Schnarchen

Diese Woche war ich bei einer Freundin zu Gast. „Du hast die ganze Nacht geschnarcht. Ich lag über eine Stunde wach“, erzählte sie mir am Morgen. „Wecke mich, falls das die nächste Nacht nochmal passiert“, sagte ich. „Habe ich diese Nacht wieder geschnarcht?“ fragte ich am anderen Tag, nachdem ich ungeweckt bis zum Morgen geschlafen hatte. „Nein, gar nicht. Das war sehr merkwürdig“, erhielt ich zur Antwort. „Ich habe mir die Anweisung gegeben, die ganze Nacht auf der linken Seite zu verbringen“, erklärte ich. „Allerdings hatte ich danach Verspannungen an der linken Schulter, die ich mit einer anderen Methode auflösen musste“. Ich nahm mir vor: Beim nächsten Mal würde ich mir die Anweisung geben, auf beiden Seiten abwechselnd zu liegen und nur die Rückenlage zu übergehen…

Weitere hypnosystemische Interventionen bei Schnarchen. Schlafapnoe und anderen Schlafstörungen finden Sie hier.

Nägel machen Leute

Ein Mädchen, 13 Jahre alt, hat mir gestern erzählt: „Es gibt an meiner Schule eine ganze Menge Leute, die meinen, sie müssten mich jeden Tag absichtlich nerven. Das sind vor allem einige Knirpse aus der fünften Klasse und eine Anzahl Leute aus meiner Klasse. Letzte Woche habe ich mit einer Freundin nachmittags Nagellack ausprobiert. Am Schluss ging sie weg und nahm den Nagellackentferner mit. Ich hatte noch zwei Nägel schwarz lackiert und ging halt so in die Schule. An diesem Tag ärgerte mich keiner von den Fünftklässern, die mir sonst ständig auf die Nerven gehen. Also lackierte ich am folgenden Tag alle Nägel schwarz, zog mich ganz schwarz an und schnallte mir einen Nietengürtel um. An diesem Tag ärgerte mich keiner der Fünftklässler und überhaupt keiner aus meiner Klasse. Das war völlig unglaublich! Nico, der immer nervt, machte nur den Mund verächtlich auf, schaute an mir hoch, klappte den Mund wieder zu, drehte sich um und ging. Heute trug ich nur noch eine schwarze Jacke, die ich auch sonst manchmal anhatte. Keiner hat mich mehr geärgert. Die Wirkung hält an.“

Erickson-Geschichten VI

Erickson erzählt: Ein Bauarbeiter stürzte aus dem 40. Stockwerk, und bis auf seine Arme war er am ganzen Körper gelähmt. Für immer. Für das ganze Leben. Er wollte wissen, was er in seiner schmerzlichen Situation tun könne. Ich sagte: „Viel ist es nicht, was Sie tun können. Sie können Schwielen an Ihren Schmerznerven entwickeln. Auf diese Weise werden Sie den Schmerz nicht so stark empfinden. Ihr Leben wird Ihnen nun sehr langweilig erscheinen. Lassen Sie sich daher von Ihren Freunden Cartoons mitbringen und Comics. Die Krankenschwester soll Ihnen Klebstoff und eine Schere geben. Machen Sie dann Alben aus den Cartoons, Witzen und komischen Aussprüchen. Sie können wirklich sehr viel Spaß dabei haben, wenn Sie solche Alben zusammenstellen. Jedesmal, wenn einer Ihrer Kollegen im Krankenhaus landet, schicken Sie ihm ein Album.“ Und so fertigte er ich weiß nicht wie viele hundert Alben an. (Rosen, 218)

Der Hexenschuss

Es war wie verhext. Diese Schmerzen. Ich dachte: „Am besten bewege ich mich gar nicht mehr. Nur so – wenn ich den Arm ein bisschen nach vorne halte, die rechte Schulter ein wenig hochziehe, die linke hängen lasse und mich dabei ein bisschen nach vorne beuge, dann ist es einigermaßen zu ertragen.“ Wenn ich vorsichtig war, konnte ich so sogar ans Telefon oder an die Tür gehen. Nur, wie sollte ich den Hörer abnehmen, und wie die Klinke herunterdrücken, ohne meine Haltung zu verändern? Jede falsche Bewegung verursachte grausame Schmerzen. Andererseits: Was hieß schon „falsche Bewegung“? Je mehr ich in meiner unnatürlichen Schutzhaltung verharrte, desto schlimmer wurden nachfolgend die Verspannungen meiner Muskulatur und desto schlimmer wurden die Schmerzen. Wenn meine Rettung also gewissermaßen meine Falle war – was folgte daraus? Ich entschloss mich zu einem Experiment. Weiterlesen

