Mit Herrn Gundolf unterhielt ich mich über eine Frau, die für ihren Mann alle Freunde aufgegeben hatte und die sich fragte, ob sie ihren Mann noch liebte. „Wenn diese Frau sich trennen will, dann braucht sie Freunde“, sagte Herr Gundolf, „sie schafft es sonst nicht“. „Wenn sie bleiben will, dann gilt das Gleiche“, sagte ich.
Archiv der Kategorie: Suggestive Geschichten
Bergwanderung
Eine Kollegin hat mir vor ein paar Tagen die folgende Geschichte gemailt.
Eine Frau um die 60, nicht mehr ganz gesund und mobil, nimmt an einer Bergwanderung teil. Dabei sind auch Einheimische. Die „Fremden“ stürmen nun schnellen Schrittes dem Gipfel entgegen. Sie haben es eilig. Die Frau kommt nicht mehr mit. Es ist zu anstrengend für sie. Sie kann ja auch nicht mehr so gut laufen. Aber die Gruppe drängt vorwärts, niemand nimmt Rücksicht auf sie. Traurig fällt sie immer mehr zurück. Da wird sie von einer Einheimischen angesprochen: „Lassen Sie die nur rennen. Die kriegen ja gar nichts mit. Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles.“ Während die Frau nun langsam und in Ihrem Tempo weitergeht, bekommt sie die Schönheiten der Landschaft gezeigt, wird ihr vieles erklärt und erzählt. Und sie erholt sich. Auch sie kommt am Gipfel an. Sicher später, allerdings um vieles reicher.
Wahre Geschichte.
Die kleine Katze
Auf einem hohen Baum saß die kleine Katze ganz allein. Die Bäckerin kam vorbei und sah das Tier: „Ja, du armes kleines Kätzchen! Bist ganz hinauf geklettert und traust dich nicht mehr herunter!“ Der Pfarrer kam, und die Bäckerin sagte: „Herr Pfarrer! Wir müssen dem armen kleinen Kätzchen helfen!“ Der Bürgermeister kam. „Herr Bürgermeister“, sagten die Bäckerin und der Pfarrer. „Helfen Sie uns, dem armen kleinen Kätzchen zu helfen!“ „Gut“, sagte der Bürgermeister. „Wir werden dem armen kleinen Kätzchen helfen. Ich rufe die Feuerwehr!“ Die Feuerwehr kam Weiterlesen
Verkehrsregel
Herr Gundolf meinte: „Wer verheiratet ist, braucht eigentlich Scheuklappen.“ Ich sagte: „Bei einem Gespann, das einen Wagen zieht, gehören sie sogar vorschriftsmäßig dazu.“
(Hammel, Der Grashalm in der Wüste, 65)
Implikation
Oma Anni feierte ihren Geburtstag im großen Familienkreis mit Kindern, Enkeln, Urenkeln und Ururenkeln. „Wie alt bist du? 90 Jahre – und noch gesund?“ fragte einer der Gratulanten. „Wieso ‚noch’?“ fragte Oma Anni.
(Der Grashalm in der Wüste, S. 55)
Weihnachtsglöckchen
Heute habe ich von einem Haken an der Decke ein Weihnachtsglöckchen entfernt. Das Stück hatte sich in meinen Augen so der Umgebung angepasst, dass ich es all die Monate gar nicht mehr bemerkt hatte. Ich hatte es einfach nicht mehr wahrgenommen. Das letzte Stück Weihnachtsdekoration – ist es wirklich das letzte Stück?
Der Zufühler
Es gibt Menschen, die können gut zuhören. Und es gibt andere, die können gut zusehen. Ich kannte einen Menschen, der konnte beides recht gut. Doch besser noch konnte er etwas anderes. Mehr noch war er ein guter Zufühler. Wenn er einem anderen begegnete, so nahm er in Gedanken oder auch in Wirklichkeit dessen Haltung ein. Er schaute wie er, er atmete wie er, er bewegte sich wie der andere und nahm auch dessen Stimme an. Er fühlte, wie sich ein Mensch fühlt, der sich so ausdrückt und bewegt, wie der, dem er gerade begegnete. Dann fragte er sich oft, wie wohl eine Brücke beschaffen sein müsste, die von diesem Erleben wegführte, hin zu einem anderen, kraftvollen, freien und erlösten Leben. Weiterlesen
Die Römische Regel
Derjenige, der sagt: „Es geht nicht“, soll den nicht stören, der’s gerade tut.
(Abgeleitet von Murphy’s Gesetz)
Aufstehen
Was macht der Schiffbrüchige an Land?
Der Feldherr und der Prophet
Mit einem befreundeten Arzt habe ich mich über Kurzzeittherapie unterhalten. Viele Menschen haben Jahre alte chronische Probleme – körperliche Krankheiten, psychische Störungen, soziale Schwierigkeiten. Manchmal gibt es Möglichkeiten, solche Leiden innerhalb von Stunden oder Tagen ganz aufzulösen – unabhängig davon, wie alt und leidvoll das Problem bereits ist. Nun werden viele Leute dem Therapeuten kein Vertrauen schenken, wenn er ihnen eine einfach klingende Lösung nennt. Und wenn sie die Lösung ausprobieren und sie schnell wirkt, dann werden sie die Gründe oft woanders suchen als in der Therapie. Der Freund erzählte mir dazu eine Geschichte, die vor 1500 Jahren aufgeschrieben wurde.
Damals war der Feldherr Naaman an Lepra erkrankt. Eine ansteckende und unheilbare Krankheit, die seinen baldigen Ausschluss aus der Gesellschaft zur Folge haben würde. Eine Magd erwähnte, dass der Prophet Elisa im Lande Juda durch seine göttliche Kraft solche Krankheiten heilen könnte. Und der Feldherr machte sich auf den Weg. Weiterlesen