Innere des Christentums, Claudius Verlag 1993, S. 14f.)

Das Leben entschlammen

Letzte Woche hatte ich eine Frau in Therapie, mit der ich im letzten Jahr an der Auflösung ihrer Depressionen gearbeitet hatte. Die letzen Monate war es ihr ausgezeichnet gegangen. Jetzt hatten familiäre und berufliche Belastungen dazu geführt, dass sie wieder ganz im Sumpf des Unglücklichseins steckte. Sie saß vor mir als ein Häufchen Elend, bewegte sich kaum und sprach ganz leise. Ihr Partner, der sie hergebracht hatte, saß ratlos neben ihr. „Wie kam denn das?“ fragte ich. Sie erzählte von ihrer Mutter, die nicht mehr mit ihr sprechen wollte, von Schwierigkeiten mit ihrer Tochter und davon, dass zuletzt der Hinweis eines Kunden, dass ihr Angebot „nicht das Richtige“ für ihn sei, genügt habe, um sie ganz zusammenbrechen zu lassen. Die Kritik, die sie darin empfunden habe, erinnere sie an die Art, wie ihr Vater sie früher kritisiert habe… Ich fragte die Frau, was ich für Sie tun könne, und sie antwortete, sie wisse es nicht. Was ihr Ziel sei? Das wisse sie auch nicht. Ob sie möchte, dass ich tue, was ich für sie für richtig halte? Ja, das sei gut, antwortete die Frau.

So sagte ich zu ihr: Weiterlesen

Gespräche am Sterbebett

Wie spricht man mit Menschen im Koma? Und was kann man zu einem sterbenden Menschen sagen? Grundsätzlich Dinge, deren positive Ausrichtung sofort spürbar ist und die zugleich ehrlich sind. Grundsätzlich Dinge, die den Sterbenden als Lebenden respektieren. Grundsätzlich möchte ich weder so tun, als gäbe es kein Sterben, noch so, als wäre der andere schon nicht mehr da. Grundsätzlich möchte ich so reden, dass es das Mitdenken nicht schwerfällt: Ganz anschaulich, in Bildern, in Tagträumen, und möglichst in Worten, die dem anderen Menschen schon längst etwas bedeuten. Einige Gedanken aus meiner Arbeit als Pfarrer möchte ich hier anfügen.

Vor kurzem wurde ich ins Krankenhaus gerufen, zu einem schwer kranken Mann. Die Ärzte sagten, dass er in den nächsten Tagen oder Wochen sterben werde. Seine Frau, die sehr gläubig war, hatte mich gebeten, zu kommen. Als ich mit den beiden sprach, wurde bald deutlich: Er wollte kein Gebet, das Abschied bedeuten könnte. Er wollte leben. „Verstehen Sie“, sagte er, „Beten ist gut, aber jetzt geht es nicht. Jetzt ist nicht die Zeit. Vielleicht später“, sagte er. Ob ich aus der Ferne um Leben, um ein Wunder für ihn beten sollte, fragte ich. „Das ist gut“, antwortete er.
Am anderen Tag lag er im Koma. Es atmete in kurzen Stößen, und es war zu sehen, dass er im Sterben lag. Ich las ihm den Psalm vom guten Hirten vor, sprach ein Gebet, das Vaterunser und einen Segen. Wenn ich den Eindruck hatte, dass ihm eine Zeile des Psalms gut tat, las ich die Zeile zweimal oder dreimal. Ich las die Zeilen ruhig und mit Pausen vor, und wir hatten den Eindruck, dass darüber auch sein Atem immer ruhiger wurde. Sein Atem folgte meinem, und wenn ich sehr langsam sprach, setzte der Atem manchmal für eine Weile aus, um danach doch wieder ruhig weiterzufließen. Alles, was ihm Kummer oder Angst machen könnte, möge er ablegen, so bat ich ihn, wie an einer Garderobe Gottes. Was mit Schuld oder Vorwürfen zu tun hätte, alle Gedanken, die was ihm nicht gut täten und alles, was er nicht braucht, möge er wie Kleider ablegen bei Gott. Nach diesen Worten von meiner Seite sprach auch seine Frau mit ihm über das Loslassen: Davon, dass Sie ihn nicht festhalte, dass er loslassen dürfe und davon, dass er seine Liebe zu ihr auch von der anderen Seite aus ausdrücken kann. Es scheint mir ganz deutlich so, dass er das hören und für sich annehmen konnte. Etwa eine viertel Stunde später starb er ruhig, ohne Kampf.