Das Gärtchen

Herr Alois Rech wohnt in Hoppweiler an der Gies. Das liegt bei Eppenbach an der Ried, ganz in der Nähe von Unteralben. Jeden Tag macht sich Herr Rech in seinem kleinen Gärtchen zu schaffen. Er hackt den Boden und recht ihn, er zieht den Löwenzahn heraus, zupft trockene Blätter von den Sonnenblumen und gießt alles, was da wächst. Zwei Nachbarn kommen vorbei. Sie tuscheln miteinander: „Also so einer – hat der denn wirklich nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag Blumen zu gießen?“
Der Gartenfreund hört das. Er sagt sich: „Das muss ich mir nicht nachsagen lassen! Ich habe ja wohl genug anderes zu tun!“ Herr Rech steht nun recht früh auf, stürzt sich in seine Arbeit und macht viele Überstunden. Sein Chef ist zufrieden. Die schönen Pflanzen in seinem Gärtchen vertrocknen, und nach ein paar Wochen steht der Garten voller Unkraut. Da hört er, wie seine Nachbarn an dem Grundstück vorbeigehen Weiterlesen

Erickson-Geschichten V

Erickson erzählt: In Worcester hatte ich einen Patienten, der jeden Gruß erwiderte. Wenn man ihm eine Frage stellte, blickte er einen freundlich an. Er war sanft, leicht lenkbar, sehr ruhig. Er ging in die Kantine, ins Bett, war ordentlich, hatte nichts zu sagen. Er sagte lediglich „Hallo!“ oder „Auf Wiedersehen!“. Ich gab den Versuch auf, ihn zu befragen. Ich wollte seine Geschichte hören, und er war ganz offensichtlich in einer Welt, die nicht existierte. Ich brauchte eine ganze Weile, um herauszufinden, wie ich in seine Welt eindringen konnte. Eines Tages ging ich auf ihn zu und sagte „Hallo!“ Er sagte: „Hallo.“ Dann zog ich meine Jacke aus, kehrte das Innere nach außen und zog sie wieder an, mit der Rückseite nach vorn. Dann nahm ich seine Jacke, kehrte das Innere nach außen und zog sie ihm wieder an, mit der Rückseite nach vorn. Ich sagte: „Ich möchte gern, dass du mir deine Geschichte erzählst.“ Ich bekam seine Geschichte. Schließ dich dem Patienten an.

Lautstärkeregler

Sie liebte es, in die Disco zu gehen. Wenn ihre Eltern sie abholten, wunderten sie sich jedes Mal: „Wie kannst du es aushalten bei dem Krach?“ Doch sie wusste: Laut ist die Musik nur am Anfang. Schon bald ist das Laute nicht mehr laut. Das Ohr stellt die Lautstärke nach.
Sie liebte es, abends im Bett noch leise Radio zu hören. Zwar hatten ihr die Eltern das verboten, wenn sie am nächsten Tag Schule hatte, doch stellte sie das Radio so leise ein, dass sie fast nichts mehr hörte. Sie wusste: Leise ist die Musik nur am Anfang. Schon bald ist das Leise nicht mehr leise. Noch mehrere Male kann sie das Radio noch leiser stellen, und immer noch hört sie alles genau. Denn das Ohr stellt die Lautstärke nach.

Erickson-Geschichten IV

Erickson erzählt: Als meine Tochter Kristi Medizin studierte, las sie einen Aufsatz von Ernest Rossi und mir über Doppelbindung. Sie kam zu uns und sagte: „Also, so mache ich es!“ Rossi fragte: „Was machst du so?“ Sie sagte: „Jeder Patient hat das Recht, Bruchuntersuchungen und vaginale oder rektale Untersuchungen durch einen Medizinstudenten zu verweigern. Keine von den anderen Studentinnen hat solche Untersuchungen gemacht, aber ich habe bei jedem meiner Patienten eine Bruchuntersuchung sowie eine vaginale oder rektale Untersuchung durchgeführt.“ Ich fragte sie, wie sie das mache, da doch alle Patienten das Recht hätten, diese Untersuchungen zu verweigern. Sie sagte: „Wenn ich zu diesem Teil der Untersuchung kamm, lächelte ich freundlich und sagte sehr mitfühlend: ‚Ich weiß, Sie haben es satt, dass ich Ihnen in die Augen sehe und in die Ohren und in die Nase und in den Hals, Sie hier betaste und dort abklopfe. Sobald ich jetzt die rektale Untersuchung und die Bruchuntersuchung durchgeführt habe, können Sie mir Auf Wiedersehen sagen.‘ “ Und alle warteten geduldig, bis sie ihr Auf Wiedersehen sagen konnten. (Rosen, 107f.)