Die Welt, eine Eschertreppe

Wir sehen den Geist als neurologische Leistung, das heißt, als Ergebnis materieller Konstellationen: Geist ist dann das Produkt der Materie und ihrer Gesetze.

Wir sehen ebenso die Materie als geistige Interpretationsleistung, als Konstrukt unseres Geistes: Unser Körper, unser Gehirn und alle Dinge sind dann das Produkt des Wahrnehmens und Interpretierens.

Unsere Gedanken deuten die Gesetze der Natur, die unsere Gedanken hervorbringen, die die Gesetze deuten, die die Gedanken hervorbringen…

Unsere Wahrnehmung bemerkt unseren Körper, der unsere Wahrnehmung hervorbringt, die unseren Körper bemerkt, der unsere Wahrnehmung hervorbringt…

Die Welt, eine Eschertreppe…

Streiten und schlagen

Gestern hatte ich eine Familientherapie mit zwei Jungen (8 und 10), die sich seit Jahren viel streiten und schlagen, und mit ihren Eltern, die nicht mehr weiter wussten.

Ich habe die Jungen gefragt, warum sie hier sind, und sie haben herumgedruckst. Ich habe gefragt, ob sie nicht so gerne über Probleme reden, und dem haben sie zugestimmt. Dann habe ich gesagt: „Ich auch nicht. Mit mir wollen die Leute immer über Probleme reden, aber ich mag das gar nicht. Ich rede viel lieber über Lösungen und darüber, wie es ist, wenn alles gut ist, und wie man da hin kommt. Ich mache euch ein Angebot. Solange wir miteinander über diese Sachen reden können, reden wir nicht über Probleme. Erst wenn uns hier nichts mehr einfällt, reden wir über Probleme.“ Die Jungen waren einverstanden. Sie waren einfallsreich und kooperativ. Sie hatten gute Ideen, wie sie einander Gutes tun, sich versöhnen und gar nicht erst streiten können. Sie haben versprochen, alle Ideen auszuprobieren und alles, was sich bewährt, auszudehnen. Wir hatten ein gutes Gespräch.

Weihnachtsglöckchen

Heute habe ich von einem Haken an der Decke ein Weihnachtsglöckchen entfernt. Das Stück hatte sich in meinen Augen so der Umgebung angepasst, dass ich es all die Monate gar nicht mehr bemerkt hatte. Ich hatte es einfach nicht mehr wahrgenommen. Das letzte Stück Weihnachtsdekoration – ist es wirklich das letzte Stück?

Von Beten, Arbeiten, Genuss und Sünde

„Darf ich beim Beten rauchen?“,  fragte ein Mönch den Abt. „Nein“, sagte der Abt. „Darf ich beim Rauchen beten?“, fragte ein anderer den Abt. „Ja“, sagte der Abt. (Anonym überliefert)

Das Schlechte zu verbessern ist etwas anderes, als das Gute zu verschlechtern, selbst wenn es bei oberflächlicher Betrachtung das Gleiche zu sein scheint. Gleich ist die Erscheinung, ungleich die Haltung und die Auswirkung auf das weitere Denken und Verhalten.

Ein Mensch, der die Schönheit der Bäume vor seinem Büro bewundert und dabei seine Arbeit macht, erlebt etwas anderes als einer, der seine Arbeit macht und dabei (vielleicht noch) die Schönheit der Bäume sieht. Derjenige, der das offiziell Wichtige, aber nicht Lustbetonte als Begleitmusik neben dem offiziell Unwichtigen, aber Schönen laufen lässt, hat wesentlich mehr psychische Energie zur Verfügung, als der, der es umgekehrt macht. Daher wird er seine Arbeit selbst nebenbei besser machen, als der andere, für den die „hochwertige“ Arbeit absolut im Vordergrund steht. Das gilt besonders bei kundenorientierten, sozialen und burnoutgefährdeten Tätigkeiten, wo „gute Stimmung“ direkt zur Qualität der Arbeit beiträgt.

Eine Arbeit gelingt am besten, wenn sie mental, sozial und organisatorisch so arrangiert ist, dass sie Spaß macht.

Schaffe psychische Energie, und du bekommst Qualität.

Der Zufühler

Es gibt Menschen, die können gut zuhören. Und es gibt andere, die können gut zusehen. Ich kannte einen Menschen, der konnte beides recht gut. Doch besser noch konnte er etwas anderes. Mehr noch war er ein guter Zufühler. Wenn er einem anderen begegnete, so nahm er in Gedanken oder auch in Wirklichkeit dessen Haltung ein. Er schaute wie er, er atmete wie er, er bewegte sich wie der andere und nahm auch dessen Stimme an. Er fühlte, wie sich ein Mensch fühlt, der sich so ausdrückt und bewegt, wie der, dem er gerade begegnete. Dann fragte er sich oft, wie wohl eine Brücke beschaffen sein müsste, die von diesem Erleben wegführte, hin zu einem anderen, kraftvollen, freien und erlösten Leben. Weiterlesen