Wenn ich Paartherapie mache, höre ich viele Klagen vom einen über den anderen, und vom anderen über den einen. Dann muss ich immer wieder an den einen Satz denken:
Die meisten Menschen haben einander verdient.
Wenn ich Paartherapie mache, höre ich viele Klagen vom einen über den anderen, und vom anderen über den einen. Dann muss ich immer wieder an den einen Satz denken:
Die meisten Menschen haben einander verdient.
Oft habe ich mich gefragt, warum einige Menschen pausenlos hektisch erscheinen und stets einen dicht gefüllten Schreibtisch und Kalender haben und immer wieder von Überarbeitung reden, und doch im Ergebnis nicht mehr leisten als andere, denen Zeit für Pausen und Erholung übrig bleibt.
Es scheint so, dass Überarbeitung ein guter Schutz ist. Zum einen macht das Herumwirbeln einen äußerst wichtigen Eindruck – wer so am Schaffen ist, wirkt geradezu unentbehrlich. Wer überarbeitet ist und schon klagen muss über die Last des Geleisteten, dem wird man leichter ein paar Fehler nachsehen. Er darf hoffen, als bewunderns- oder bedauernswert betrachtet zu werden. Wenn ein solcher Mensch mit seiner Arbeit nie ganz fertig wird, wird sie womöglich dann an andere weitergeleitet. Zumindest kann er erwarten, von neuen Aufträgen abgeschirmt zu werden. Im Laufe der Zeit wird sein Aufgabengebiet immer enger beschrieben werden oder zumindest dürften nicht viele neue Aufgaben hinzukommen. Andererseits wird er dafür sorgen, dass ihm nicht zu viel Arbeit abgenommen wird, so dass ihm die Vorteile der Überlastung womöglich abhanden kämen. Wenn Entlassungen drohen, wird ein Mensch, dessen Arbeit schon wegen ihrer Menge ins Auge fällt, gern für unabkömmlich gehalten. Doch auch als Selbständiger oder als Beamter bleibt ihm das gute Gewissen, alles Leistbare getan und gewiss nichts versäumt zu haben, indem er die verfügbare Zeit möglichst restlos mit seinen Tätigkeiten gefüllt hat.
Wie viele Nachteile hätte es aber, dasselbe Ergebnis in kürzerer Zeit zu erreichen und sich womöglich zwischendurch ein wenig auszuruhen oder Konzepte auszuarbeiten, wie die Arbeit noch entspannter noch effektiver geleistet werden könnte. Da blieben Neid und Anfeindungen nicht aus! Doch schlimmer wäre der Kampf des Gewissens mit jener unheilvollen inneren Stimme: „Wer Pausen macht, ist faul.“ Ich bin überzeugt: Wer möglichst entspannt und mit dem geringsten Aufwand viel erreichen will, der braucht eine große Portion Charakter.
S. Hammel, Der Grashalm in der Wüste, S. 29.
„Ich habe so viel falsch gemacht. Jahre meines Lebens habe ich sinnlos vertan“, seufzte sie. Mit diesen Worten vertat sie weitere Jahre ihres Lebens sinnlos.
Seit langem habe ich im rechten Fuß pulsierende Schmerzen. Dabei kann ich nicht erkennen, dass der rechte Fuß anders belastet wäre als der linke. Lediglich ist rechts ein Band gerissen, und es gibt eine Narbe von einer Bänderrissoperation. Gestern habe ich meinem Körper die Anweisung gegeben, die Phase der Schmerzen zeitlich verkürzt zu erleben und die zeitlichen Zwischenräume zwischen zwei solchen Phasen als verlängert. Da Zeit subjektiv von Mal zu Mal ganz unterschiedlich erlebt wird (vergleiche etwa langweilige mit spannenden Unterrichtsstunden) ist eine solche Verzerrung des Zeiterlebens möglich; sie findet ohnehin im Alltag sehr oft statt. Nach wenigen Minuten hatte ich den Eindruck, dass die Schmerzphasen kürzer geworden waren. „Du siehst so nachdenklich aus“, sprach mich eine Freundin an, bei der ich gerade zu Besuch war. „Geht’s dir gut?“ Ich erklärte ihr das Experiment, mit dem ich gerade beschäftigt war. Anschließend fiel mir auf, dass die Schmerzenphasen völlig aufgehört hatten. So blieb es auch, bis auf wenige Momente, für den restlichen Abend.
Vorhin war ich bei einem Mann, der eine Autowerkstatt betreibt. „Ich habe eine Schramme in meiner rechten Autotür“, sagte ich. „Was würde es kosten, den Schaden beheben zu lassen?“ Der Mann schaute sich das Auto von hinten an, dann musterte er die linke Seite und ging nach vorne. „Die Schramme ist rechts“, sagte ich. „Ich schaue mir immer erst die gute Seite an“, sagte der Mann. „Dann habe ich ein Gefühl für den Wert des Autos und kann besser beurteilen, was mit dem Schaden zu tun ist.“
„Wenn er mit allen Dingen so umgeht“, dachte ich, „dann ist er ein weiser Mann“.
