„Meine Ehe ist in einer tiefen Krise. Ich habe nicht das Geld, um eine Therapie zu machen. Was raten Sie mir?“ So fragte mich in diesen Tagen ein Mann am Telefon. Seine Stimme klang depressiv. Ich kannte das Paar von einer früheren Therapie. Er war Lehrer für Geschichte und andere Fächer. Seine Frau, eine gelernte Bürokauffrau, sorgte für den Haushalt und die Kinder. „Intensivieren oder reaktivieren Sie Ihre Freundschaften. Und sprechen Sie mit Ihren Eltern und Geschwistern.“ „Ich habe kaum Freunde. Die habe ich im Lauf der Jahre vernachlässigt. Und mit meiner Familie verstehe ich mich nicht.“ „Dann frischen Sie alte Bekanntschaften auf. Vielleicht Leute, die Sie jahrelang nicht gesprochen haben, vielleicht Leute in anderen Ländern oder in Ihrer früheren Heimat. Und aktivieren Sie alte Hobbies.“ „Sie werden es nicht glauben, sagte der Mann. Ich war früher Präsident des Karnevalsvereins. Aber das ist tief vergraben.“ „Dann gehen Sie auf Spurensuche. Gehen Sie graben! Heinrich Schliemann hat gegraben und Troja gefunden, und er hat dort einen Schatz gefunden, den er unter Gefahren geborgen hat. Es gibt ein Bild von seiner Frau, wie sie den Goldschmuck einer trojanischen Königin um den Hals trägt. Machen Sie sich auf die Suche.“ Wir unterhielten uns noch eine Weile. „Auf nach Troja!“, sagte der Mann, als er das Gespräch beendete.
Patchwork

Tinnitus-Hypnose per MP3?
Am 31.12.2008, eine Stunde vor der großen Knallerei, hat eine Frau namens Inga zwei kurze Kommentare zu der Beschreibung unseres Heidelberger Tinnitusexperiments zu Hypnose geschrieben. Ich hatte eine 23minütige Standardversion unserer Tinnitustherapie als MP3 ins Netz gestellt. Das war ein wenig gewagt gewesen, denn mit unseren Probanden hatten wir jeweils anderthalb Stunden und hochgradig individuell gearbeitet. Trotzdem stellte ich die Frage, ob durch diese standardisierte Kurzfassung therapeutische Effekte erzielt werden können.
Inga schrieb: „einmal angehört, schon gebessert, werde weiter berichten… das bringt’s irgendwie, würde gern kontakt aufnehmen“. Auf meine Antwort hin erhielt ich die folgende Antwort, die ich mit Erlaubnis der Verfasserin gerne zitieren möchte:
Ich glaube, dass die Hypnotherapie eine wunderbare Sache ist, gerade bei Tinnitus, denn der ist ja ganz eng mit unserer Seele verbunden, nicht? Sehr gut bei Ihrer Datei fand ich, dass man sich fragt: Wieviel Stille ist jetzt da – nicht: Wieviel T. ist jetzt da. Das war für mich verblüffend und sehr einleuchtend. Hat weitergeholfen, hat gutgetan. Mal morgens nicht in die Küche zu gehen mit dem Gedanken: Na, wie ist der T. jetzt … sondern auf diese 90 % Stille zu gucken (bzw. zu hören). Das Bild mit dem Adler hat bei mir sofort eine sehr tiefe Entspannung ausgelöst, das hätte auch noch etwas länger gehen können. Der gute Wachhund – auch schön, dass man nicht immer denkt, T. ist etwas Schlechtes, sondern prinzipiell etwas Gutes, das sich dann aber auch wieder beruhigen darf. Auch das Musik-Bild ist natürlich sehr hilfreich. Wir hören die Musik, nicht den Fehler. Und der Fahrstuhl – ich habe mir da eher einen Heißluftballon oder eine Seilbahn vorgestellt, denn Fahrstühle erinnern mich an Hochhäuser, die ich eigentlich nicht so mag. Aber die Dachterrasse war wieder sehr angenehm. Und die vollkommene innere Freiheit, das ist es, was wir alle brauchen, oder?
Die Verfasserin schrieb weiter: „Sehr, sehr dankbar wäre ich auch für jede Erfolgsgeschichte, die Sie berichten können. Man braucht einfach Hoffnung. Das Internet ist voller Schrecklichkeiten und Foren voller Jammer und Not, unerträglich… Man holt sich täglich seine Portion Hoffnungslosigkeit ab.“
Vielleicht gibt es ja auch hier Leute, die positive Erfahrungen im Umgang mit den Ohrgeräuschen gemacht haben und ihre „Erfolgsgeschichten“ erzählen möchten?
