Was ist Hypnotherapie?

„Das ist aber nicht mit Hypnose, oder so?“, hat mich neulich wieder jemand gefragt, nachdem ich sagte: „Ich bin Hypnotherapeut.“ „Ja, so richtig mit Hypnose?“, fragen andere. Wieder andere fragen: „Machst du auch Rückführungen?“, und meinen, dass ich jemanden in ein früheres Leben zurückführen könnte. „Nein, das mache ich nicht“, sage ich, und ich beginne, zu erklären:

Mit Hypnotherapie werden Therapieformen zusammengefasst, die das vorhandene Wissen über die Wirkung von Trance und Suggestionen therapeutisch nutzen. Man will Heilungs-, Such- und Lernprozesse fördern. Dazu wird entweder Hypnose im mehr formalen Sinn praktiziert Weiterlesen

Margarete und Lucia (Die zwei Eidechsen)

Margarete und Lucia (Die zwei Eidechsen)

Letztes Wochenende habe ich auf der Burg Fürsteneck in Hessen ein Seminar über systemische Beratung gehalten. Da ging es um systemische Grundhaltungen und Grundmethoden. Zum Beispiel: Was ist Perspektivwechsel, und was ist ein Reframing? Ich habe ihnen dazu als Beispiel die folgende Geschichte erzählt.

In einer Mauerritze lebten zwei Eidechsen, Margarete und Lucia. Lucia lag den Tag über auf der Mauer und badete in der Sonne. Margarete verbrachte die meiste Zeit damit, Insekten zu suchen für sich und ihre Kinder. Wenn sie Lucia auf der Mauer liegen sah, ärgerte sie sich. „Wie du die Zeit vertust. Wenn du eine anständige Eidechse wärest, würdest du dich mal um das Wohl deiner Kinder kümmern. Was machst du denn den ganzen Tag da oben?“ Weiterlesen

Haltbarkeitsdatum überschritten

Ich kann mich von überschüssigen Nahrungsmitteln nicht trennen. „Essen wirft man nicht weg!“, habe ich gelernt. Zumindest nicht, solange es noch essbar aussieht. Die Lebensmittel, die mich nicht reizen, bewahre ich also, damit sie lange halten, im Kühlschrank auf. Eine, zwei, drei Wochen, einen Monat lang. Wenn sie dann die ersten Schimmelflecken zeigen, werfe ich sie mit beinahe gutem Gewissen weg. Sie sind ja nun nicht mehr genießbar. „Warum wirfst du diese Sachen nicht gleich in den Abfall?“, fragte mich neulich ein Freund. „Wenn du sie am Anfang nicht essen magst, werden sie dir später sicher auch nicht besser schmecken.“ „Wer weiß?“, fragte ich.

Der Goldwäscher

In einer Hütte am Fluss in den felsigen Bergen lebte einmal ein Goldwäscher. Jeden Morgen stand er auf, wusch sich, aß eine Scheibe Brot, zog seine Arbeitskleidung an und ging mit seinem großen Sieb zum Fluss. Viele Jahre lebte er schon hier und hatte schon so manche Tonne Sand gesiebt. An manchen Tagen fand er etwas Gold, doch selten war es mehr als er brauchte, um sich das Nötigste an Essen, Kleidung und an Werkzeug für seinen täglichen Bedarf zu kaufen. Lange hatte er davon geträumt, auf eine große Menge Gold zu stoßen. Doch dieser Traum, das ahnte er jetzt, würde sich wohl nie erfüllen. Denn meistens, wenn er in sein Sieb schaute, war darin nichts zu finden als nur die kleinen Kiesel, die in der Sonne glitzerten. Eines Tages kam ein alter Schulfreund bei ihm zu Besuch. Er war Juwelier in einer größeren Stadt und hatte es zu einem ansehnlichen Vermögen gebracht. Er interessierte sich, einmal zu sehen, wie dieser Goldwäscher lebte. „Zeig mir doch bitte einmal, wie du Gold wäscht“, bat er den alten Freund. Zögernd stand dieser auf, nahm sein Sieb von der Wand und ging mit seinem Gast zum Fluss. Er tauchte das Sieb in den Fluss, schüttelte es und ließ das Wasser herauslaufen. „Siehst du, wieder nichts“, seufzte er und blickte auf zu seinem Freund. „Das ist ja unglaublich“, sagte der und wurde blass. „Lauter Diamanten!“

Tranceinduktion durch Fragen

Man wird ja wohl mal fragen dürfen, sagen manche Leute. Und: Ich hab ja bloß gefragt. Irgendwie klingt das fadenscheinig: Fragen sind so harmlos, und sind es doch nicht. Eine ganze Therapierichtung, die systemische Therapie, ist auf harmlose Fragen aufgebaut, die nach einer Weile die Macht haben, das ganze Leben auf den Kopf zu stellen. Auch in der Hypnotherapie und im Mentaltraining sind Fragen von Interesse.

Fragen wirken immer tranceinduzierend, da man zu ihrer Bearbeitung die Aufmerksamkeit nach innen richtet. Verstärkt wird der Effekt unter anderem durch:

* Fragen zur Introspektive: Welcher Teil von dir…, Wenn du vor deinem inneren Auge…, Wenn du dich erinnerst…, …?
* Fragen zur Skalierung einer persönlichen Einschätzung oder Fragen zur Bildung einer Rangfolge Weiterlesen

Was ist Trance?

