Seminar: Grundlagen hypnosystemischer Beratung

Am 7. bis 9. März halte ich bei der Internationalen Gesellschaft für Systemische Therapie ein Seminar über die Arbeit mit Trance, Rapport und Suggestionen in der systemischen Beratung. Es geht darum, wie man Wissen und Fertigkeiten aus Hypnotherapie und Mentaltraining in die normale, vordergründig eher „wache“ (oder zumindest nicht explizit „hypnotische“) Beratungsarbeit einbringen kann und den Klienten damit weiterhelfen kann, ohne dafür eine ganze Hypnotherapieausbildung zu machen und Hypnose ins angebotsspektrum. Also eine mehr alltägliche Nutzung hypnotischer Phänomene im Beratungs- und Therapiealltag. Ich würde mich freuen, wenn ich einige von euch dort wiedersehen bzw. kennen lernen dürfte.

Der Ausschreibungstext für das Seminar lautet so:

Trance, Rapport und Suggestionen: Grundlagen der Hypnosystemischen Beratung

3-tägiges Seminar zur Wahrnehmung und Nutzung hypnotischer Prozesse im systemischen Alltag

Das Seminar schärft die Wahrnehmung für Prozesse von nonverbaler Kommunikation in der Beratung sowie für die – oft unbewusste – suggestive Kraft der Implikationen von Worten und Sprachbildern. Die Teilnehmer lernen, unwillkürlich auftretende Phänomene von Trance, Rapport und Suggestion in der Beratung zu erkennen und aktiv zu nutzen. Vermittelt wird, wie man spontan auftretende Trance- und Rapportphänomene vertiefen und für die Ziele der Klienten nutzbar machen kann und wie suggestive Sprache im Dienst systemischer Beratung gebraucht werden kann. Fertigkeiten aus Hypnotherapie und Hypnosystemik erweitern die systemische Beratung in Hinblick auf die Nutzung von Körpersprache, bildhafter und mehrdeutiger Rede und anderen Kommunikationsformen. Das Seminar ist äußerst praxisbezogen und übungsintensiv konzipiert und geht auf die konkreten Beratungssituationen der Teilnehmenden ein.

Termin: 07.03.- 09.03.2011 (Mo – Mi)
Beginn 1.Tag: 10.00 Uhr
Ende 3. Tag: 14.00 Uhr

Teilnahmegebühr: EUR 320,-

Veranstaltungsort und Anmeldung:

Internationale Gesellschaft für Systemische Therapie (IGST)
Gaisbergstraße 3
69115 Heidelberg

06221 / 40 64 – 0

www.igst.org / info@igst.org

Geschichten-Seminar in Bremen

In Bremen halte ich am 26. und 27. Februar ein Seminar zu therapeutischem Geschichtenerzählen und anderen hypnosystemischen Methoden wie zirkulären Fragen und Konfusionstechniken als informelle Tranceinduktion in Therapie und Beratung. Einige Plätze sind noch frei, und so möchte ich gerne auf dieses Seminar hinweisen. Hier kommt der offizielle Ankündigungstext:
Therapeutisch wirksame Geschichten und Metaphern sind seit Menschengedenken Bestandteil der Beratung in vielen Kulturen. Die Psychotherapie hat diese effektive Herangehensweise in der letzten Zeit wieder entdeckt. Erzählt wird oft aber mehr „aus dem Bauch heraus“ – oft fehlen schlüssige Konzepte für das therapeutische Erzählen. Wie finde ich also die rechte Geschichte zur rechten Zeit? Was wirkt an therapeutischen Metaphern? Wie konstruiere ich therapeutische Geschichten planvoll und wie erzähle ich sie? Wie kann ich systemische Interventionen (Reframing, positive Konnotation, Fragetechniken, etc.) hypnotherapeutisch wirksam in erzählender Weise gestalten? Wie werden systemische Fragen und hypnosystemisch fundierte Geschichten als informelle Tranceinduktion eingesetzt? Ziel des Seminars ist es, zu lernen wie man…

– Techniken wie zirkuläre Fragen als Suggestion und als Tranceinduktionen nutzt.
– Tranceinduktionen und Interventionen erzählend gestaltet.
– Systemische Techniken in Suggestivgeschichten verpackt.
– Therapeutische Metaphern für Klienten entwickelt.
– Spontan Geschichten für einzigartige Lebenssituationen findet.
– Erzählungen therapeutisch wirksam formuliert und einbettet.
– Problemmetaphern in Lösungsmetaphern transformiert.
– Ermutigende, warnende und lernfördernde Geschichten aufbaut.