Qué es hipnosis?
Mein Schweizer Kollege Hans Egli hat eine spanische Übersetzung der MP3 unter dem Titel „Was ist Hypnose?“ angefertigt, wofür ich ihm sehr herzlich danke! Hans Egli lebt und arbeitet seit vielen Jahren als Psychologe in Mexiko und verwendet die MP3 zu Demonstrationszwecken für Menschen, die an Hypnose und Hypnotherapie interessiert sind. Er verwendet sie gerne auch für Leute, die skeptisch sind, ob sie „hypnotisierbar“ seien oder die, verunsichert durch die Showhypnose, Aufklärung über den therapeutischen Hypnoseansatz wünschen. Die deutsche Fassung der MP3 findet sich bei den Downloads auf dieser Seite unter dem Titel „Was ist Hypnose?“.
El siguiente audio en mp3 dura aproximadamente 17 minutos y usted puede bajarlo sin costo a su computadora. Para escucharlo póngase cómodo y procure que nada le interrumpa, ni el teléfono ni nadie. Al escuchar el audio ponga atención al efecto que ejerce sobre su cuerpo y su mente. En esa breve presentación hipnótica se trata de llamar su atención a los fenómenos naturales del trance. Lo único que se le sugiere en esa demostración de hipnosis es que sea feliz.
Le deseo que disfrute la experiencia!
Autor: Stefan Hammel
Traducción y adaptación al español: Hans Egli
Webtipp: Validation
Wenn ihr euch etwas Gutes tun wollt, wenn ihr euch wirklich einmal etwas sehr, sehr Gutes antun wollt, dann seht euch den Kurzfilm „Validation“ an. Ihr werdet wissen, was ich meine.
Ich danke der Hypnotherapeutin Katharina Hille, die mich auf diesen Film hingewiesen hat.
Der Lüstling
Vor einiger Zeit war ich bei einer Kollegin zu Besuch. „Ich hab jetzt eine Therapiestunde mit so einem komischen Typen“, sagte sie. „Ich weiß gar nicht, was sein Auftrag an mich ist. Er hat kein richtiges Anliegen und redet immer nur von Frauen. Bleib doch einfach mal bei der Therapiestunde dabei.“ Sie stellte mich dem Mann als einen interessierten Kollegen vor und erbat seine Erlaubnis, dass ich bei der Therapie dabei sein dürfe. Ich saß etwas abseits zwischen den beiden und hörte zu. Der Mann setzte sich seiner Therapeutin gegenüber. Er sah sie sich an, öffnete die Beine betont breit und legte die Hände auf seine Oberschenkel. Die Geste wirkte auf mich machistisch, herablassend und vulgär.
Nach einer Weile des Zuschauens wandte ich mich dem Mann zu, öffnete meine Beine ebenso breit mit Zielrichtung auf ihn, legte meine Hände auf die Oberschenkel, blickte zwischen seine Beine und stellte mir vor, wie wohl jemand schaut, der ein Begehren für diesen Mann entwickelt.
Nach kurzer Zeit verschränkte der Mann seine Beine, und dabei blieb es für den Rest der Stunde. Wenn die Therapeutin den Effekt in kommenden Stunden wiederholen wollte, bräuchte sie nur auf die Stelle zu deuten, wo ich gesessen hatte und sagen: „Herr Hammel würde Ihnen da jetzt voll und ganz zustimmen. Herr Hammel schätzt Menschen wie Sie und ist der Meinung…“
Katzenhaarallergie
Gerade hat mir einer der Teilnehmer der Otterberger Ausbildung für Hypnotherapie in einer E-mail folgende Zeilen geschrieben. Seine Worte drücken für mich viel darüber aus, wie faszinierend die Therapie mit Geschichten wie auch die Arbeit mit Hypnose ist. Er schreibt:
Meine Freundin, die Anne, litt seit ich sie kenne, unter einer Katzenhaar-Allergie. Das machte die Aufenthalte bei Katzenbesitzern immer zur Qual, und ungünstigerweise ist die Freundin meines Vaters eine solche Katzenbesitzerin. Nachdem Anne nun schon am 2. Tag die Medikamente ausgingen, hab ich beschlossen, sie zu hypnotisieren. Ich hab ihr eine Geschichte erzählt, die zusammengebaut war aus „Einsatz„, „Die Quelle des Verstehens“ und „Der Weg zur Wiese“ aus deinem Handbuch. Seither ist sie symptomfrei!!!
