Das Gärtchen

Herr Rech wohnt in Hoppweiler an der Gies. Das liegt bei Eppenbach an der Ried, ganz in der Nähe von Unteralben. Jeden Tag macht sich Herr Rech in seinem kleinen Gärtchen zu schaffen. Er hackt den Boden und recht ihn, er zieht den Löwenzahn heraus, zupft trockene Blätter von den Sonnenblumen und gießt alles, was da wächst. Zwei Nachbarn kommen vorbei. Sie tuscheln miteinander: „Also so einer – hat er denn wirklich nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag Blumen zu gießen?“
Der Gartenfreund hört das. Er sagt sich: „Das muss ich mir nicht nachsagen lassen! Ich habe ja wohl genug anderes zu tun!“ Herr Rech steht nun recht früh auf, stürzt sich in seine Arbeit und macht viele Überstunden. Er ist jetzt rechtschaffen eifrig. Sein Vorgesetzter ist zufrieden. Die schönen Pflanzen in seinem Gärtchen vertrocknen, und nach ein paar Wochen steht der Garten voller Unkraut. Da hört er, wie seine Nachbarn an dem Grundstück vorbeigehen: „Also so einer – lässt alles verkommen. Wie sieht denn das aus? Es ist eine Schande für den ganzen Ort!“
Am nächsten Tag steht Herr Rech ganz früh auf. Er arbeitet fleißig und ohne Pause in seinem Betrieb und bringt abends spät sein Gärtchen in Ordnung. Da hört er, wie seine Nachbarn vorbeikommen: „Also so einer – nun hat er vier Kinder und kümmert sich gar nicht um sie. Seiner Frau hilft er nicht. Schämen sollte er sich!“
Von da an steht Herr Rech noch früher auf. Er arbeitet im Morgengrauen in seinem Gärtchen, arbeitet in seinem Betrieb wie ein Wilder, hilft am Nachmittag seiner Frau, kümmert sich dann um die Kinder. Todmüde fällt er ins Bett.
So geht es eine Zeitlang, bis er eines Morgens nicht mehr aufsteht. Der Arzt stellt den Totenschein aus. „Herzinfarkt“ schreibt er darauf. Am übernächsten Tag ist die Beerdigung. Seine treuen Nachbarn begleiten ihn auf seinem letzten Weg. „Also so einer – was hat er jetzt von seiner vielen Schafferei gehabt?“

Die rechte Zeit

Diese Geschichte stammt von meinem Kollegen Martin Niedermann, der als Geschichtenerzähler, Coach und Heilpädagoge in Bern lebt und arbeitet. Ich freue mich sehr, dass ich sie mit euch teilen darf!

„Wenn der Schnee auf dem Berg dort oben geschmolzen ist, kannst du dein Gemüse pflanzen“ meinte der alte Bergler zu seinem neuen Nachbarn. „Blödsinn“ dachte dieser und begann gleich in den ersten warmen Frühlingstagen mit der Gartenarbeit, hakte, jätete, lockerte und pflanzte schlussendlich sein Gemüse. Der alte Bergler aber räumte erst einmal ums Haus herum auf, fegte die alten, welken Blätter weg, las die abgebrochenen Äste aus dem Garten, setzte seine Sitzbank am Schärm nach draussen und schaute in den Sonnentagen seinen Nachbarn beim Gärtnern zu.

Als der Schnee auf dem Berg schmolz, begann auch er mit der Gartenarbeit und arbeitete stetig und gemächlich in seinem Garten. Das  Gemüse pflanzte er mehr als zwei Wochen später als sein Nachbar. Und es wuchs und hielt die kleinen Kälteeinbrüche aus, litt auch in der stechenden Frühlingssonne nicht und wuchs langsam zu einem währschaften Gemüsebeet heran.

Auch das Gemüse beim Nachbar wuchs, doch die zuweilen kalten Nächte setzten ihm zu und die übermässig stechende Sonne raubte ihm Kräfte. Ernten konnten beide an den selben Tagen.