Mit Herrn Gundolf unterhielt ich mich über eine Frau, die für ihren Mann alle Freunde aufgegeben hatte und die sich fragte, ob sie ihren Mann noch liebte. „Wenn diese Frau sich trennen will, dann braucht sie Freunde“, sagte Herr Gundolf, „sie schafft es sonst nicht“. „Wenn sie bleiben will, dann gilt das Gleiche“, sagte ich.
Einige der HYPS-Geschichten sind ja bereits in dem Buch „Der Grashalm in der Wüste“ von 2006 veröffentlicht. Die meisten dagegen gibt es nur hier. Das soll sich ändern!
Viele der in Papierform unveröffentlichten Blog-Geschichten und weitere, die noch nirgends zu lesen sind, erscheinen im März 2009 in der Reihe „Leben lernen“ des Verlags Pfeiffer bei Klett-Cotta. Veröffentlicht werden sie zusammen mit einer Methodenlehre des therapeutischen Geschichtengebrauchs als „Handbuch des therapeutischen Erzählens“ auf ca. 350 Seiten.
Die Geschichten sind geordnet nach den Symptomen und Themen, bei denen sie jeweils schwerpunktmäßig eingesetzt werden können. Sie sind kurz kommentiert und mit Fußnoten versehen. Sie sind eingeordnet in Abschnitte über Gesundheit, psychologische und psychiatrische Problemen, über die Regulierung von Paar- und Familienbeziehungen, über die Verbesserung von Arbeitssituationen und von Arbeitsleistungen, usw.
Der Methodenteil beschreibt, wie man Geschichten auffindet, erfindet, aufbaut und erzählt. Er beschreibt, welche therapeutischen Interventionen in Geschichten integriert werden können und wie sie „funktionieren“. Schließlich gibt es ausführliche Register zu den therapeutischen Themen, zu den Interventionen (sozusagen den Therapeutentricks) und zu den Gattungen der Geschichten.
Wegen der anstehenden Neuauflage des Buchs „Der Grashalm in der Wüste“ bin ich auch mit zwei Fachverlagen in Verhandlung. Die erste Auflage ist bis auf 70 Exemplare abverkauft, so dass die zweite möglichst bald erfolgen soll.
Und das Handbuch betreffend freue mich natürlich sehr über die Zusage des Verlags und auf die Veröffentlichung!
Eine Architektin litt an Morbus Crohn. Die entzündliche Immunerkrankung – und die Behandlungen mit Cortison und durch chirurgische Eingriffen – hatten ihrem Körper zugesetzt. Nach einiger Zeit therapeutischer Gespräche sah es so aus, als hätte sich die Krankheit beruhigt. Ich fragte sie: „Angenommen, dein Körper wäre ein wertvolles Haus, das auf seine Renovierung wartet – wie sieht dieses Haus in deinen Gedanken aus?“ Sie beschrieb mir eine Villa im Stil der Gründerzeit, umgeben von Grün, ausgestattet mit kostbaren Stuckarbeiten, mit wunderbaren wunderbaren Tapeten und edlen Möbeln. Das Haus war wohl lange lange verlassen gewesen. Spuren von Wassereinbrüchen, Risse in den Wänden und abgebröckelter Gips waren überall zu sehen. Vieles was einst schön war, wirkte jetzt heruntergekommen und verbraucht. „Welche Arbeiten haben die Restaurateure auszuführen?“, fragte ich sie. Sie nannte mir verschiedene Tätigkeiten und wir überlegten, in welcher Reihenfolge diese ausgeführt werden sollten.
In den kommenden Gesprächen fragte ich jedesmal nach den Fortschritten in den Renovierungsarbeiten, und immer waren die Handwerker vorangekommen. Wie hätte es auch anders sein können: Renovierungen gehen vorwärts, nicht rückwärts. Die Metapher schließt Rückschritte aus. Nach Annahme des Bildes schließt das Gehirn jedes Körperverhalten aus, das mit der Metapher nicht in Einklang zu bringen ist. Einmal sagte die Frau: „In diesem Zimmer ist zu viel von der Originalsubstanz verlorengegangen, so dass die Handwerker keine originalgetreue Restauration mehr vornehmen können. Sie ergänzen das Fehlende sinngemäß, so, wie es einmal gewesen sein könnte.“ Nach einigen Wochen teilte sie mit, dass die Restaurateure ihre Arbeit beendet hätten. Die Villa sei vollständig renoviert.
Das ist etwa vier Jahre her. Ihr Zustand hat sich erheblich verbessert.