Dieses Aufbauseminar wendet sich an AbsolventInnen der Intensivausbildung Hypnose (LaHN) sowie an Menschen, die bereits erste Schritte im Bereich der Hypnoseanwendung gemacht haben.

Das Seminar besteht aus kurzen Theorieeinheiten, diversen Übungen und viel Selbsterfahrung. Sie findet in gewohnter Atmosphäre von Vertrauen und Spaß am Lernen statt, die motiviert und für die Hypnose begeistert.

Bitte eine Decke, warme Socken und eine Matte und, falls vorhanden, ein Meditationskissen oder -stuhl mitbringen.

Für eine begrenzte Anzahl ehemaliger Teilnehmer/innen besteht die Möglichkeit, das Aufbauseminar zu einer ermäßigten Gebühr zu wiederholen.

Das Aufbauseminar umfasst 15 Unterrichtsstunden à 45 Minuten.
Seminarort und Anmeldung: Lehrzentrum für angewandte Hypnose (LaHN) Bremen

Isarstraße 33
28199 Bremen

www.lahn-bremen.de / kontakt@lahn-bremen.de

Telefon 0421/ 277 63 47

Samstag,26.2.11, 10.00 – 17.00 Uhr
Sonntag, 27.2.11, 10.00 – 15.00 Uhr
Kosten: 260 Euro, mit FP 310 €

Gespräche am Sterbebett

Wie spricht man mit Menschen im Koma? Und was kann man zu einem sterbenden Menschen sagen? Grundsätzlich Dinge, deren positive Ausrichtung sofort spürbar ist und die zugleich ehrlich sind. Grundsätzlich Dinge, die den Sterbenden als Lebenden respektieren. Grundsätzlich möchte ich weder so tun, als gäbe es kein Sterben, noch so, als wäre der andere schon nicht mehr da. Grundsätzlich möchte ich so reden, dass es das Mitdenken nicht schwerfällt: Ganz anschaulich, in Bildern, in Tagträumen, und möglichst in Worten, die dem anderen Menschen schon längst etwas bedeuten. Einige Gedanken aus meiner Arbeit als Pfarrer möchte ich hier anfügen.

Vor kurzem wurde ich ins Krankenhaus gerufen, zu einem schwer kranken Mann. Die Ärzte sagten, dass er in den nächsten Tagen oder Wochen sterben werde. Seine Frau, die sehr gläubig war, hatte mich gebeten, zu kommen. Als ich mit den beiden sprach, wurde bald deutlich: Er wollte kein Gebet, das Abschied bedeuten könnte. Er wollte leben. „Verstehen Sie“, sagte er, „Beten ist gut, aber jetzt geht es nicht. Jetzt ist nicht die Zeit. Vielleicht später“, sagte er. Ob ich aus der Ferne um Leben, um ein Wunder für ihn beten sollte, fragte ich. „Das ist gut“, antwortete er.
Am anderen Tag lag er im Koma. Es atmete in kurzen Stößen, und es war zu sehen, dass er im Sterben lag. Ich las ihm den Psalm vom guten Hirten vor, sprach ein Gebet, das Vaterunser und einen Segen. Wenn ich den Eindruck hatte, dass ihm eine Zeile des Psalms gut tat, las ich die Zeile zweimal oder dreimal. Ich las die Zeilen ruhig und mit Pausen vor, und wir hatten den Eindruck, dass darüber auch sein Atem immer ruhiger wurde. Sein Atem folgte meinem, und wenn ich sehr langsam sprach, setzte der Atem manchmal für eine Weile aus, um danach doch wieder ruhig weiterzufließen. Alles, was ihm Kummer oder Angst machen könnte, möge er ablegen, so bat ich ihn, wie an einer Garderobe Gottes. Was mit Schuld oder Vorwürfen zu tun hätte, alle Gedanken, die was ihm nicht gut täten und alles, was er nicht braucht, möge er wie Kleider ablegen bei Gott. Nach diesen Worten von meiner Seite sprach auch seine Frau mit ihm über das Loslassen: Davon, dass Sie ihn nicht festhalte, dass er loslassen dürfe und davon, dass er seine Liebe zu ihr auch von der anderen Seite aus ausdrücken kann. Es scheint mir ganz deutlich so, dass er das hören und für sich annehmen konnte. Etwa eine viertel Stunde später starb er ruhig, ohne Kampf.