Schärm = Dachvorsprung, geschützte Ecke am Haus
währschaft = solide, gut, recht, ordentlich

 

Einen Engel für den Weg

Im vorletzten Jahrhundert lebte in unserer Gegend ein Mann, der bekannt wurde, weil in seiner Umgebung oft Wunder geschehen sind. Menschen, die man für unheilbar krank erklärt hatte, wurden gesund, nachdem er für sie gebetet hatte. Dieser Mann hatte einen besonderen Brauch. Wenn er sich von jemandem verabschiedete, sagte er oft: „Ich gebe dir einen Engel mit auf den Weg.“ Darüber waren viele Leute verwundert. Zum einen gab es schon damals viele, die nicht an Engel glaubten. Und von den anderen mögen viele gesagt haben: „Wie kann er über die Engel bestimmen? Engel hören doch nur auf Gott.“ Ich weiß nicht, ob das stimmen kann. Ich bezweifle sogar, ob Leute, die so etwas sagen, überhaupt irgendetwas von Engeln verstehen. Ich weiß aber, dass viele Leute, die ihn besuchten, einen tiefen Frieden mit nach Hause nahmen und von da an wussten, dass sie behütet sind. Darum ist es mir auch egal, was andere denken, wenn ich jetzt zu dir sage: Ich gebe dir einen Engel mit auf den Weg.

Nachhaltigkeit

Eine Kollegin hat mir vorhin geschrieben:

„Hallo Herr Hammel,

am Freitag stand ein interessanter Artikel über den Designer Hartmut Esslinger (u.A. hat er stark das Design von Apple geprägt) in der Süddeutschen Zeitung. Eine Passage daraus will ich Ihnen gerne weitergeben:
Esslinger wird gefragt, wie Design in 30 Jahren aussehen wird. Und hat darauf keine Antwort. Er weiß nur, dass die Menschen vom Materiellen wegkommen müssen, denn dass könnten wir uns nicht mehr leisten.
Das perfekte Design sei für ihn ein Geschichtenerzähler, der früher auf dem Marktplatz stand. „Der brauchte nur ein bisschen Luft, Wasser und etwas zu essen – und hat trotzdem mit seinen Geschichten enorm viel ausgelöst bei seinen Zuhörern. Da müssen wir hinkommen.“

Sie sind schon da!“

Ich habe zurückgeschrieben: „Sie hätten mir kein schöneres Kompliment machen können. Danke!“

Ob ich wirklich schon da bin, daran zweifle ich. Aber das, was ich auf dem Weg bislang gelernt habe, möchte ich gern mit anderen teilen. Vielleicht kommen wir zusammen hin.

 

 