Wow, ist das ein Gefühl. Für mich fühlt sich das ähnlich an wie der erste Gleitschirmflug nach ein paar Stunden am Übungshang. Irgendwie weiß man, dass man mit dem Ding fliegen kann, aber wenn man plötzlich 10, 20, 100, 200, 700 Meter Luft unter sich hat und merkt „Das Ding trägt“, das ist ein fantastisches Gefühl! (Johannes Conzelmann, Kommunikationspsychologe und Krankenpfleger, Görlitz)
Herzlichen Glückwunsch, liebe Anne (und natürlich lieber Johannes)!
Der Floh im Ohr
Eine Frau kam zu mir wegen Migräne, die sie seit fünfzehn Jahren plagte und die in den letzten Jahren häufiger geworden war. Die Schmerzen träten etwa zweimal monatlich auf für drei bis fünf Tage auf und stünden in einer zeitlichen Relation zu ihrer Periode. In dieser Zeit müsse sie sich etwa 30mal am Tag übergeben und sei ans Bett gebunden. Sie müsse sich von der Arbeit abmelden und brauche Ruhe von der Familie. Die Frau machte mir den Eindruck eines Menschen, der viel von sich abverlangt, sehr streng mit sich selbst ist und ein hohes Bedürfnis nach Kontrolle hat.
Aus einem Apothekenschaufenster hatte ich einen riesigen Plastik-Menschenfloh, der an einer Spiralfeder befestigt war und so zum Hüpfen gebracht werden konnte. Ich ließ diesen Floh vor der Frau als eine Art Hypnotiseurspendel auf- und abschwingen und hielt ihr einen Vortrag über Flöhe, Läuse und Parasiten. Nach und nach entwickelte sie eine schöne Trance. Es ergab sich der folgende Dialog.
„Ich nehme nicht an, dass es Sie irgendwo juckt, oder?“ fragte ich. „Am Ohr“, sagte die Frau. „Sie können sich, wenn Sie möchten, eine lindernde Salbe vorstellen, die Ihnen das Jucken nimmt und Wohlbefinden verbreitet.“ „Das möchte ich aber gar nicht.“ „Möchten Sie lieber dieses Jucken an Stelle der Migräne?“ „Ich möchte gar keine Migräne.“ „Das möchte ich aber nicht. Ich möchte, dass Sie ein minimales Signal behalten, das Sie daran erinnert, wann es Zeit ist, aufzuhören, zu arbeiten. Also: Möchten Sie lieber dieses Jucken anstelle der Migräne oder lieber eine Migräne mit der Intensität dieses Juckens?“ „Das wäre schön.“ „So etwas in dieser Intensität ist also schön. Es ist aber wichtig, dass Sie das dann auch als eine vollwertige Migräne behandeln. Sie müssen sich krank melden und ins Bett legen.“ „Wenn ich aber doch gar nicht krank bin?“ „Dann tun Sie eben so als ob. Besser so tun als ob, als eine Migräne der bisherigen Art.“ „Ist das denn erlaubt?“ „Es ist besser, als wenn Sie dafür richtig krank sein müssen. Und mir ist es wichtig, dass Sie dieses Jucken oder den Schmerz in der Intensität dieses Juckens dann auch wahrnehmen und darauf reagieren. Wenn Sie nicht darauf reagieren, muss Ihr Körper Ihnen wieder einen stärkeren Schmerz und womöglich eine Migräne wie vorher zumuten.“ „Oh, sagen Sie das nicht!“ „Sie können ja flexibel darauf reagieren, und ihr Unbewusstes kann Ihnen flexibel so viel oder wenig Schmerz geben, wie Sie brauchen, um auf das Signal zu reagieren. Es kann den Schmerz für Sie stufenlos einstellen. Wenn Sie nur wenig brauchen – umso besser für Sie.“
Die Frau rief mich neulich, einen Monat nach dem Gespräch, an und teilte mir mit, ihr gehe es wesentlich besser. Die Migräne sei ganz weg, sie habe nur noch Kopfschmerzen. Sie habe keine Übelkeit mehr und brauche nicht mehr im Bett zu liegen. Die Kopfschmerzen könne sie ertragen, sie lenke sich davon mit Haushaltsarbeiten ab.
