Afrika

Afrika hat bekanntlich die Form eines Kopfes… und im Inneren eines Kopfes befindet sich… genau! Die folgende Geschichte habe ich für die Schlaganfallpatientin entwickelt, von der ich am 9. Mai erzählt habe. Die Geschichte zielt darauf ab, Erinnerungen und Fähigkeiten zu finden oder wiederzufinden. Die Geschichte kann wohl auch in manchen Fällen von Demenz nützlich sein, und auch von Multipler Skerose. Viel naheliegender noch kann sie zur Prüfungsvorbereitung verwendet werden, und euch werden wahrscheinlich noch viele andere Einsatzmöglichkeiten einfallen…

Seit Jahrtausenden gibt es Landkarten. Doch zwischen den Karten aus früheren Jahrhunderten und denen aus heutiger Zeit gibt es große Unterschiede. Wenn zum Beispiel dreihundert Jahren ein Verlag eine Karte von Afrika druckte, dann gab es darauf große, weiße Flecken. „Terra incognita“ schrieb man darauf, „ein unbekanntes Land“. Die Küsten waren damals weitgehend Weiterlesen

Ein heiliger Vertrag

Noch eine Geschichte zu Prüfungsdingen…

In der Vorbereitung auf sein Examen sagte ein junger Mann immer wieder zu sich Dinge wie diese: „Wenn du bis heute Abend um 18.00 Uhr diese hundert Seiten durchgearbeitet hast, dann darfst du dir den Abend frei nehmen.“ Wenn er dann schon um 17.00 Uhr sein Pensum geschafft hatte, dann arbeitete er noch eine Stunde weiter und schaffte in dieser Zeit hundertzwanzig Seiten. Und weil es an jenem Tag so ungewöhnlich gut voranging, arbeitete er nochmals eine Stunde bis um 19.00 Uhr und hatte am Ende einhundertdreißig Seiten bearbeitet. Einige Wochen später bemerkte er, Weiterlesen

Der Seebär und der Landbär

Als ich das Grashalm-Buch geschrieben habe, habe ich viele Leute gefragt, welche Geschichten ich rausschmeißen soll – weil, es waren damals viel zu viele Geschichten – und jeder hat etwas völlig anderes gesagt. Die Lieblingsgeschichten der einen waren die Rausschmeißgeschichten der anderen. Auch wenn mir jetzt Leute ihre Lieblingsgeschichten erzählen, nennt jeder eine andere. Denkt daran, wenn ihr eine schlechte Geschichte findet: Die Schönheit von Geschichten liegt im Hirn des Hörers. Siehe die Fußnote rechts.

Einige Leute haben mich dann auch gefragt, was denn meine Lieblingsgeschichte ist. Die ist mir auf einer winterlichen Autobahnfahrt eingefallen. Bei jedem Rasthof musste ich anhalten und ein Stück aufschreiben, und als ich ankam, war sie fertig. Das ist die Geschichte vom Seebär und vom Landbär:

Der Seebär hatte einst Besuch vom Landbären. Die beiden kannten sich schon seit der Bärenschule. Dann war der Seebär weit in die Welt gereist und hatte viele Abenteuer bestanden Weiterlesen

Wie finde ich eine passende Geschichte II

Noch eine E-mail, die mich beschäftigt hat. Letzte Woche hat mir eine Kollegin geschrieben:

Könnten Sie mir vielleicht mit einer Geschichte persönlich auf die Sprünge helfen, meine Scheu zu überwinden, Geschichten in die Therapie mit einzubauen? Als meine Tochter klein war, hat sie mir drei Dinge genannt, aus denen ich dann ad hoc (im Erzählen) Geschichten erfand: langweilige, interessante, lustige, traurige… Als Therapeutin habe ich da irgendwie eine Blockade.

Woran hängt’s? Ich glaube ja, wir erzählen den ganzen Tag Geschichten, langweilige, interessante, lustige, traurige, und wir merken es gar nicht. Weiterlesen

Lesenswert: Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson

Mit dem heutigen Beitrag möchte ich eine Reihe von Buchtipps beginnen. Fortsetzung folgt!

Als erstes möchte ich ein Buch vorstellen, das sehr unterhaltsam in die Arbeit von Dr. Milton H. Erickson einführt: Die Lehrgeschcihten von Milton H. Erickson, herausgegeben von Sidney Rosen. Milton Erickson gilt als der Begründer der modernen Hypnotherapie. Viele Interventionen aus der Familientherapie, aus dem NLP und anderen Verfahren gehen auf ihn zurück.