Die Gabe des Lebens

Ich hatte einen Traum. Ich sah einen Sämann, der ging übers Feld und warf Körner auf das Land, dicht und viel. Und ich sah denselben Mann einige Zeit später. Er ging zu demselben Feld, und er hatte eine Sense bei sich, und das Feld stand dicht bewachsen mit dem allerschönsten Weizen. Und er sagte: „Nicht alles ist aufgegangen, doch die Ernte ist reich.“ Und er lobte die Gabe des Lebens.
Dann ging ich nach Hause. Es war Abend und wurde dunkel. Die Fenster waren erleuchtet, und ich konnte hinein schauen. Im ersten Haus sah ich eine Lehrerin in ihrer Schulklasse. Sie säte Wissen und Verstehen. Und ich sah dieselbe Frau einige Jahre später, wie sie mit denselben, nun erwachsen gewordenen Schülern redete. Und sie sagte: „Nicht alles ist aufgegangen, doch die Ernte ist reich.“ Und sie lobte die Gabe des Lebens.
In einem zweiten Fenster sah ich eine Mutter, die ihrem Kind das Laufen beibrachte. Sie hielt es bei beiden Händen, lobte es für jeden Schritt und ermutigte es zum nächsten. Und ich sah die Mutter zwanzig Jahre später bei der Hochzeitsfeier dieses Kindes, das nun keines mehr war. Und sie sagte: „Nicht alles ist aufgegangen, doch die Ernte ist reich.“ Und sie lobte die Gabe des Lebens.
Im dritten Fenster sah ich einen Arbeitslosen, der half seiner Mutter bei der Pflege des Vaters und kaufte für eine kranke Nachbarin die Dinge des täglichen Lebens ein und ging abends zu seiner Schwester, um auf die Kinder aufzupassen, während sie bei einem Elternabend war. Und ich sah denselben Mann ein paar Jahre später. Er hatte überraschend eine Beschäftigung gefunden, und morgen war sein erster Arbeitstag. Er blickte zurück auf die vergangenen Jahre. Und er sagte: „Nicht alles ist aufgegangen, doch die Ernte ist reich.“ Und er lobte die Gabe des Lebens.
Im vierten Fenster sah ich einen, der säte Lächeln. Er säte freundliche Nachfragen: „Ist Ihre Frau wieder gesund geworden?“ Er säte Geburtstagsgrüße. Er säte Gastgeschenke und Einladungen zu leckeren Abendessen.
Im fünften Fenster sah ich einen, der säte Den-Kindern-zuhören und Ihnen-Geschichten-erzählen und Sie-im-Sommer-mit-dem-Rasensprenger-bespritzen und Im-Herbst-mit-ihnen-durch-das-Laub-rascheln. Er säte Im-Winter-Schneebälle-werfen und Im-Frühjahr-Ostereier-suchen.
Zuletzt von allen sah ich in ein Fenster, und ich glaube, das muss der Himmel gewesen sein. Nochmals sah ich den Sämann, und bei ihm standen all die Menschen, die ich im Traum gesehen hatte. Und auf dem Acker wuchsen Früchte: Da wuchs die Freude eines Kindes bei einer Kissenschlacht. Da wuchs der Trost einer Witwe, die gute Freunde hat. Da wuchs die Erleichterung eines Schülers, der zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine Drei statt einer Fünf in Mathe schreibt. Da wuchsen die Geduld der Erwachsenen und die Hilfsbereitschaft von Kindern. Und ich hörte, wie jemand sagte: „Nicht alles ist aufgegangen, doch die Ernte ist reich.“ Und er lobte die Gabe des Lebens.

Stefans Webseiten, Blogs und Netzwerkseiten

In den letzten Wochen habe ich mich bemüht, meine Webseiten, Blogs und Netzwerkseiten auf den aktuellen Stand zu bringen. Für die, die die Seiten noch nicht alle kennen und neugierig sind, gebe ich hier einen Überblick…

Ganz neu ist die Präsenz auf Facebook. Ich freue mich, wenn ihr mich dort besucht, euch umschaut und dort mit mir in Kontakt kommt!

Auf XING pflege ich vor allem Kontakte mit Kollegen.

Auf www.stefanhammel.de sind z.B. meine Hypnose-mp3s, Radio- und Fernsehinterviews und therapeutischen Bücher und Medien zu finden.

Auf www.hsb-westpfalz.de sind die Ausbildung, Seminare, Beratungs- und Therapiearbeit und die Zusammenarbeit mit Kollegen beschrieben.

Noch recht neu ist meine Webseite www.stefanhammel.com, wo ich mein Angebot auf englisch präsentiere.

Und neu ist auch der englischsprachige Blog mit Geschichten und Interventionen für Beratung, Therapie und Alltag…

Wer mir auf der einen oder anderen Seite – oder ganz einfach hier in diesem Blog – eine Nachricht hinterlassen möchte, ist hiermit sehr herzlich dazu eingeladen!

Die Bücher des Erzählers

Diese Geschichte liebe ich sehr.

Eigentlich heißt sie „Der Geschichtenerzähler“, nur gibt es unter diesem Namen im HYPS-Blog schon eine Geschichte. So habe ich mir mit einem anderen Titel beholfen und hoffe, es ist recht. Geschrieben hat sie meine Kollegin Katharina Lamprecht. Ich freue mich, dass ich sie mit euch teilen darf!

