Coachingausbildung für Führungskräfte

Eine systemische Coachingausbildung für Führungskräfte bieten wir im nächsten Jahr bei Mainz an. Die komprimierte Ausbildung erstreckt sich über fünf 2,5-tägige Seminare und ein optionales hypno-systemisches Aufbaumodul. Sie beginnt jeweils im März und August 2008 und ist ein Angebot in Kooperation mit der Inszena Group. Ein ähnliches Projekt ist ab Herbst 2008 in Liechtenstein geplant. Informationen zur Ausbildung in Mainz erhalten Sie hier.

Erickson-Geschichten I

Der amerikanische Psychiater Dr. Milton Erickson gilt als der Neubegründer der Hypnotherapie, als Pionier der Familientherapie und als einer der kreativsten und einflussreichsten Therapeuten überhaupt. Viele kuriose Geschichten kursieren über ihn. Er selbst hat viele Geschichten aus seinem Leben erzählt, um anderen durch das Erzählen nützliche Dinge zu vermitteln. In dieser Serie möchte ich einige dieser Geschichten vorstellen (zitiert nach: Sidney Rosen, Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson. Wer möchte, kann das Buch mit allen Geschichten hier bestellen).

Erickson erzählt: „Viele Leute waren besorgt, weil ich schon vier Jahre alt war und immer noch nicht sprach. Ich hatte eine zwei Jahre jüngere Schwester, die sprach. Und sie spricht immer noch, aber gesagt hat sie eigentlich nichts. Viele Leute waren besorgt, weil ich als Vierjähriger nicht sprechen konnte. Meine Mutter sagte ganz ruhig: „Wenn die Zeit kommt, wird er sprechen.“ (Rosen, 69)

Hypnose bei Tinnitus – weitere Ergebnisse

Wie schon berichtet, unternehmen Dr. rer. nat. Peter Schneider aus Heidelberg und ich eine Versuchsreihe zur Wirksamkeit von Hypnotherapie bei Tinnitus. Besonders interessiert uns, ob eine vollständige Auflösung des Tinnitus möglich ist, ob die Behandlungsergebnisse von Dauer sind und welche Begleitsymptome dabei noch verbessert werden. Die bisherigen Ergebnisse sind ausnahmslos sehr vielversprechend.

Diese Woche habe ich die Daten zu den Nachmessungen des vierten Probanden erhalten. Der 58-jährigen Mann hat einen Tinnitus links in der Stärke von 15 dB seit 38 Jahren. Auslösend war damals ein schwerer Tauchunfall, durch den er für Frequenzen oberhalb der Tinnitusfrequenz vollständig taub ist. Im Rahmen der Versuchsbehandlung war innerhalb einer Stunde eine Reduktion des Tinnitus um ein Drittel auf 10 dB möglich. Die Nachmessungen 8 Wochen später (vorigen Montag) ergaben eine weitere Reduktion des Tinnitus auf 8 dB, also auf etwa die Hälfte der ursprünglichen Lautstärke. Sowohl die Fähigkeit zur Unterscheidung von Frequenzen als auch von Tonhöhen war auf der Tinnitusfrequenz um etwa das Doppelte verbessert. Zwischen der Behandlung und der Nachmessung bestand zwischen dem Probanden und uns kein Kontakt. Trotzdem haben sich alle gemessenen Aspekte der Symptomatik in den Wochen nach der Behandlung nochmals verbessert.

Wer Genaueres wissen möchte – einen Überblick über das Vorgehen und die Versuchsergebnisse findet ihr hier.

Neue Hypno-Audiodateien zum Downloaden

Drei neue hypnotische Geschichten habe ich als Audiodateien auf der Seite www.stefanhammel.de eingestellt. Die gestrige Geschichte „Adlerflug“ findet sich unter dem Stichwort „Selbstsicherheit“ im Downloadbereich, handelt aber noch viel mehr von Weltvertrauen bzw. Gottvertrauen – also von der Zuversicht, dass das Leben oder jemand dahinter mich trägt. Die Geschichte vom Mistkäfer habe ich ja früher schon einmal hier veröffentlicht. Sie habe ich zusammen mit der vorgestern vorgestellten Erzählung vom „Grashalm in der Fuge“ zu einer hypnotischen MP3 komponiert. Die beiden Geschichten finden sich unter dem Stichwort „Befreiung“ im Downloadbereich der genannten Seite.

