Flucht aus Sodom

Als in der Bibel die Städte Sodom und Gomorra durch einen Regen von Feuer und Schwefel (also wohl durch einen Vulkanausbruch) vernichtet wird, gelingt Lot und seiner Frau durch Gottes Hilfe die Flucht. Es wird geschildert (Genesis 19, 24-26):

Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war. Und Lots Frau sah hinter sich und ward zur Salzsäule.

Ein Freund hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass diese Beschreibung einer posttraumatischen Belastungsstörung entspricht: Aus der Position, bereits gerettet zu sein, blickt ein Mensch zurück auf die Katastrophe, erstarrt in deren Anblick und wird (zumindest für eine Weile) gefühllos, handlungsunfähig, unlebendig.

Die Geschichte ist nützlich, um Weiterlesen

Künstler und Strategen

Mit meiner Wiener Kollegin Marion Schadler habe ich mich über die Frage unterhalten, was beruflicher Erfolg bedeute. „Es gibt auf dem Markt Perfektionisten und Karrieristen“, sagte sie. Man könnte auch sagen: Künstler und Strategen. Wir kamen überein, dass die Vertreter der beiden Gruppen einander oft beneiden: Denn die einen haben die besseren Fähigkeiten, und die anderen fahren das schönere Auto. Die Karrieristen müssen fürchten, dass sie auf dem Markt überbewertet sind und es entdeckt wird. Die Perfektionisten müssen bedauern, dass sie unterbewertet sind und es nicht entdeckt wird.

„Es hat keinen Sinn, sich über die anderen zu ärgern“, sagte ich zu meiner Kollegin. „Wir müssen beides sein, Künstler und Strategen“. Nur so macht die Arbeit Spaß.

Tourette

Ein befreundeter Arzt erzählte mir Folgendes über seine 15-jährige Tochter. 

Chrissi war nicht immer ganz höflich zu ihren Familienangehörigen. „Vielleicht hast du ja ein Tourette-Syndrom“, neckte sie ihr großer Bruder, der Medizin studiert. „Ist mir doch scheißegal, ob ich ein verficktes Scheiß-Arsch-Tourette-Syndrom habe“, sagte Chrissi.

Wer dazu eine Erklärung möchte, schaut nach bei Wikipedia.

Einen Engel für den Weg

Im vorletzten Jahrhundert lebte in unserer Gegend ein Mann, der bekannt wurde, weil in seiner Umgebung oft Wunder geschehen sind. Menschen, die man für unheilbar krank erklärt hatte, wurden gesund, nachdem er für sie gebetet hatte. Dieser Mann hatte einen besonderen Brauch. Wenn er sich von jemandem verabschiedete, sagte er oft: „Ich gebe dir einen Engel mit auf den Weg.“ Darüber waren viele Leute verwundert. Zum einen gab es schon damals viele, die nicht an Engel glaubten. Und von den anderen mögen viele gesagt haben: „Wie kann er über die Engel bestimmen? Engel hören doch nur auf Gott.“ Ich weiß nicht, ob das stimmen kann. Ich bezweifle sogar, ob Leute, die so etwas sagen, überhaupt irgendetwas von Engeln verstehen. Ich weiß aber, dass viele Leute, die ihn besuchten, einen tiefen Frieden mit nach Hause nahmen und von da an wussten, dass sie behütet sind. Darum ist es mir auch egal, was andere denken, wenn ich jetzt zu dir sage: Ich gebe dir einen Engel mit auf den Weg.

Eine Frage der Einstellung

Heute bekam ich eine E-Mail mit einer Geschichte, die die Technik oder Haltung des Reframing illustriert. Reframing ist eine Methode aus der Systemischen Beratung und Hypnotherapie. Etwas zu reframen bedeutet, einen neuen Blickwinkel einzunehmen, unter dem man Probleme probeweise – und vielleicht dann auf Dauer – als Lösungen betrachtet:

Es war einmal eine Frau, die wachte eines Morgens auf, schaute in den Spiegel und bemerkte, dass sie nur drei Haare auf dem Kopf hatte. „Na“, sagte sie, „ich glaube, ich flechte mir heute einen Zopf“. Das tat sie und hatte einen wunderschönen Tag.

