Bürgerkrieg und Bürgerfrieden

Diese Geschichte erzähle ich vorwiegend in der Therapie bei Allergien, Entzündungen und Autoimmunerkrankungen.

In Pampelonien gab es einstmals einen Bürgerkrieg. Und das kam so: Eines Abends hörten die Wächter auf der königlichen Burg Schüsse aus der Ferne. Am Horizont im Westen sahen sie eine Rauchsäule aufsteigen. „Revolution!“ riefen sie. „Das Land ist in Gefahr!“ Eine Einheit der königlichen Armee bewaffnete sich, sattelte ihre Pferde und ritt los. Sie folgten der Richtung der Rauchsäule. Der Weg führte sie in einen großen, tiefen Wald. Es war schon dunkel, als sie in der Gegend eintrafen, wo die Schüsse ertönt waren. Schließlich sahen sie auf einer Waldlichtung den Schein eines Feuers. Was ihnen zunächst als ein brennendes Haus erschien, erwies sich nun als ein sehr großes Lagerfeuer, um das sich eine große Zahl bewaffneter Bürger versammelt hatte. „Rebellen“, flüsterte der Kommandant. Leise umzingelten sie die Lichtung. Dann traten sie vor. Der Kommandant rief: „Ergebt euch! Wir sind in der Überzahl.“ Die Männer auf der Lichtung schreckten auf. „Räuber!“ rief einer von ihnen und „Wilderer!“ ein anderer. Sie sprangen auf und eröffneten das Feuer. Zu spät erkannten sie die Uniformen der königlichen Armee. Die Soldaten begriffen nun zwar allmählich, dass sie es mit einer Versammlung von Jägern zu tun hatten, die nach einer Treibjagd bei Wein und einem guten Braten beisammen saßen. Doch schon waren sie in ein Gefecht verwickelt, und bald darauf kamen die Bewohner des nahe gelegenen Dorfes den Jägern mit Sensen und Mistgabeln zu Hilfe, um mit ihnen die vermeintlichen Räuber zu vernichten. Was sollte der Kommandant nun tun? „Das Feuer einstellen!“ rief er. Er ließ zum Rückzug blasen und zog seine Soldaten von jener Lichtung ab. Um einen kontrollierten Rückzug seiner Truppe zu ermöglichen, ließ er zunächst die Hälfte der Soldaten gehen und die andere Hälfte das Gelände sichern. Er wartete, bis die Gegenseite begriffen hatte, dass sie abziehen wollten und mit dem Schießen nachließen. Von der verbliebenen Hälfte ließ er nun nochmals die Hälfte gehen und die andere das Gelände sichern. Er wartete, bis die der Klang der Schüsse noch weiter verebbte und wiederholte den Vorgang mehrmals, bis nur er selbst übrig blieb. Als letzter von allen ging er selber. Zuhause angekommen, gab er dem König Meldung über das Vorgefallene. Der König, der ein guter König war, befahl, dass sie noch einmal dort hingehen sollten, jedoch bei Tag und ohne Waffen. Er selbst begleitete die Einheit. Sie kamen an den Ort ihres nächtlichen Zusammentreffens. Der König ließ die Dorfbewohner und die Jäger jener Gegend zusammenkommen und erklärte, wie sich fälschlicherweise Freunde für Feinde gehalten hatten. Der König hob hervor, dass er erkenne, wie sie aus bester Absicht gehandelt hatten, nur leider in anfänglicher Verkennung des wahren Sachverhalts. Ein solches Missverständnis sei dazu da, um aufgeklärt zu werden. Es möge, wenn jeder das Wohl des Landes wolle, an diesem Ort noch zur Versöhnung kommen. Nun lobte der König die Dorfbewohner, dass sie die Jäger gegen ihre Angreifer verteidigt hatten. Er lobte die Jäger, dass sie den Wald gegen Räuber und Wilderer verteidigt hatten. Er lobte die Armee, dass sie das Land gegen Rebellen verteidigt hatte. Am allermeisten aber lobte der König den Kommandanten seiner Armee, dass er die Dorfbewohner, die Jäger und seine Armee geschützt hatte, indem er so umsichtig den Rückzug angetreten hatte. Nach dieser Rede des Königs baten die Jäger, Dorfbewohner und Soldaten einander um Verzeihung. Sie gelobten, für alle Zeiten einander beizustehen und miteinander einzustehen für Recht und Frieden im Lande. Als Zeichen für diesen Bund löschten sie gemeinsam das Feuer.

Aus: S.Hammel, Der Grashalm in der Wüste, S. 54f. Weitere Interventionen bei Allergien findet ihr hier.

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