Das wirklich, wirklich gute Weihnachtsfest
Eine wahre Weihnachtsgeschichte…
Seit ein paar Jahren wohnten sie zusammen. Sie verstanden sich wirklich, wirklich gut. Nur jedes Jahr an Weihnachten verstanden sie sich wirklich, wirklich schlecht. Sie kam aus einer wirklich, wirklich guten Hamburger Familie und er aus einer wirklich guten Heidelberger Familie. Sie hatte mit ihren Eltern bis dahin jedes Jahr ein wirklich, wirklich gutes Hamburger Weihnachtsfest verbracht. Er hatte bis dahin mit seiner Familie ein wirklich, wirklich gutes Heidelberger Weihnachtsfest gefeiert. Nun wohnten sie in Darmstadt. Im ersten Jahr feierten sie dort ein wirklich, wirklich schlechtes Heidelberger Weihnachtsfest. Im zweiten Jahr feierten sie dort ein Hamburger Weihnachtsfest. Das war auch wirklich, wirklich schlecht. Im dritten Jahr versuchten sie ein Heidelberger Hamburger Weihnachtsfest. Das war das wirklich, wirklich schlechteste Weihnachten von allen. Nun saßen sie da und überlegten, was sie dieses Jahr wohl feiern könnten. Sie entschieden sich für ein Darmstädter Weihnachtsfest. Es wurde ein wirklich, wirklich gutes Fest.
Der Platz neben dir
Diese Woche habe ich eine neue Therapiemethode ausgedacht, die außerordentlich gut funktioniert hat. Nacheinander habe ich sie bei drei Klienten mit jeweils unterschiedlichen Problemen ausprobiert. Es war jedesmal erstaunlich….
Also, da war eine Klientin, nennen wir sie Frau Goldschmitt, die erzählte mir, wie schlecht und unfähig sie sich fühle und dass sie kein Selbstbewusstsein habe, und dass sie sich selbst dafür noch Vorwürfe mache. „Ich habe Sie aber auch anders kennen gelernt“, sagte ich zu ihr. „Ich habe den Eindruck, Sie haben einen faszinierenden Beruf erlernt und Sie füllen ihr kompetent aus. Sie haben eine Tochter, die Sie offenbar gut erzogen haben und die sehr liebevoll ist, und Sie scheinen Freunde zu haben, die viel von Ihnen halten. Da scheint es zwei Frau Goldschmitts zu geben: Eine die hier sitzt und nicht viel von sich hält, und die sich selber schlecht macht, und eine andere, die stelle ich mir neben Ihnen auf dem Sofa vor: Diese Frau Goldschmitt hat viel erreicht und wird sehr geschätzt, und sie weiß das auch.“ Und wir sprachen eine Weile über die eine und über die andere Frau Goldschmitt. Ich fragte, welche Körperhaltung die andere Frau Goldschmitt wohl habe, was ihr wichtig sei, und wie sie mit sich und mit anderen umgehe. Wir verglichen ihr Erleben und Verhalten mit dem der unsicheren Frau Goldschmitt, die da vor mir saß. Als sie mir genügend über beide erzählt hatte, sagte ich: „Dürfte ich Sie bitten, sich auf den Platz neben Ihnen zu setzen, auf den Platz der anderen Frau Goldschmitt?“ Meine Gesprächspartnerin war etwas verdutzt, aber sie tat es.
„Auf diesem Platz sind Sie ja die Frau Goldschmitt, die ihren Erfolg, ihre Freunde und den Wert ihres Lebens kennt“, fuhr ich fort. „Erzählen Sie mir noch etwas über Sie und die andere Frau Goldschmitt auf dem Platz neben Ihnen, die so unsicher ist.“ Es war verblüffend. Es schien, als ob ich mit einem anderen Menschen spräche. Vor mir saß eine starke Frau. „Bemerken Sie, wie sich Ihre Körperhaltung jetzt unterscheidet von derjenigen der unsicheren Frau Goldschmitt?“, fragte ich sie. „Merken Sie, dass Ihre Stimme ganz anders klingt? Haben Sie schon bemerkt, dass Sie jetzt ganz andere Worte gebrauchen?“ Und ich beendete die Stunde mit der starken Frau Goldschmitt.
„Wann immer Sie in Ihrem Alltag der unsicheren Frau Goldschmitt begegnen, schlage ich Ihnen vor, Plätze zu tauschen“, sagte ich zu ihr. „Sie machen das, indem Sie sich die Starke einen Schritt neben sich vorstellen, einen Schritt zur Seite treten und die Unsichere an dem vorherigen Platz lassen.“