Seminar: Die Kraft von Metaphern

In gut zwei Wochen, am 5.2. und 6.2. halte ich beim Milton-Erickson-Institut Heidelberg ein Seminar zu therapeutischem Geschichtenerzählen. Kurzentschlossene können noch dazukommen. Anmeldeschluss ist jetzt am Wochenende (für Anmeldungen per E-mail: Sonntag, 23.1.2011, per Telefon: Montag, 24.1., 9.30 h). Das Seminar steht unter dem Titel „Die Kraft von Metaphern im System und mit System“. Hier der Ausschreibungstext:

„Therapeutisches Erzählen ist seit jeher ein zentraler Bestandteil von Hypnotherapie, Systemik und vielen anderen Beratungsformen. Der Einsatz von Metaphern- und Beispielgeschichten ist aus dem alten Orient bekannt und ist bis heute eine der wirksamsten Beratungsformen. Die Geschichten werden vom Berater erzählt oder vom Klienten eingebracht und vom Berater reframed, oder sie werden von den Gesprächspartnern gemeinsam entwickelt. Nur, wie entdecke ich eine nützliche Geschichte und wie erzähle ich sie? Per Musenkuß? Das Seminar vermittelt die Techniken, um individuelle Geschichten in der Beratung spontan zu entwickeln und sie therapeutisch wirksam zu erzählen.

Ziel des Seminars ist es also, zu lernen, wie man…

* therapeutische Geschichten für Klientinnen und Klienten findet
* jederzeit Geschichten für einzigartige Lebenssituationen erfindet
* Erzählungen therapeutisch wirksam formuliert und einbettet
* Problemmetaphern von Klienten in Lösungsmetaphern zu transformiert, die diese unwillkürlich in ihre Wirklichkeit reintegrieren
* motivierende, warnende, Such- und Lernhaltungen aktivierende Geschichten aufbaut.“

Ich freue mich über Anmeldungen beim Milton-Erickson-Institut Heidelberg!

Aus dem Maul des Krokodils

Diese Geschichte verwende ich bei einigen Gruppenkonflikten, bei widersprüchlicher Kommunikation (Doppelbotschaften), im Zusammenhang mit Borderlinestörungen und komplizierten Ambivalenzen in Beziehungen und bei einer widersprüchlichen und teilweise destruktiven Autokommunikation der Klienten. Man kann solche Geschichten sehr unterschiedlich verwenden, je nachdem, ob man alle Protagonisten als Teile eines „inneren Teams“ im Klienten sieht (also als verschiedene Persönlichkeitsanteile), ob man sie alle als äußere Figuren sieht (Konflikt zwischen Familien- oder Teammitgliedern, Konflikt zwischen verschiedenen Teams oder Teilen einer Gesellschaft) oder ob man sie teils als innere und Teils als äußere Figuren sieht (Doppelbindungs-Kommunikation).

„Guten Morgen, liebes Zebra!“ Der kleine Vogel saß in Alis aufgesperrtem Rachen und pickte die Essensreste aus den Krokodilszähnen. Freundlich begrüßte er den alten Freund. Doch das Zebra starrte ihn aus großen Augen an, tat einen Satz zurück und nahm Reißaus. „Aber Zebra, du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben. Wir haben uns doch immer…“ Der Vogel schaute nach dem Krokodil. „Was hat er nur? Verstehst du das?“ Ali schüttelte den Kopf. „Zebras sind komisch. Keine Ahnung.“

Die Seefrau an Land

Diese Geschichte habe ich in der Therapie verwendet bei Leuten, die einen organisch nicht erklärbaren Schwindel hatten.(Anhaltenden Schwindel immer ärztlich abklären lassen!) Das Bild ist auch geeignet für die Therapie von Menschen in manchen Mobbing- oder Verlustsituationen und in anderen Therapien zum Thema Identitätsfindung (etwa im Umfeld von Beratungen zu Selbstsicherheit, Traumaerfahrungen und bei Borderline-Diagnosen).

