Blockade

Das hier fällt mir gerade ein, weil jemand fragte, was man bei einer Sprechhemmung tun könne. Ich glaube, da ist es wichtig, zu gucken, worauf sich die Blockade genau bezieht.

Eine Studentin sagte zu mir: „Ich muss eine Griechischprüfung absolvieren, bei der ich einen Text mündlich vorlesen und übersetzen muss. Ich kann alles übersetzen, aber ich habe eine absolute Blockade, irgendetwas Griechisches vorzulesen.“ Ich sagte: „Aber ich habe dich griechische Vokabeln fließend aussprechen hören“. Sie antwortete: „Aussprechen geht.“ Ich fragte: „Du kannst dir einen griechischen Satz, den du gelesen hast, doch merken?“ Sie bejahte das. So sagte ich: „Wenn die Prüfung kommt, schau dir einen Satz an, schließe die Augen, trage ihn auswendig vor, schau dir den nächsten an, schließe die Augen und trage den vor…“ Die Studentin hat das getan und die Prüfung mit Eins bestanden.

Natürlich kann man Blockaden auch auflösen, aber wenn es schnell gehen soll und wenn es sich um seltene Situationen handelt, ist das Umgehen der Blockade manchmal der einfachere Weg. Viel Erfolg also beim Blockaden-Umgehen und einen schönen Gruß an die Studentin!

Bergwanderung

Eine Kollegin hat mir vor ein paar Tagen die folgende Geschichte gemailt.

Eine Frau um die 60, nicht mehr ganz gesund und mobil, nimmt an einer Bergwanderung teil. Dabei sind auch Einheimische. Die „Fremden“ stürmen nun schnellen Schrittes dem Gipfel entgegen. Sie haben es eilig. Die Frau kommt nicht mehr mit. Es ist zu anstrengend für sie. Sie kann ja auch nicht mehr so gut laufen. Aber die Gruppe drängt vorwärts, niemand nimmt Rücksicht auf sie. Traurig fällt sie immer mehr zurück. Da wird sie von einer Einheimischen angesprochen: „Lassen Sie die nur rennen. Die kriegen ja gar nichts mit. Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles.“ Während die Frau nun langsam und in Ihrem Tempo weitergeht, bekommt sie die Schönheiten der Landschaft gezeigt, wird ihr vieles erklärt und erzählt. Und sie erholt sich. Auch sie kommt am Gipfel an. Sicher später, allerdings um vieles reicher.

Wahre Geschichte.

Die kleine Katze

Auf einem hohen Baum saß die kleine Katze ganz allein. Die Bäckerin kam vorbei und sah das Tier: „Ja, du armes kleines Kätzchen! Bist ganz hinauf geklettert und traust dich nicht mehr herunter!“ Der Pfarrer kam, und die Bäckerin sagte: „Herr Pfarrer! Wir müssen dem armen kleinen Kätzchen helfen!“ Der Bürgermeister kam. „Herr Bürgermeister“, sagten die Bäckerin und der Pfarrer. „Helfen Sie uns, dem armen kleinen Kätzchen zu helfen!“ „Gut“, sagte der Bürgermeister. „Wir werden dem armen kleinen Kätzchen helfen. Ich rufe die Feuerwehr!“ Die Feuerwehr kam Weiterlesen

Gedachte Präparate

„Manchmal kommt es vor“, erzählte ein Arzt, „dass ich einem Patienten ein Medikament, das er braucht, nicht geben kann, weil es zu teuer ist oder zu schwer zu beschaffen.  Wie, bitte, kommt man an ein homöopathisches Präparat aus Löwenmilch? In solchen Fällen lasse ich manchmal den Patienten den Namen des Mittels auf einen Zettel schreiben und verschreibe ihm, den Zettel einmal gründlich zu betrachten.  Natürlich kann ich einen solchen Vorschlag nur Patienten machen, die für etwas so „Verrücktes“ aufgeschlossen sind. Das Seltsame ist: Bei denen, die den Rat befolgen, bewirkt oft der Zettel dasselbe wie das Medikament.“

Eine Krankenschwester, die den Arzt reden hörte, lachte darüber. Sie hatte jahrelang auf einer Intensivstation gearbeitet und manchem Patienten in einer kritischen Situation durch die schnelle Gabe eines Medikamentes das Leben gerettet.  Wie wäre es wohl gewesen, ihnen einen Zettel auszuhändigen mit dem Namen ihrer Medizin?

