Das Worfeln

In Ländern, wo ein kräftiger Wind über das Land fegt und die Felder fruchtbar macht, gibt es unter den Bauern einen Brauch, den man das Worfeln nennt. Jedes Jahr nach der Ernte, wenn sie das Korn gedroschen haben, bringen sie es nach draußen vor die Scheune. Sie werfen das Getreide gemeinsam in die Luft. Die guten, schweren Kerne fallen dann nach unten, während die leichte Spreu vom Wind davon getragen wird. Die schwerste Arbeit dabei macht der Wind. Wer weiß, ob man nicht auch Gedanken worfeln kann?

Die Geschichte aus dem Buch „Der Grashalm in der Wüste“ verwende ich, wenn jemand seine Gedanken ordnen möchte, seine Konzentration oder Gedächtnisleistung optimieren will oder wenn sich jemand mit einer gedanklichen bzw. emotionalen Aufgabe schwer tut.

Erickson-Geschichten III

Erickson erzählt: In dem Dorf Lowell, in Wisconsin, schneite es in jenem Winter zum ersten Mal am 12. November, kurz vor 4 Uhr nachmittags. Und das Kind auf dem dritten Platz in der dritten Reihe, direkt neben dem Fenster, fragte sich: „Wie lange werde ich mich hieran erinnern?“ Ich grübelte einfach… Ich wusste genau… Ich wusste, es war der 12. November im Jahre 1912. Es war sehr leichter Schnee. (Rosen, S. 68)

Seminar Metaphernschmiede

Inzwischen stehen die Details für das zweitägige hypno-systemische Geschichten-Seminar „Metaphernschmiede“ fest, das ich vom 25.7. – 26.7.2008 beim Milton-Erickson-Institut Heidelberg (Gunther Schmidt) halte. Den Ausschreibungstext und eine Anmeldemöglichkeit für das Seminar finden Sie hier.

Ziel des Seminars ist es, zu lernen, wie man…

* therapeutische Geschichten für Klientinnen und Klienten findet
* jederzeit Beispielgeschichten für einzigartige Situationen erfindet
* Erzählungen therapeutisch wirksam formuliert und einbettet
* Problemmetaphern in Lösungsmetaphern transformiert
* wegweisende, warnende und aktivierende Geschichten aufbaut.

Der Mann, der gewinnt, wenn er verliert

Vor einiger Zeit war ein Mann hier in Beratung, der sagte: „Ich möchte nicht, dass Sie enttäuscht sind, wenn Sie bei mir nichts erreichen.“ Ich antwortete ihm: „Ich werde nicht versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass Sie mit mir etwas erreichen. Wenn ich versuche, Ihnen zu beweisen, dass Sie etwas erreichen können, und Sie wollen mir das Gegenteil bewiesen, wird es Ihnen immer gelingen und mir nie. Wenn Sie mir beweisen wollen, dass Sie hier nichts erreichen, werde ich gut daran tun, nicht für Sie das Gegenteil erreichen zu wollen.“

Er sagte: „Ich war vor Ihnen schon bei anderen Beratern. Meine Erfahrung sagt mir, dass die Wirkung etwa drei Tage anhält, danach ist alles wie vorher.“ Ich antwortete ihm: „Wenn die Stimme Ihrer Erfahrung Ihnen das sagt, dann sagt Ihnen Ihre Erfahrung ja, dass es immer nur drei Tage angehalten hat, wenn Ihre Erfahrung sagte, dass es nur drei Tage anhalten würde. Die Stimme Ihrer Erfahrung sagt Ihnen also, dass Ihre Erfahrung Ihnen schlechte Erfahrung schafft. Aus dieser Erfahrung heraus kann Ihre Erfahrung ja einmal in Urlaub gehen und andere Stimmen sprechen lassen, während sie einmal nichts sagt und nur beobachtet, was die anderen Stimmen erreichen, wo sie bisher nichts erreicht hat. Da Ihre Erfahrung Ihnen bestimmt nutzen will, wird sie das sicherlich für Sie tun.“

Er sagte: „Ich traue mir nichts zu. Ich habe kein Selbstbewusstsein. Ich habe das Gefühl, ich habe alles falsch gemacht. Ich bin viel zu perfektionistisch. Ich grüble zu viel.“ Ich antwortete ihm: „Sie wollen keine Verantwortung übernehmen. Wer etwas tut, kann markante Fehler machen. Wer nichts tut, macht nur den einen großen Fehler, dass er nichts tut, und der Fehler ist schwammig. Sie wollen niemanden enttäuschen, und dadurch enttäuschen Sie die Menschen. Würden Sie die Menschen enttäuschen, wären sie weniger enttäuscht.“

Er fragte: „Meinen Sie, Sie können mich dazu bringen, dass ich weiß, was ich will?“ Ich antwortete ihm: „Ich habe sehr raffinierte Methoden. Sie werden wissen, was Sie wollen, aber Sie werden denken, es hätte nichts mit mir zu tun.“