In diesem Buch sind Kurzgeschichten aufgeschrieben, die er seinen Studenten und Kollegen erzählte, um sie anzuleiten, bisherige Denk- und Verhaltensmöglichkeiten auszuweiten. Überwiegend sind es Anekdoten, die Erickson irgendwann in seinem Leben erlebt, beobachtet oder inszeniert hat und die er später verwendet hat, um Möglichkeiten des Denkens, Lernens und neuen Verhaltens zu illustrieren. Viele dieser Geschichten sind äußerst originell und witzig. Manche sind rätselhaft, wie so viele Therapiemethoden, die der legendäre Arzt aus Arizona entwickelt hat. Erklärt wird nicht viel in dem kleinen Werk. Es gibt wenige Antworten und wirft viele Fragen auf. Wenn man es als Lehrbuch betrachten möchte, dann ist es eines exklusiv fürs Unbewusste. Vor allem aber ist das Buch kurzweilig und regt das eigene Denken und Suchen nach neuen Möglichkeiten an. Es ist ein Fenster in die Welt des unbewussten Lernens.

Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson
Herausgegeben und Kommentiert von Sidney Rosen
Salzhausen (iskopress) 2000

Kartoniert, 319 Seiten
ISBN 3-89403-424-6

Piratenanästhesie

Ein paar Kinder aus der Familie und ein Nachbarsmädchen wollten gerne hypnotisiert werden. „Na gut“, habe ich gesagt, habe ist Leere geschaut und wie geistesabwesend angefangen, zu erzählen.

Stell dir nur vor: Du als Pirat! Mit einem Holzbein aus altem, hartem, festen Eichenholz und einer schwarzen Augenklappe – oder vielleicht doch lieber ohne Augenklappe? Wie dem auch sei! So ein Pirat hat viel zu tun auf einem großen, alten Schiff. Viel Arbeit an den Seilen und den Segeln, an den Masten, an der Ladung und mit all den Mitpiraten! Weiterlesen

Schuppen

Gestern bat mich jemand: „Hypnotisiere mich doch einmal gegen Schuppen.“ Nach einer kurzen Tranceinduktion erzählte ich ihm die folgende Geschichte:

Ich bin in einer afrikanischen Trommelgruppe. Der Leiter, ein Kongolese, übte mit uns ein Trommelstück ein, das am Ende immer leiser und leiser wird, bis die Musik schließlich ganz verstummt. Am Schluss lag seine Hand regungslos auf der Trommel. Ohne einen Laut hob er sie auf. Wir taten es ihm nach. Bei jedem von uns gab es ein deutlich hörbares Schmatzen vom Schweiß und Fett auf der Handfläche. Immer wieder probierten wir es, Weiterlesen

Eine Armee für den Frieden!

Eine Armee für den Frieden!

Finden Sie auch, dass es zu viele unglückliche Menschen gibt in der Welt? Dann möchte ich Ihnen dazu gerne eine Geschichte erzählen.In London lebte im vorletzten Jahrhundert ein Mann, der hatte eine besondere Eigenschaft. Er konnte es nicht ertragen, Menschen im Elend zu sehen. Das wäre vielleicht nicht der Rede wert, denn das behaupten auch heute noch viele Menschen von sich. Aber dieser Mann hatte noch eine zweite Eigenschaft. Er hat alles getan, was er konnte, um das Elend der ärmsten Menschen zu lindern. Er hat zusammen mit seinen Freunden und späteren Mitkämpfern Hunderttausenden geholfen, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Weiterlesen

Das rollende Klavier

Meine Schwester hat mir was erzählt. Über einen Mann, den sie kennt.

Seit vielen Jahren arbeitete er als Pianist. Unzählige Auftritte hatte er erlebt. Und meine Schwester hat ihn gefragt, was denn das unangenehmste Erlebnis auf seinen Konzertreisen gewesen sei? „Einmal“, so erzählte er, „habe ich während eines Konzertes bemerkt, dass das Klavier, auf dem ich spielte, nicht richtig befestigt war. Vielleicht war auch der Boden des Konzertsaals nicht eben. Während ich spielte, begann nun das Instrument, allmählich von mir fortzurollen. Ich rutschte mit meinem Klavierstuhl hinterher, doch es rollte weiter. Ich rutschte, es rollte. Und so ging es immer weiter, während des ganzen Stücks. – Die meisten Instrumente haben eine Bremse, und die muss festgestellt werden. Wenn nicht, dann gnade dir Gott.“

(Hammel, Der Grashalm in der Wüste, S. 65)