Vor langer Zeit lebte im Oman einmal ein Gelehrter. Er besaß viele hundert Bücher, für ihn waren sie wie seine Familie und er kannte jedes einzelne gut.
Eines Tages geschah es, dass er vergaß, eine Kerze zu löschen und sein Heim ging in Flammen auf. Zum Glück konnte er sich rechtzeitig aus dem Haus retten und er nahm so viele Bücher mit, wie er tragen konnte. Da er die dicken mit den vielen Seiten besonders liebte, ergriff er vorwiegend diese.
Am nächsten Morgen durchstöberte er noch mal die Ruinen seines Hauses.  Aber er fand nichts von Wert unter den  verkohlten Brettern.  Nichts außer einem kleinen Bändchen mit Geschichten. Seufzend steckte er es in seine Tasche und begann zu überlegen, wie es nun für ihn weitergehen sollte. Er besaß nun nichts mehr außer den Kleidern, die er am Leib trug,  die paar Dinar, die er in seinen Taschen hatte und einer Handvoll Bücher. Er beschloss, die Gelegenheit, so bitter sie auch für ihn war, zu nutzen und bevor er zu alt würde, einmal in die Welt hinaus zu ziehen. Um sich anzuschauen, wovon er immer nur gelesen hatte.  Er bereitete sich so gut es ging auf seine Reise vor. Vor allem bedachte er, welche Bücher er mitnehmen sollte. Denn ganz ohne ein Buch auf eine so lange Reise zu gehen, war für ihn unvorstellbar.  Da er nur einen kleinen Handkarren hatte,  war es ihm nicht einmal möglich, alle geretteten Bücher mit zu nehmen. Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht,  und er dachte lange darüber nach, packte welche ein, dann wieder aus, nahm andere zur Hand, bis er sich schweren Herzens für  einige entschied.  Besonders dicke, inhaltsreiche Bücher hatte er eingepackt.  Als er aufbrechen wollte sah er, dass im Karren noch ein schmaler Spalt leer geblieben war. „Ich kann noch ein kleines Buch hineinstecken“, dachte er und griff sich das dünnste Buch, das er hatte. Es war das Buch mit den Geschichten.  Dann zog er los.
Nun musste er als erstes durch eine unwirtliche und gefährliche Gegend ziehen. Nach einigen Tagen wurde er von Räubern überfallen, die ihm alles abnahmen was er besaß. Ausgenommen seinen Bücherkarren, den sie  hohnlachend in einen Graben stießen.  Noch ärmer als zuvor zog der Mann weiter. Er schätzte sich  glücklich, dass er seine geliebten Bücher hatte retten können. Am Abend fand er eine kleine Herberge und bat um ein Nachtlager. Da er kein Geld hatte, entschloss er sich schweren Herzens, eines seiner Bücher als Bezahlung anzubieten. Der Gastwirt, der keine echte Verwendung für ein Buch in seinem Gasthaus hatte, war ein gutmütiger Mann und so gewährte er dem Gelehrten Unterkunft und nahm einfach das dickste Buch, das er finden konnte.
So zog der Alte mit seinem Handkarren immer weiter. Manchmal konnte er sich mit Hilfsdiensten ein paar Dinar verdienen und die Herberge bezahlen, aber oft fand er keine Arbeit. Er konnte ja auch im Grunde nichts, was unterwegs irgendwie nützlich gewesen wäre, denn er verstand nicht viel von handwerklicher Arbeit. So wurde sein Karren immer leerer und leerer, bis außer dem  kleinsten Buch, dem mit den Geschichten, nichts mehr darin war. So steckte er es in seinen Mantel, verkaufte den Karren und ging weiter.