Noch einmal Schnarchen

Heute hatte ich eine Frau in der Beratung, die es nervt, dass ihr Mann schnarcht. Es fällt ihr schwer, dabei zu schlafen, während er nicht von ihr geweckt werden möchte. So schlafen sie meistens in getrennten Betten, was sie aber auch bedauern. Beim letzten Mal hatte ich ihr einige Methoden gezeigt, wie man dafür sorgen kann, dass einen das Schnarchen nicht mehr stört oder dass der Partner nicht mehr schnarcht (www.stefanhammel.de/blog/2008/01/08/383/). Jetzt kam sie wieder und sagte: „Das hat alles nicht so funktioniert. Außerdem überzeugt es mich nicht, mir das Schnarchen meines Mannes schön zu reden. Es nervt eben doch.“ Schließlich sagte ich, der Anteil ihrer Persönlichkeit, der sich über das Schnarchen ärgere, wolle ja etwas Gutes für sie – was auch immer das sei. Aber gewiss habe er seine Werte und seine positive Intention, die er dabei verfolge. So schlug ihr vor, sich dann eben auf das Schnarchen zu konzentrieren, und sich dann richtig darauf zu konzentrieren und sich ordentlich darüber zu ärgern, viel mehr als vorher. Sie könnte sich so lange darauf konzentrieren und darüber ärgern, bis sie davon müde werde und davon einschlafe oder bis sie die Lust verliere und etwas anderes vorzeiehe. Überraschenderweise fand sie das richtig gut. Sie wollte dann noch einmal hypnotisiert werden, und ich sagte etwa das Folgende zu ihr: „Es kann sein, dass es Sie weiter stört, dass Ihr Mann schnarcht. Aber das braucht Sie nicht zu stören. Es braucht Sie nicht zu stören, wenn es Sie stört. Ein Teil von Ihnen kann sich darüber ärgern und daran stören, während die anderen Teile von Ihnen sich nicht daran zu stören brauchen, dass es diesen Teil stört. Dieser Teil hat seine guten Gründe dafür, und die anderen Teile können sich mit etwas anderem befassen und schon einmal schlafen gehen. Dieser Teil kann wach bleiben, um sich daran zu stören, oder er kann sich entscheiden, dass es die Hauptsache ist, sich daran zu stören, und er das auch im Schlaf tun kann. Vielleicht entdeckt er auch, dass er auf einer Skala des Ärgerns nur einen bestimmten Grad des Genervtseins braucht oder dass es verschiedene Arten gibt, sich an etwas zu stören, und er eine bestimmte Art vorzieht. Vielleicht entdeckt er, dass er seine gute Intention auf eine andere Art als vorher verwirklichen kann, und egal, auf welche Art er sich an dem Schnarchen stören möchte und wieviel er davon braucht, braucht es die anderen Teile der Persönlichkeit nicht zu stören. Sie können sich mit etwas anderem befassen und gerne auch schlafen.“

Das Gesicht der Klientin veränderte sich vollkommen. Sie sah sehr glücklich aus. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Recycling II

Das erinnert mich an eine Beobachtung in verschiedenen Städten in Kambodscha. Ich denke zum Beispiel an Phnom Penh.

Wir gehen durch eine Einkaufsstraße.
„Wick-wack, wick-wack.“
Eine Hupe, die wie eine Gummi-Badeente klingt, kündigt eine Müllsammlerin an, mit ihrem Handwagen durch die Straße zieht. Manche dieser Sammlerinnen sind auf Glas- und Plasikflaschen spezialisiert, manche nehmen jede Art von Müll, einige suchen Reis- und Baustoffsäcke oder Dosen.
Glasflaschen werden an Moped-Tankstellen verkauft, die am Straßenrand Benzin verkaufen, Plastikflaschen können als Wasserbehälter dienen oder verfeuert werden, Baustoffsäcke können mit Beton gefüllt als formbare Mauersteine Verwendung finden und Nahrungsmittelsäcke mit schönen Motiven können in Taschen für Touristen verwandelt werden. Aus Blechdosen kann man Spielzeug machen, das ebenfalls von Touristen gekauft wird.
Phnom Penh hat keine geregelte Müllabfuhr. Die Straßen sind weitgehend abfallfrei.