Ich wünsche euch allen viel Spaß beim Anhören…

Adlerflug

Ich weiß nicht, ob du schon einmal einen Adler gesehen hast. Im Zoo natürlich, aber das meine ich nicht. Wenn man im Zoo einen Adler sieht, wirkt er meistens lustlos, müde und verschlafen. Was soll er auch tun? Ein Adler ist zum Fliegen geschaffen, und das kann er in einem Käfig nicht, jedenfalls nicht richtig. Was mich an den Adlern beeindruckt, ist ihre Kraft – und wie sie mit ihrer Kraft umgehen. Man könnte meinen, dass so ein großer Vogel auch kräftig mit den Flügeln schlägt, wenn er fliegt. Aber der Adler hat das nicht nötig. Er zieht seine Kreise am Himmel, und obwohl er die Flügel nur selten bewegt, kann er aufsteigen, bis man ihn aus den Augen verliert. Woher weiß denn ein Adler, dass er fliegen kann? Wenn die Adler sprechen könnten – ich glaube, sie würden nicht erst diskutieren, ob es die Luft gibt, bevor sie fliegen. Sie suchen keine Beweise. Ihnen genügt, dass sie getragen werden. Sie werden getragen, und sie wissen das. Welche andere Sicherheit brauchen sie? Das Ergebnis ist ihr Beweis.

Nach: Stefan Hammel, der Grashalm in der Wüste, impress (Nierstein) 2006 und Hörbuch-CD „Der Grashalm in der Wüste – Die Taggeschichten, impress (Nierstein) 2007. Die Geschichte vom Adlerflug ist auch als Hypno-MP3 downloadbar.

Mentale Spiele V

Langeweile? Vergeht die Zeit im Kriechtempo?

Bekannt ist, dass die empfundene Zeit sich von der gemessenen oft stark unterscheidet; sie kann langsamer oder schneller vergehen. Es macht einen Unterschied, ob man einen „langweiligen“ Vortrag hört oder ein „kurzweiliges“ Spiel spielt. Bekannt ist auch, dass Menschen in Trance ein ganz anderes Zeiterleben haben als im Wachzustand. Meistens unterschätzen sie die verstrichene Zeitspanne erheblich; man bezeichnet das Trancephänomen als „Zeitverzerrung“. Bekannt ist schließlich auch, dass Menschen während eines Unfalls oder bei einer anspruchsvollen schnellen Tätigkeit das Geschehen erleben, als verlaufe es in Zeitlupe. Vielleicht habt ihr aber auch schon einmel die Wolken, eine Schnecke, den Sonnenuntergang oder Mondaufgang so lange betrachtet, bis die Bewegungen euch immer schnellerzu werden schienen. Zeiterleben wird psychisch reguliert.

Heute hatte ich ein Gespräch mit einem Mann, der ganz langsam redete. Immerzu suchte er nach Worten und viele seiner Sätze kamen nie zu einem Ende. Der Mann konnte nichts dafür, aber ich wurde sehr ungeduldig beim Zuhören. Seine Langsamkeit machte mich rasend. So stellte ich mir einen Drehschalter vor, mit dem ich die Geschwindigkeit meines Zeiterlebens einstellen konnte. Innerhalb von kaum einer Minute schien mir der Mann in einer ganz normalen Geschwindigkeit zu sprechen. Er war überhaupt nicht mehr langsam, und meine Ungeduld war verflogen. Der Hypnotherapeut Milton Erickson hat auf diese Art rhythmisch auftretende Schmerzen wie etwa pulsierende Kopfschmerzen behandelt: Man übt den Gebrauch des Zeitschalters ein und stellt die Geschwindigkeit der Zeit in den Schmerzphasen auf „sehr schnell“ und in den angenehmen Zeiten auf „langsam“. Übrig bleiben überwiegend angenehme Zeiten.