Als auch dieses Geld aufgebraucht war, musste er abends  oft unter freiem Himmel schlafen, da es  unter den Herbergsleuten nur wenige gab, die ihm ohne Bezahlung ein Dach über dem Kopf gegeben hätten. Eines Abends traf er, auf der Suche nach einem geeigneten Rastplatz, ein paar Beduinen, die gerade in einer Senke ihr Lager aufschlugen. Er bat sie, sich zu ihnen legen zu dürfen. Sie hießen ihn willkommen und machten Platz an ihrem Feuer.  Nachdem sie auch ihre wenige Wegzehrung mit ihm geteilt hatten, hob einer von ihnen an und erzählte eine Geschichte.  Bereits nach wenigen Worten war der alte Gelehrte ganz verzaubert von dieser Erzählung und lauschte andächtig und mit Freude. In dieser Nacht erzählten die Beduinen noch viele Geschichten und als der alte Mann am nächsten Morgen aufbrach, gingen sie ihm immer noch im Kopf herum.
Als er am Abend wieder an eine Herbergstür klopfte antwortete er  auf die Frage, ob er denn Geld habe, ganz unwillkürlich: „Nein, aber ich könnte deinen Gästen heute Abend eine Geschichte erzählen“. Der Wirt war einverstanden und so kam es, dass der alte Gelehrte, der  so viel wusste über Geologie, Philosophie, Religionskunde, fremde Länder, die Künste der Mathematik, Physik und Literatur, dass er entdeckte, dass ein kurze Geschichte, ein Märchen, ihm bessere Dienste leistete, als all sein Fachwissen.  Und plötzlich fiel ihm das dünnste seiner Bücher ein, das mit den vielen Geschichten, das er immer noch im Mantel trug. Er nahm es heraus und begann, jeden Abend  in der Herberge daraus vorzulesen. Es kamen täglich mehr Gäste ins Wirtshaus, um ihm zu zuhören, so dass der Wirt ihm anbot, für eine Weile bei ihm zu bleiben.
Manchmal, wenn der Gelehrte am Abend seine Geschichte erzählt hatte, wusste auch einer der Gäste eine zu berichten und so lernte er immer mehr Geschichten kennen. Bald schon kamen die Leute und fragten, ob denn der Geschichtenerzähler heute  wieder da sei und man lud ihn ein, in andere Dörfer zu kommen, um die Bewohner  mit seinen Worten in andere Welten zu führen.
„Warum nicht“, dachte er bei sich, denn inzwischen kannte er schon beinahe so viele Geschichten, wie er Bücher gehabt hatte. Manchmal erfand er sogar neue, sie kamen ihm einfach von ganz alleine in den Sinn. Es schien, als sprudele eine lebhafte Quelle in seinem Inneren,  wenn er nur still genug lauschte.
Es vergingen viele Jahre, in denen der Gelehrte, der inzwischen ein  Geschichtenerzähler war, durch das Land zog und seine Märchen erzählte.  Das kleine schmale Buch brauchte er schon lange nicht mehr, aber von all seinen Büchern, war es ihm das Liebste geworden und er trug es stets bei sich. Es erinnerte ihn  daran, dass ein Schatz an Wissen nicht einhergeht mit der Anzahl der  Bücher, die man gelesen hat.