Erickson-Geschichten II

Erickson erzählt: „Eine Ärztin von der Ostküste rief mich an und sagte: ‚Mein Sohn studiert in Harvard und er leidet an einer besonders schweren Form von Akne. Können Sie dabei mit Hypnose helfen?‘ Ich sagte: ‚Ja. Warum wollen Sie sich aber die Mühe machen, ihn hierherzubringen. Was werden Sie in den Weihnachtsferien tun?‘ Sie sagte: ‚Normalerweise mache ich Urlaub von der Praxis und fahre nach Sun Valley zum Skifahren.‘ Ich sagte: ‚Warum nehmen Sie in diesen Weihnachtsferien Ihren Sohn nicht mit? Suchen Sie sich eine Hütte aus und entfernen Sie alle Spiegel. Sie können Ihre Mahlzeiten in dieser Hütte einnehmen, und sorgen Sie dafür, dass Sie Ihren Taschenspiegel sichr wegstecken.‘ Sie verbrachten die Zeit mit Skifahren, und Ihr Sohn konnte keinen einzigen Spiegel sehen. Seine Akne verschwand innerhalb von zwei Wochen. Akne kann also geheilt werden, indem man alle Spiegel entfernt. Ausschläge und Ekzeme im Gesicht verschwinden oft auf dieselbe Art.“ (Rosen, 104)

Coachingausbildung für Führungskräfte

Eine systemische Coachingausbildung für Führungskräfte bieten wir im nächsten Jahr bei Mainz an. Die komprimierte Ausbildung erstreckt sich über fünf 2,5-tägige Seminare und ein optionales hypno-systemisches Aufbaumodul. Sie beginnt jeweils im März und August 2008 und ist ein Angebot in Kooperation mit der Inszena Group. Ein ähnliches Projekt ist ab Herbst 2008 in Liechtenstein geplant. Informationen zur Ausbildung in Mainz erhalten Sie hier.

Erickson-Geschichten I

Der amerikanische Psychiater Dr. Milton Erickson gilt als der Neubegründer der Hypnotherapie, als Pionier der Familientherapie und als einer der kreativsten und einflussreichsten Therapeuten überhaupt. Viele kuriose Geschichten kursieren über ihn. Er selbst hat viele Geschichten aus seinem Leben erzählt, um anderen durch das Erzählen nützliche Dinge zu vermitteln. In dieser Serie möchte ich einige dieser Geschichten vorstellen (zitiert nach: Sidney Rosen, Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson. Wer möchte, kann das Buch mit allen Geschichten hier bestellen).

Erickson erzählt: „Viele Leute waren besorgt, weil ich schon vier Jahre alt war und immer noch nicht sprach. Ich hatte eine zwei Jahre jüngere Schwester, die sprach. Und sie spricht immer noch, aber gesagt hat sie eigentlich nichts. Viele Leute waren besorgt, weil ich als Vierjähriger nicht sprechen konnte. Meine Mutter sagte ganz ruhig: „Wenn die Zeit kommt, wird er sprechen.“ (Rosen, 69)

Hypnose bei Tinnitus – weitere Ergebnisse

Wie schon berichtet, unternehmen Dr. rer. nat. Peter Schneider aus Heidelberg und ich eine Versuchsreihe zur Wirksamkeit von Hypnotherapie bei Tinnitus. Besonders interessiert uns, ob eine vollständige Auflösung des Tinnitus möglich ist, ob die Behandlungsergebnisse von Dauer sind und welche Begleitsymptome dabei noch verbessert werden. Die bisherigen Ergebnisse sind ausnahmslos sehr vielversprechend.

Diese Woche habe ich die Daten zu den Nachmessungen des vierten Probanden erhalten. Der 58-jährigen Mann hat einen Tinnitus links in der Stärke von 15 dB seit 38 Jahren. Auslösend war damals ein schwerer Tauchunfall, durch den er für Frequenzen oberhalb der Tinnitusfrequenz vollständig taub ist. Im Rahmen der Versuchsbehandlung war innerhalb einer Stunde eine Reduktion des Tinnitus um ein Drittel auf 10 dB möglich. Die Nachmessungen 8 Wochen später (vorigen Montag) ergaben eine weitere Reduktion des Tinnitus auf 8 dB, also auf etwa die Hälfte der ursprünglichen Lautstärke. Sowohl die Fähigkeit zur Unterscheidung von Frequenzen als auch von Tonhöhen war auf der Tinnitusfrequenz um etwa das Doppelte verbessert. Zwischen der Behandlung und der Nachmessung bestand zwischen dem Probanden und uns kein Kontakt. Trotzdem haben sich alle gemessenen Aspekte der Symptomatik in den Wochen nach der Behandlung nochmals verbessert.

Wer Genaueres wissen möchte – einen Überblick über das Vorgehen und die Versuchsergebnisse findet ihr hier.

Neue Hypno-Audiodateien zum Downloaden

Drei neue hypnotische Geschichten habe ich als Audiodateien auf der Seite www.stefanhammel.de eingestellt. Die gestrige Geschichte „Adlerflug“ findet sich unter dem Stichwort „Selbstsicherheit“ im Downloadbereich, handelt aber noch viel mehr von Weltvertrauen bzw. Gottvertrauen – also von der Zuversicht, dass das Leben oder jemand dahinter mich trägt. Die Geschichte vom Mistkäfer habe ich ja früher schon einmal hier veröffentlicht. Sie habe ich zusammen mit der vorgestern vorgestellten Erzählung vom „Grashalm in der Fuge“ zu einer hypnotischen MP3 komponiert. Die beiden Geschichten finden sich unter dem Stichwort „Befreiung“ im Downloadbereich der genannten Seite.

Ich wünsche euch allen viel Spaß beim Anhören…