„Ich komme gerade von einem fünftägigen Segeltörn“, erzählte die Frau. „Mein Kopf gaukelt mir vor, ich wäre noch auf dem Schiff. Alles hier schaukelt und schwankt.“ „Ich war einmal in einem Schiffsmuseum“, antwortete der Mann. „Sie hatten dort eine Halterung für Kerzen, so dass sie selbst auf hoher See stets aufrecht stehen bleiben. Die Halterung besteht aus drei ineinander gefügten Ringen, die miteinander verbunden sind, so dass jeder innerhalb des anderen frei drehbar ist. Der äußere Ring, der an einer Kette hängt, ist senkrecht befestigt, der mittlere des gleichen, jedoch in rechtem Winkel quer zu ihm. Der innere Ring darin liegt waagerecht. In ihm befindet sich der Kerzenhalter, mit seinem Schwerpunkt unterhalb des Rings. Gleich, wie das Schiff nun schwankt, bewegen  sich die Ringe so, dass ihre Kerze aufrecht bleibt.“ „Jetzt ist der Schwindel weg“, sagte die Frau.

Noch einmal Schnarchen

Heute hatte ich eine Frau in der Beratung, die es nervt, dass ihr Mann schnarcht. Es fällt ihr schwer, dabei zu schlafen, während er nicht von ihr geweckt werden möchte. So schlafen sie meistens in getrennten Betten, was sie aber auch bedauern. Beim letzten Mal hatte ich ihr einige Methoden gezeigt, wie man dafür sorgen kann, dass einen das Schnarchen nicht mehr stört oder dass der Partner nicht mehr schnarcht (www.stefanhammel.de/blog/2008/01/08/383/). Jetzt kam sie wieder und sagte: „Das hat alles nicht so funktioniert. Außerdem überzeugt es mich nicht, mir das Schnarchen meines Mannes schön zu reden. Es nervt eben doch.“ Schließlich sagte ich, der Anteil ihrer Persönlichkeit, der sich über das Schnarchen ärgere, wolle ja etwas Gutes für sie – was auch immer das sei. Aber gewiss habe er seine Werte und seine positive Intention, die er dabei verfolge. So schlug ihr vor, sich dann eben auf das Schnarchen zu konzentrieren, und sich dann richtig darauf zu konzentrieren und sich ordentlich darüber zu ärgern, viel mehr als vorher. Sie könnte sich so lange darauf konzentrieren und darüber ärgern, bis sie davon müde werde und davon einschlafe oder bis sie die Lust verliere und etwas anderes vorzeiehe. Überraschenderweise fand sie das richtig gut. Sie wollte dann noch einmal hypnotisiert werden, und ich sagte etwa das Folgende zu ihr: „Es kann sein, dass es Sie weiter stört, dass Ihr Mann schnarcht. Aber das braucht Sie nicht zu stören. Es braucht Sie nicht zu stören, wenn es Sie stört. Ein Teil von Ihnen kann sich darüber ärgern und daran stören, während die anderen Teile von Ihnen sich nicht daran zu stören brauchen, dass es diesen Teil stört. Dieser Teil hat seine guten Gründe dafür, und die anderen Teile können sich mit etwas anderem befassen und schon einmal schlafen gehen. Dieser Teil kann wach bleiben, um sich daran zu stören, oder er kann sich entscheiden, dass es die Hauptsache ist, sich daran zu stören, und er das auch im Schlaf tun kann. Vielleicht entdeckt er auch, dass er auf einer Skala des Ärgerns nur einen bestimmten Grad des Genervtseins braucht oder dass es verschiedene Arten gibt, sich an etwas zu stören, und er eine bestimmte Art vorzieht. Vielleicht entdeckt er, dass er seine gute Intention auf eine andere Art als vorher verwirklichen kann, und egal, auf welche Art er sich an dem Schnarchen stören möchte und wieviel er davon braucht, braucht es die anderen Teile der Persönlichkeit nicht zu stören. Sie können sich mit etwas anderem befassen und gerne auch schlafen.“

Das Gesicht der Klientin veränderte sich vollkommen. Sie sah sehr glücklich aus. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Therapeutisches Geschichtenerzählen im Radio

Heute abend kommt beim Freiburger Sender Radio Dreyeckland (rdl) zwischen 19 und 20 Uhr ein 20-30-minütiges Liveinterview mit mir über das therapeutische Geschichtenerzählen. Das Interview wird morgen vormittag um etwa 11 Uhr noch einmal ausgestrahlt. Den Anknüpfungspunkt bildet das „Handbuch des therapeutischen Erzählens“, das im letzten Jahr von mir beim Klett-Cotta-Verlag erschienen ist. Ich bin gespannt, wie das Interview verläuft. Wer es gerne mitverfolgen will, kann das im Radio auf 102,3 MHZ oder im Internetradio unter www.rdl.de tun. (Internetradio: Rotes Lautsprechersymbol oben rechts auf der Seite anklicken).