Eben erschienen: Geschichten zum „Loslassen“

Vor anderthalb Wochen habe ich das erste Stück in den Händen gehalten, seit heute ist es auch im Handel zu bekommen: Ich freue mich, dass mein Buch mit Geschichten zum Thema „Loslassen“ jetzt erschienen und erhältlich ist. Das Buch hat 160 Seiten und beschreibt in 35 Kapiteln anhand von Geschichten, was man alles loslassen kann und vor allem, wie das Loslassen dann auch gelingt, so dass im Leben Raum für Neues entsteht.

Die Rückmeldungen der etwa 20 Kolleginnen und Kollegen, die das Buch im Voraus testgelesen haben, waren überaus positiv, ebenso wie die der Lektorin und der Leute aus dem Buchhandelsvertrieb. Und wenn ich das so sagen darf: Ich war beim anschließenden Nochmal-lesen überrascht, wie gut mir das Werk gefällt. (Meistens habe ich hinterher eine Menge kritische Anmerkungen zu dem, was ich selbst produziere.) So hoffe ich nun, euch geht es genauso!

Hier sind die wichtigsten Daten zu dem Buch:

Stefan Hammel: Loslassen und Neues ins Leben lassen. Wegweisende Geschichten. Freiburg, Kreuz 2013.

ISBN 978-3-451-61132-2, 160 S., 14,99 Euro in D (21,90 SFr).

Der Verlag schreibt dazu: „Angst und Sorgen loslassen, Ehrgeiz loslassen, Ziele loslassen, Gewohnheiten loslassen, den früheren Partner loslassen, Einsamkeit loslassen, auch Besitz und Abhängigkeiten loslassen, sogar Träume, Schuld und Sicherheit … und Entwicklung zulassen: Wenn es Zeit wird, Blockierendes zu überwinden, helfen Stefan Hammels Geschichten zum Loslassen. Therapeutisch fundiert, freundlich, oft augenzwinkernd und mit feinem Humor zeigt er, wie es uns gut gelingen kann, Altes gehen und Neues ins Leben zu lassen.“

Einen Einblick ins Buch und natürlich auch die Möglichkeit, ein Exemplar zu erwerben, gibt es auf den Seiten des Kreuz-Verlags.

 

Nichts ist wichtiger

„Ich weiss  nichts, niemand ist so dumm wie ich.“
„Sei glücklich,“ sagte der Eremit, „das Höchste was ich bisher erkannt habe, ist: es gibt wahrscheinlich einen Gott. Und über ihm steht das Nichts. Sei willkommen, Meister.“

Diesen Neujahrsgruß verdanke ich meinem Kollegen, dem Schweizer Geschichtenerzähler Martin Niedermann. Ich wünsche euch ein gutes neues Jahr 2013!

Der Gärtner

Diese Geschichte mag ich sehr! Ich verdanke sie meiner Kollegin Katharina Lamprecht, die sie geschrieben hat und mir erlaubt hat, sie mit euch zu teilen…

Ein alter Gärtner ging abends durch die Straßen seines Dorfes. Da sah er auf einem Müllhaufen einen kleinen, trockenen Weihnachtsstern liegen. Der sah sehr traurig aus, die Blätter hatten, sofern sie noch da waren, kaum noch Farbe und die kleinen Wurzeln hielten sich nur mit Mühe an der trockenen, ausgelaugten Erde fest.

Der Gärtner nahm den kleinen, armseligen Weihnachtsstern in die Hände, besah ihn sich von allen Seiten und sagte zu sich: „ Na, wollen wir doch mal sehen, ob wir dich nicht wieder hochpäppeln können. Ich glaube , du hast mehr Kraft in deinen Wurzeln, als man auf den ersten Blick erkennen kann“.

Er brachte die kleine Pflanze zu sich nach Hause und setzte sie in einen Blumentopf mit guter, fruchtbarer Erde. Liebevoll drückte er die Erde um die kleinen Wurzeln fest und gab ihnen jeden Tag ein wenig Wasser. Die Tage vergingen und der kleine Weihnachtsstern sah noch genauso traurig aus, wie am Anfang. Aber der alte Gärtner war ein geduldiger Mensch und sprach jeden Tag mit seinem Gast, gab ihm Wasser und wartete. Dann plötzlich, als manch anderer den Weihnachtsstern vielleicht schon aufgegeben hätte, zeigten sich an dem kleinen Stamm erste Triebe und nach und nach erschienen neue Blätter. Der Stamm wurde kräftiger und kräftiger und bald konnte der Gärtner den Weihnachtsstern in einen größeren Topf umsetzen. Und er dachte, dass es doch wirklich wunderbar eingerichtet ist, in der Welt, dass aus etwas Kleinem  immer auch etwas wunderschönes Großes, Kräftiges entstehen kann.