Es geschah einige Tage nach diesem Gespräch: Am Morgen erwachte sie mit Kopfschmerzen. Sie wusste, es war nichts Ernsthaftes, nur dieser längst vertraute Schmerz, der nichts als sich selbst bedeutete. Sie wusste auch, sie hatte keine Kopfschmerztabletten im Haus. Nun stellte sie in Gedanken ein Glas Wasser neben das Bett. Sie malte sich aus, wie sie die Tablette hineinwarf und diese sich sprudelnd auflöste.  Sie stellte sich vor, wie sie das Glas in langsamen Schlücken leerte, wie das Wasser von ihrem Körper aufgenommen würde und wie das Medikament begann, seine Wirkung zu entfalten. Für ein paar Minuten schlief sie ein, dann erwachte sie wieder, stand auf und fuhr zur Arbeit. Alles verlief wie gewohnt. Als sie spät abends auf ihren Tag zurückschaute, fiel ihr auf, dass diese Schmerzen in den Minuten nach der gedachten Einnahme des Medikaments verschwunden waren und sie sie vollständig vergessen hatte.

Diese Begebenheiten haben sich in meinem Freundeskreis abgespielt. Es sei jedem überlassen, sich seinen eigenen Reim darauf zu machen.

Fortbildungstipp: Metaphernschmiede

Vom 4.7.08 bis 5.7.08 halte ich beim Milton-Erickson-Institut-Heidelberg ein Seminar unter dem Titel „Metaphernschmiede für wirksame therapeutische Interventionen – Einzigartige Geschichten erfinden für einzigartige Klienten und Klientinnen“. Der offizielle Ausschreibungstext zu dem Seminar lautet so:

„Therapeutisches Erzählen ist seit jeher ein zentraler Bestandteil von Hypnotherapie, Systemik und vielen anderen Beratungsformen. Der Einsatz von Metaphern- und Beispielgeschichten ist aus dem alten Orient bekannt und ist bis heute eine der wirksamsten Beratungsformen. Die Geschichten werden vom Berater erzählt oder vom Klienten eingebracht und vom Berater reframed, oder sie werden von den Gesprächspartnern gemeinsam entwickelt. Nur, wie entdecke ich eine nützliche Geschichte und wie erzähle ich sie? Per Musenkuß? Das Seminar vermittelt die Techniken, um individuelle Geschichten in der Beratung spontan zu entwickeln und sie therapeutisch wirksam zu erzählen.

Ziel des Seminars ist es also, zu lernen, wie man…

– therapeutische Geschichten für Klientinnen und Klienten findet
– jederzeit Beispielgeschichten für einzigartige Lebenssituationen erfindet
– Erzählungen therapeutisch wirksam formuliert und ins Gespräch einbettet
– Problemmetaphern von Klienten in Lösungsmetaphern zu transformieren, die von den  Beratenen unwillkürlich in ihre Wirklichkeit reintegriert werden
– motivierende, warnende, Such- und Lernhaltungen aktivierende Geschichten aufbaut.