Mentale Spiele IV

Novemberblues? Schlechtwetterlaune? Probiert doch einmal das:

Malt euch aus, einfach zum Spaß, als Spiel sozusagen, wie es sich anfühlt, das genau umgekehrte Problem zu haben: Ihr seid immerzu so ein bisschen manisch, ihr fasziniert eure Umgebung, indem ihr leicht überaktiv seid. Es könnte sein, dass dieser allmählich aufsteigende Tatendrang schon einige Leute nervt, aber es ist schwierig, das zu bremsen. Verhaltet euch einmal für eine Weile, als ob dem so wäre. Stellt euch vor: Es ist sehr hell, und wenn es euch momentan gerade nicht so vorkommt, liegt es daran, dass ihr eine Sonnenbrille oder getönte Speziallinsen tragt zum Schutz gegen das gleißende Sonnenlicht. Vielleicht ist es Frühling – das könnte erklären, dass sich gewisse Frühlingsgefühle in euch zu melden beginnen, ein Anflug von Übermut, der euch eigentlich nicht so gelegen kommt. Aber es ist wirklich nicht leicht, dagegen vorzugehen. Wahrscheinlich müsst ihr einfach mit eurer Unternehmungslust umgehen lernen – und eure Umgebung auch.

Malt euch das einfach einmal aus, bei der Arbeit oder beim Einkaufen in leuchtenden Farben (und Tönen und Körpergefühlen), und achtet darauf, welchen Unterschied es macht.

Der Grashalm in der Fuge

„Mir träumte letzte Nacht von einem Grashalm“, sagte der Gefangene, „von einem Halm, der in einer Fuge wuchs in unserem Verlies, gerade da, wo das Licht, das durch das Sprechloch in der Türe fällt, auf unsere Mauer trifft. Das Wasser, das von unserer Kerkerdecke und den Wänden tropft, das tränkte ihn. Die Wurzeln wurden stark und drückten die Fuge kaum merklich auseinander. Da wuchs aus diesen Wurzeln dicht daneben ein zweiter Halm. Nun hängten wir den Gürtel an die Tür, so dass seine silberne Spange das Licht ein wenig ablenkte auf jenen zweiten Halm. Auch dieser wuchs und bildete kräftige Wurzeln, die die Fuge ein wenig verbreiterten. So verfuhren wir wieder und wieder, bis das Gras diesen Stein von allen Seiten umwucherte. Am Ende eines Jahres jäteten wir das Unkraut. Durch die Ritzen schien das Licht. Wir stemmten uns gegen den Stein und drückten ihn mit vereinten Kräften im Verlaufe eines Tages Zoll um Zoll nach draußen. Durch das Loch gelangten wir hinaus und waren frei.“ „Schade nur, dass in unserem Verlies keine Grashalme wachsen“, seufzte sein Mitgefangener. Der den Traum erzählt hatte, starrte für eine lange Zeit an die Wand. Dann fragte er: „Und was ist das?“

Die Geschichte vom Grashalm in der Fuge ist auch als Hypno-mp3 downloadbar, zusammen mit der Geschichte vom Mistkäfer, die bereits früher in diesem Blog veröffentlicht wurde.

Mentale Spiele III

Genervt am Arbeitsplatz?

Stellt euch doch mal vor, euer Job ist eigentlich der Drehort für einen neuen Disneyfilm, und sie sind in Wirklichkeit alle gerade damit beschäftigt, ihre Rolle einzuüben. Einige können sie schon ganz gut, während andere noch viel üben müssen. Und jetzt erst geht euch auf, warum sich manche so seltsam verhalten: Die sind gar nicht wirklich so, das ist nur ihre Rolle, auf die sie sich vorbereiten. Und schaut euch einmal um, vielleicht entdeckt Ihr auch den Produzenten, die Regisseurin, die Maskenbildnerin, und könnt euch auch deren Verhalten, über das ihr euch manchmal verwundert habt, jetzt besser erklären.

Wenn ihr das lange genug gemacht habt und keine Lust mehr darauf habt, dann gebt euch eine neue Arbeitsplatzbeschreibung. Eure Aufgabe ist in Wirklichkeit: Im Rahmen einer psychologischen Studie zu zeigen, dass Menschen, die ihr bei der Arbeit anlächelt, weniger zu unfreundlichem Verhalten neigen als solche, die ihr neutral behandelt (Kontrollgruppe). Oder eure Aufgabe ist, mit netten Leuten zu plaudern und euch an der Schönheit einiger Menschen zu erfreuen, und dabei nebenbei irgendetwas zu tun, was andere – natürlich irrtümlich – für den eigentlichen Zweck eurer Arbeit halten könnten. Oder es könnte eure Aufgabe sein, intensiv so zu tun, als sei das, was ihr arbeitet, intelligent und wichtig und mache obendrein noch Spaß.