Die folgende Geschichte habe ich neulich im Rahmen einer Hypnosesitzung bei einem Mann zur Senkung und Stabilisierung des Blutdrucks verwendet. Wichtig ist mir, die Suggestion zu geben: Lassen Sie Ihren Körper in letzter Instanz entscheiden, was gut für ihn ist, und den Hinweis zu geben: Alle medizinischen Fragen klären Sie bitte vorher und begleitend mit Ihrem Arzt ab.
Stell dir vor, du bist ein Adler, und du fliegst über die Alpen. Du fliegst in Richtung Mittag, dorthin wo fern hinter gewaltigen Bergketten das Land liegt, dass die Menschen Italien nennen. Wo du jetzt bist, sind die Gipfel hoch, und die Täler tief. Die Luft ist stürmisch, es gibt ein Gewitter, du kannst Blitze sehen, und heftige Böen zwingen dich, mit den Flügeln heftig zu schlagen. Hier hilft kein Segeln, du musst deine Flügel gebrauchen, und du gebrauchst sie, um über die Höhe des Berninapasses zu fliegen. Dahinter werden die Berge allmählich flacher, und auch das Wetter ist hier ruhiger und freundlicher. Indem du weiterfliegst, wird die Landschaft immer mehr zu einem Hügelland. Sie wird lieblich und am Ende beinahe flach. Du erreichst das Meer. Seine Wellen sind ruhig und glatt, wie ein großer Spiegel liegt es vor dir. Du fliegst aufs offene Meer. Eine lange Zeit fliegst du nach Sonnenaufgang, dann wieder nach Mittag, bis du wieder Land erreichst. Die Gegend der Sinaihalbinsel ist wüst. Du fliegst weiter in Richtung Aufgang, und siehst schließlich zu deiner linken eine weite glatte Fläche, ruhig und völlig ohne Wellen. Das ist das Tote Meer. Du fliegst dorthin, denn dahinter siehst du eine Oase. Der Jordan ist ein kleiner Fluss, umrahmt von grünen Bäumen und Büschen. Du lässt dich an seinem Ufer nieder und kostest von seinem Wasser. Wenn du möchtest, setzt du dich auf einen schattigen Ast. Schau dich nur um. Du befindest dich am niedrigsten Ort der Welt. Der ruhige, glatte Spiegel dieses Sees liegt Meter unter dem Meeresspiegel. Genieße die Ruhe auf deinem Ast, und wenn du heimwärts fliegst, nimm mit, was dir an diesem Ort von Nutzen ist.
Vor ein paar Tagen fand ich in meinem Mailfach folgenden Hinweis eines mir bekannten systemischen (und etwas hypnotischen) Institutes. Eine nützliche und anregende Website! Gerne gebe ich den Hinweis an euch weiter…
„Kennen Sie schon die ‚Schatzkiste‘ des ISB-Wiesloch? Das Institut für systemische Beratung in Wiesloch stellt sich mit einer völlig neu gestalteten Webseite vor! Sie können zahlreiche Schriften, Audiodokumente und didaktische Schaubilder kostenlos downloaden, sich über unsere Qualifizierungen und Projekte informieren oder einfach gut schlafen.
Gut schlafen? Ja, auch beim Einschlafen kann das ISB helfen. Was in der Gruppe funktioniert, kann auch im Bett funktionieren, wenn jemand in erholsamen Schlaf finden möchte. Geleitete Phantasien gehören zu unserem didaktischen Repertoire. Sie bestehen aus einer ‚Einschlaf‘-Anleitung, den Lernimpulsen im Thementeil und einer ‚Aufwach‘-Anleitung, damit es danach in der Gruppen weitergehen kann. Wir haben von einigen dieser geleiteten Phantasien die ‚Aufwach‘-Anleitung“ weggeschnitten, damit Sie einfach weiterschlafen (und am Morgen hoffentlich erquickt aufwachen). Vielleicht wirkt der Lernimpuls im Traum oder auch danach hintergründig, so dass hier noch zusätzlich ein überraschender Gewinn zu verzeichnen sein könnte. Aber gut. Einschlafen ist ja auch schon was. Oder? Bitte probieren Sie es aus und geben Sie uns Rückmeldung. Wenn die Resonanz gut ist, stellen wir weitere Audios als Einschlafversion zur Verfügung. Sie finden diese Einschlaf-Geschichten auf der persönlichen Seite von Bernd Schmid mit Veröffentlichungen, Literarischem, Privatem und vielem mehr. Klicken Sie einfach hier.
Ebenfalls neu: der Blog von Bernd Schmid – aktuell zum Thema ‚Event und Programm‚.
Die Adresse der ISB-Webseite bleibt wie gehabt www.isb-w.de (www.systemische-professionalitaet.de).
Und mehr möchten wir nun gar nicht verraten… Viel Spaß beim Stöbern. Ihr Feedback ist uns willkommen!“