Allen Mithörerinnen und Mithörern viel Spaß…!

Good Vibrations

Gerade bin ich mit den Korrekturen zum „Handbuch der therapeutischen Utilisation“ beschäftigt, das im April bei Klett-Cotta erscheint. Das Buch enthältFallbeispiele und Erklärungen dazu, wie man in der Therapie gerade die Dinge für die Ziele der Klienten nutzen kann, die auf den ersten Blick unnütz, lästig oder geradezu schädlich erscheinen. Dazu gehören natürlich die Erfahrungen, deretwegen die Leute in Therapie gekommen sind, zum anderen aber auch ganz alltägliche Störungen. Ich gebe einmal ein Beispiel.

Eine Frau wollte gerne hypnotisiert werden, weil sie sich nur schwer konzentrieren könne, Gedächtnisprobleme habe und sich meistens verwirrt fühle. Die ersten Therapiestunden ergaben, dass es genügend familiäre Probleme gab, um diese Schwierigkeiten zu erklären. Die Frau wünschte sich jedoch eine Therapie, die die ihre Familiensituation unberücksichtigt lassen sollte. Ich erklärte ihr, ich hielte zwar grundsätzlich ein anderes Vorgehen für angezeigt, ihrem ausdrücklichen Wunsch entsprechend werde ich aber mit ihr daran arbeiten, ihre mentalen Prozesse so weit als möglich zu optimieren, ohne ihre Familienbeziehungen und die sich daraus ergebenden Probleme zu bearbeiten.
Nach einigen Sätzen der Hypnoseinduktion begann, für mich unvorhergesehen, im Keller ein Handwerker mit einer Schlagbohrmaschine eine Wand zu durchbohren. Minutenlang vibrierte das Haus, und der Lärm war so gewaltig, dass ich sehr laut reden musste, um für die Klientin hörbar zu bleiben. Ich sagte:
„Manchmal geschieht es, dass etwas Unvorgesehenes unser Leben erschüttert, und wir merken erst einen Augenblick später, dass es etwas Gutes ist, was mit uns geschieht. Es ist, als ob in uns etwas zurecht gerüttelt wird, so dass in unserem Körper und Geist etwas vibriert und unsere geistigen Fähigkeiten aktiviert. In uns kommt etwas zum Schwingen und eine gute Resonanz bringt in uns alle Gedanken an den richtigen Platz, alle Erinnerungen und all unser Wissen werden dadurch aufgeräumt, werden neu geordnet und dadurch neu auffindbar.“
Einige Tage später sagte eine andere Frau, die mit dieser Klientin befreundet war, zu mir: „Meine Freundin hat gesagt, Sie hatten einen Handwerker im Haus, der mit einer Maschine gearbeitet hat, und das sei so wohltuend gewesen.“

(Aus: Stefan Hammel, Handbuch der therapeutischen Utilisation. Vom Nutzen des Unnützen in Psychotherapie, Kinder- und Familientherapie, Heilkunde und Beratung. Stuttgart, Klett-Cotta 2011)

Der Grashalm in der Wüste

Gestern war ich in der Kinderpsychiatrie und habe den Kindern eine Geschichte erzählt. Wir vergessen so oft, dass Menschen, die sich selbst und anderen Mühe bereiten, nicht nur aus ihren Problemen bestehen, sondern auch aus dem, was heil ist.Und wenn wir das Gesunde, Kraftvolle, Glückspendende im Leben der Kinder oder auch von uns selber pflegen, könnte es sein, dass wir mehr erreichen, als wenn wir immer mehr Zeit auf die Behandlung des Störenden verwenden. Natürlich muss man zuweilen bei dem, was stört, anknüpfen. Wenn man allerdings bei der Behandlung der Störung hängen bleibt, ist man wahrscheinlich schon selbst ein Teil der Störung geworden. Denn wer sagt uns, dass die Reaktionen der Menschen auf das Problem nicht zu dem Problem maßgeblich beitragen? Vielleicht kommen wir schneller zum Ziel, wenn wir das Unauffällige, Gesunde, Normale in den Vordergrund unserer Betrachtung stellen. Ich habe jedenfalls den Kindern die folgende Geschichte erzählt.

Ein Mann durchquerte eine Wüste. Rings um ihn her gab es nur Sand, Steine und Felsen, den leuchtend blauen Himmel und über ihm die glühend heiße Sonne. Auf der Hälfte seines Weges geschah es, dass er Rast machen wollte und sich nach einem geeigneten Platz umsah. Weiterlesen