Am nächsten Tag wachte sie auf, Weiterlesen

Der Himmel auf Erden

Ein  Märchen für Perfektionisten, und für Menschen auf der Suche nach Freiheit, Gerechtigkeit, Güte, Wahrhaftigkeit…

Ein Mann und eine Frau saßen am Frühstückstisch. „Liebe Frau“, sagte der Mann, „ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Heute werde ich mich auf eine Reise begeben. Ich gehe den Himmel auf Erden suchen.“ Die Frau verschluckte sich an ihrem Kaffee. „Das ist nicht dein Ernst. Das meinst du gar nicht so. Ja, bist du denn von Sinnen?“
„Ich hatte heute einen Traum, sagte der Mann. Weiterlesen

Die Sorgenschleuder

Als wir noch Schüler waren, spannten wir manchmal ein Gummiband zwischen zwei Fingern einer Hand, um gefaltete und geknickte Papierschnipsel auf andere Schüler zu schießen, oder auf den Lehrer, der mit dem Rücken zur Klasse an der Tafel stand. Das war zwar verboten, sorgte aber für eine ausgezeichnete Unterhaltung in der Klasse und vertrieb alle Langeweile. Mit einer zurechtgesägten Astgabel und einem Einmachgummi ließen sich sogar Steinschleudern bauen, deren Kraft wir aber lieber nicht an lebenden Wesen erprobten.
Immer wieder denke ich heute an diese Gummischleudern. Weiterlesen

Ostereier

Wie findet man Ostereier? Und warum suchen manche Menschen und finden nicht? Für den Fall, dass Sie am Suchen und noch nicht am Finden sind, erlauben Sie mir, so gut ich kann, einige Hinweise zu geben. Möglichkeit eins: Sehr kleine Kinder werden keine Ostereier finden, weil sie nicht wissen, was Ostereier sind. Ohne Anleitung losgeschickt, werden sie womöglich mit Pilzen und Grasbüscheln zurückkommen. Möglichkeit zwei: Etwas größere Kinder wissen zwar, wie Ostereier aussehen, begreifen aber noch nicht, wie „Suchen“ eigentlich geht. Es gibt verschiedene Arten zu suchen. Und in dem Fall, dass man selbst ein Osterei ist, Weiterlesen

Heuschnupfen überwinden IV

Ein paar erklärende Sätze zur gestrigen Methode. 

Allergien sind somatische Phobien. Sie werden aufrechterhalten durch die Angst des Körpers vor einem an sich harmlosen Auslöser. Die Angst erzeugt Abwehrreaktionen, die Abwehrreaktionen erzeugen Stress, der Stress wird vom Körper als Beweis dafür betrachtet, dass der Auslöser wirklich schädlich sei, und so werden die Abwehrreaktionen in einem kreisförmigen Prozess immer weiter verstärkt. Tatsächlich werden Allergiesymptome oft durch Gedanken an die Allergie bzw. „Allergieauslöser“ erzeugt, durch Gespräche darüber, durch Bilder davon oder durch den Pollenflugbericht. Die zunächst psychische Angst vor den „Allergenen“ wird in einen körperlichen Befehl umgewandelt, eine große Zahl von Histaminen zu erzeugen und auszuschütten, um den vermeintlichen Angreifer abzuwehren.

Wer bei einem Menschen mit Heuschnupfen imaginativ die Methode der allmählichen Systematischen Desensibilisierung anwendet, wie sie von Verhaltenstherapeuten und (in ihrer imaginativen Form) von Hypnotherapeuten bei Phobien angewendet wird, kann damit Heuschnupfen auflösen. Das heißt, man macht einem Menschen aktuell bewusst, dass er schon beim Reden über den Heuschnupfen beginnt, sich zu kratzen, zu schniefen, zu husten und die Augen zu reiben. Dann führt man ihn mit einer Fantasiereise in einen Entspannungszustand und bittet ihn, sich in diesem angstfreien Zustand erst geringe, dann immer stärkere allergieauslösende Situationen vorzustellen – dabei aber absolut vorrangig darauf zu achten, dass er immer wunderbar entspannt und gelöst bleibt. Andernfalls soll er das Bild verlassen, in seinen gelösten Zustand zurückkehren und nur so viel „allergieauslösende“ Situation imaginieren, dass er angst- und symptomfrei bleibt. Am Ende wird eine Extremsituation tiefentspannt imaginiert. Der Gesprächspartner wird darauf aufmerksam gemacht, dass er vorher bei viel geringeren Anlässen mit Symptomen reagiert hat und sich nun bereits in einer solchen Situation wohl fühlen kann. Er erhält den Auftrag, im Alltag diese maximal entspannte Haltung anzuwenden, wenn er Pollen begegnet und darauf zu achten, wie die Reaktionen des Körpers dadurch geringer ausfallen. Dann soll er üben, auf immer größere Pollenmengen immer gelassener zu reagieren (In-Vivo-Desensibilisierung). Eine Hilfe kann es dabei sein, wenn er sich seinen alltag „irreal reframed“ (neu rahmt) und vorstellt, er sei im Skiurlaub bzw. am Meer (allergiefreie Zonen) und entspanne sich dort herrlich.

Und natürlich… für die Anwendung dieser Methoden wird keine Haftung übernommen… insbesondere gehört die Arbeit mit Allergien, die potentiell lebensbedrohlich werden könnten, nicht ins Selbstexperiment… bewusst habe ich von Heuschnupfen geschrieben.