Über den Seminarleiter:
Stefan Hammel ist ausgebildet als Systemtherapeut, Hypnotherapeut, als Evangelischer Theologe und Heilpraktiker für Psychotherapie. Er ist Leiter des Instituts für Hypno-Systemische Beratung (www.hsb-westpfalz.de) sowie Referent bei ISB Mainz, hsi Heidelberg, Akademie Burg Fürsteneck, mediKolleg,  und bodam Liechtenstein. Er ist Redakteur der Elternzeitschrift „KidsLife“, Verfasser des Buchs und Hörbuchs „Der Grashalm in der Wüste“, der paartherapeutischen Landkarte „Die Insel der Liebe“ sowie des hypno-systemischen Blogs HYPS. “

Die Teilnahmegebühr beträgt 250,- Euro. Anmelden können sie sich bei www.meihei.de. Bei Fragen zum Seminarinhalt können Sie sich gerne auch an mich wenden, unter stefan.hammel@hsb-westpfalz.de.

 

 

Mottenphobie, tiefergelegt

Gestern habe ich mit den Eltern der Jugendlichen gesprochen, die Panik vor Motten hatte (Beitrag vom 3. Mai). Beide Eltern sind Berufsmusiker. Der Vater arbeitet als Neurowissenschaftler an der Erforschung von Musikalität und Gehör. „Vielleicht könntest du die Wirkung beim nächsten Treffen ausbauen“, meinte die Mutter auf meine Nachfrage, und der Vater erklärte: „Sie schreit schon noch, wenn sie eine Motte sieht, aber sie schreit jetzt zwei Oktaven tiefer.“

Hunde hypnotisieren

Am Wochenende war ich auf einem Familientreffen. Die Verwandtschaft kam zusammen und machte einen Ausflug mit dem Reisebus. Labradorhündin Luna war auch dabei. „Ihr ist schlecht“, sagte die Frau meines Cousins. „Sie hat schon mehrmals gewürgt. Sie verträgt das Autofahren nicht gut und muss manchmal brechen. Kannst du sie nicht hypnotisieren, damit sie uns nicht in den Bus bricht?“ Ich redete ein bisschen mit Luna und bat dann meinen Neffen Nikolas: „Würdest du Luna deinen MP3-Player leihen? Such etwas Ruhiges heraus, so etwas wie ein Schlaflied. Stell die Musik ganz leise und zieh Luna die Kopfhörer auf.“ Nikolas suchte eine passende Musikgruppe aus und zog Luna die Kopfhörer über die Ohren. Es dauerte eine halbe Minute, dann legte sich Luna entspannt hin, und bald darauf war sie eingeschlafen. Die Anzeichen von Übelkeit kehrten nicht mehr zurück.

Die Methode beruht auf der Umfokussierung der Aufmerksamkeit vom Körpererleben auf das Gehör, auf dem Lösen von Angst und Stress durch eine Entspannungstrance, und auf dem Erzeugen eines Herz- und Atemrhytmus, der dem Rhythmus beim Schlaf ähnelt und nicht zur Situation beim Erbrechen passt.

Sterben mit 26

„Ich habe ein Problem“, hat eine Freundin zu mir gesagt. „Irgendwie habe ich mir die Vorstellung in den Kopf gesetzt, dass ich mit 26 sterben muss. Und das ist ja nicht mehr so lange. Ich weiß, dass es Quatsch ist, aber ich werde die Vorstellung nicht los, und sie macht mir Angst. Was kann ich da machen?“ „Schau dir vor deinem inneren Auge die Zahl 26 genau an“, habe ich geantwortet. „Betrachte sie genau. Jetzt lass die Zahlen umeinander rotieren, und lass sie stehen, wenn die sechs vorne ist. Was siehst du?“ „Eine 62“, sagte die Freundin. „Genau. Jetzt lass die sechs um sich selbst rotieren, und lass sie auf dem Kopf stehen bleiben. Was siehst du jetzt?“ „Eine 92.“ „Wann erwartest du also jetzt zu sterben?“. „Mit 92.“ „Ist das für dich in Ordnung?“ „Sehr in Ordnung“, sagte die Freundin. Das Problem war von da an beseitigt.