Manchmal fragen mich Leute das, und es ist seltsam, dass ich als Hypnotherapeut keine richtige Antwort darauf habe. Ich habe eher viele Antworten, und keine stimmt so ganz. Ich sage den Leuten zum Beispiel:

Trance ist ein alltäglicher Zustand, beim Autofahren, Spielen, Arbeiten, Fernsehen, beim konzentrierten Zuhören oder Zusehen, bei allen absorbierenden Tätigkeiten.

Bei Therapien tritt Trance ganz natürlich auf, in verschiedenen Formen und Intensitäten. Eigentlich handelt es sich um eine Vielzahl von Zuständen mit veränderter Wachheit und Aufmerksamkeit gegenüber dem persönlichen Normalmaß.

„Trance“ ist nicht scharf definierbar, sondern ein Vergleichsbegriff. „Trance“ bedeutet die Abweichung von einem meist nur vage definierten Normalzustand.

Trance ist meist verbunden mit einer Eineingung der Aufmerksamkeit auf nur einen oder wenige Reize, wobei alle anderen Reize ausgeblendet werden. Diese Reize können innere sein, zum Beispiel Erinnerungsbilder oder Tagträume.

Die Neuerschaffung der Welt

Mohammed hat eine Welt erschaffen. Freud hat eine Welt erschaffen. Tolkien hat eine Welt erschaffen. McKinsey hat eine Welt erschaffen. Die Aldibrüder haben eine Welt erschaffen. Bill Gates hat eine Welt erschaffen. Kann ich das auch?

„Jede Woche eine neue Welt“ sagt ein Werbeslogan. Jede Woche werden neue Welten geschaffen, und hunderte davon. Die meisten davon sind wenig originell. Sie schwimmen im Kielwasser etablierter Welten und setzen sich nicht durch.

Was für eine Welt haben Sie erschaffen? Eine philosophische? Eine spirituelle? Eine kommerzielle? Eine mathematische? Eine soziale? Eine ästhetische? Eine materielle? Eine kommunikative? Eine Spaßwelt? Eine ethische Welt?

Sie meinen: Gar keine?

Das glaube ich Ihnen nicht. Sie müssen nur irgendwohin gucken. Sobald Sie dabei aus Versehen etwas denken, beginnt schon von Neuem die Erschaffung der Welt.

Wecker mit Schlummertaste

Jemand hat gefragt, was man einem siebenjährigen Mädchen erzählen soll, das Angst vor der Narkose habe, vor dem Zu-früh-erwachen und auch vor dem Nicht-mehr-erwachen.

Mein Vorschlag ist, dem Mädchen folgende Geschichte zu erzählen:

„Mein Körper hat einen inneren Wecker“, erzählte mir ein Mädchen, das ich kenne. „Ich sage mir immer vor dem Einschlafen: Morgen früh wache ich um Zehn vor sieben auf, und dann wache ich genau um Zehn vor sieben. Allerdings, neulich bin ich, um Zehn vor sieben aufgewacht und nicht gleich aufgestanden. Dann bin ich noch einmal eingeschlafen und habe die erste Schulstunde verschlafen. Ich wache zwar dann auf, wenn ich es mir vornehme, aber wenn ich dann wieder einschlafe, verschlafe ich komplett.“ „Das kann mir nicht passieren“, sagte ihre große Schwester, die ihr zuhörte. „Mein innerer Wecker hat eine Schlummertaste. Ich sage mir vor dem Einschlafen: Morgen früh wache ich genau um Zehn nach Sechs auf und danach alle fünf Minuten wieder. Und ich wache genau so auf, wie ich es mir vornehme – und dann weiter so, genau wie ich es mir vor dem Einschlafen vorgenommen habe.“ „Daran sieht man“, sagte ihre Mutter, dass der Kopf sogar im Schlaf weiß, was er zu tun hat, und genau das richtige tut.“

Der Mistkäfer

Der Mistkäfer

Noch so eine Kindheitserinnerung:

Wenn wir als Kinder mit unseren Eltern spazieren gingen, legte unser Vater uns oft einen blauschwarz schimmernden Mistkäfer in die Hand. „Schließe einmal deine Hand um ihn, und probiere, wie lange er darin bleibt“, sagte er. Wir schlossen dann die Hand, und bald darauf begann der Käfer seiner Arbeit. Mit unwiderstehlicher Kraft drückte scharrte und presste er mit seinen Beinen und mit seinem Körper unsere Finger auseinander. Unnachgiebig arbeitete er sich voran, dem Licht entgegen. Es dauerte nicht lange, bis er der Hand entkommen war.

Das Mülleimermonster

Das Mülleimermonster

„Das ist ein Mülleimer“, erklärte Luise, als sie mir zum Geburtstag ein Pappmachée-Monster mit dem weit aufgerissenen Maul überreichte. Fred, das Mülleimermonster, saß von da an in meinem Beratungszimmer und wartete auf Nahrung. Anfangs begnügte er sich mit Büroabfällen. Genährt vom geistigen Abfall vieler Gespräche, fand er aber Geschmack an all den Dingen, die die Klienten nicht brauchen und darum im Beratungsraum zurücklassen wollen. Ich gewöhnte mir an, Fred und die Klienten einander vorzustellen. Im Laufe der Zeit fraß das Monster meine manchmal missglückten Worte und viele bedrückte Gedanken von Klienten. Er fraß belastende Erinnerungen und ungeliebte Angewohnheiten. Eine Klientin schickte ihre depressiven Gedanken noch von zuhause aus zu Fred. Am Ende fraß Fred auch auf, was mich belastete. Manchmal saß er nachts an meinem Bett und durfte alle unerwünschten Träume zu sich nehmen.