Lesenswert: Der Findefuchs

Irina Korschunow hat das Kinderbuch geschrieben, ich glaube vor allem für Patchwork-, Stief- und Adoptivkinder und für die Geschwister von Adoptivkindern. Es heißt „Der Findefuchs – Wie der kleine Fuchs eine Mutter bekam“. Es ist, ehrlich gesagt, auch eine Geschichte für Erwachsene, eine, die ans Herz geht. Sie ist ganz kurz; man kann sie gut am Anfang oder Schluss einer Kindertherapiestunde vorlesen. Sie ist auch geeignet, um Pflegeeltern Mut zu machen im Kampf mit nervigen Behörden, Verwandten, Nachbarn und im Umgang mit Streitigkeiten zwischen den untereinander nicht verwandten Kindern. Die Erzählung stärkt das Empfinden für Zusammengehörigkeit bei Kindern und zeigt, dass Liebe zu einem Kind nicht unbedingt an Blutsverwandtschaft gebunden ist.

Die Geschichte geht so: Eine Füchsin findet ein verlassenes Fuchskind im Gebüsch und trägt es unter vielen Gefahren in ihren Fuchsbau zu ihren drei eigenen Fuchskindern. Die Nachbarfüchsin rät ihr, das Kind wieder auszusetzen. Als die Füchsin am nächsten Tag ihre vier Kinder beschnüffelt, kann sie den Findefuchs nicht mehr herausschnüffeln. Er riecht schon genauso wie die anderen.

Ein ausgezeichnetes Buch mit sehr schönen Bildern!

Irina Koschunow, Der Findefuchs: Wie der kleine Fuchs eine Mutter bekam. Mit Bildern von Reinhard Michl
München (dtv) 1982

Phobien gefällig?

Athazagoraphobie, Gephydrophobie, Pteromerhanophobie…

Was es nicht alles gibt… Eine eindrucksvolle und in weiten Teilen seriöse Liste von Phobien findet sich in Wanderfalkes Blog. Nur an die Hippopotomonstrosesquippedaliophobie (die Angst vor langen Wörtern) mag ich nicht so recht glauben.

Sollen wir uns lieber gruseln oder uns lieber freuen über so viele schöne Fremdworte? Ich sage mal: Danke, Wanderfalke!

Schlafapnoe

Jemand fragte mich nach Schlafapnoe. Ich habe ihm gesagt: So bin ich sie losgeworden…

Dem Stillstand des Atems gingen bei mir schwache Atmer voraus. Diese habe ich mit mir als Signal (Anker) vereinbart für tiefes Atmen. Möglich wäre jedes beliebige andere „erste Anzeichen“. Ich habe mit mir vor dem Einschlafen abgesprochen: Immer wenn der Atem schwach wird, ist das mein Signal, um einmal tief durchzuatmen und danach normal weiter zu atmen. Das hat ab der ersten Nacht funktioniert. Jetzt werde ich manchmal davon wach, dass ich nach einigen schwachen Atemzügen sehr tief atme. Ich lobe mich und schlafe weiter. Weiterlesen

Lesenswert: 75 Fabeln für Zeitgenossen

Das Buch von James Thurber „75 Fabeln für Zeitgenossen“ ist schon 40 Jahre alt, also für einige von uns schon gar nicht mehr so zeitgenössisch. Aber zum Glück veralten Fabeln nie. Zeitgenössisch an Thurbers zeitgenössischen Fabeln ist auch eher die moderne, leichte, heitere Sprache, die dazu beigetragen hat, Thurber und seine Fabeln bekannt zu machen. Charakteristisch ist sein englischer Humor; viele Fabeln sind schwarzes, etwa nach dem Motto: „Always look on the bright side of life“. Gerade deshalb eignen sie sich als humorvoll „warnende Metaphern“ (ein Ausdruck von Bandler und Grinder). Obwohl unter den Fabeln eine „Moral“ steht, wirkt das Buch nicht „moralisch“, eher führt es ein in die Kunst des Überlebens – als Schaf unter Wölfen, oder auch als Fliege…

Eine große Spinne hatte in einem alten Haus ein schönes Netz gewoben, um Fliegen zu fangen. Jedesmal, wenn eine Fliege sich auf dem Netz niederließ und darin hängenblieb, verzehrte die Spinne sie schleunigst, damit andere Fliegen, die vorbeikamen, denken sollten, das Netz sei ein sicherer und gemütlicher Platz. Eines Tages schwirrte eine ziemlich intelligente Fliege so lange um das Netz herum, ohne es zu berühren, daß die Spinne schließlich hervorkroch und sagte: „Komm, ruh dich ein bißchen bei mir aus.“ Aber die Fliege ließ sich nicht übertölpeln. „Ich setze mich nur an Stellen, wo ich andere Fliegen sehe“, antwortete sie, „und ich sehe bei dir keine anderen Fliegen.“ Damit flog sie weiter, bis sie an eine Stelle kam, wo sehr viele Fliegen saßen. Sie wollte sich gerade zu ihnen gesellen, als eine Biene ihr zurief: „Halt, du Idiot, hier ist Fliegenleim. Alle diese Fliegen sitzen rettungslos fest.“ „Red keinen Unsinn“, sagte die Fliege. „Sie tanzen doch.“ Damit ließ sie sich nieder und blieb auf dem Fliegenleim kleben wie all die anderen Fliegen. (S.8)

James Thurber, 75 Fabeln für Zeitgenossen.
Hamburg (Rowohlt) 1967

Wenn du es schaffst II

Die Geschichte von Nikolas und Vita (vom 31.5.) habe ich einem Freund erzählt. Der hat geantwortet:

„Vor Jahren bin ich mit einem Freund in Berlin unterwegs gewesen. Ich hatte einen fürchterlichen Schluckauf. ‚Wie lange soll ich denn diesen Schluckauf noch haben?‘, habe ich mich laut geärgert. Der Freund, der neben mir ging, hat ein Fünfmarkstück aus der Tasche gezogen. „Beim nächsten Mal kriegst du das.“ Ohne weitere Worte hat er es wieder eingesteckt. Schweigend und ohne Schluckauf gingen wir weiter.“

Webtipp: Hypnoblogs

Was gibt’s an Hypno-Sachen in der Blogosphäre?

Im deutschsprachigen Raum habe ich sehr wenige Hypnoblogs gefunden. Um es genau zu sagen: Außer diesem hier nur drei.

Der Hypnoseblog von Jan-Henrik Günter aus Frankfurt ist fachlich wohl der differenzierteste. Methodisch bietet er nicht viel Anregung – dafür eine fundierte, gut informierte Auseinandersetzung mit Hypnose und Hypnotherapie. Leider ist nach einem guten Start im März in den letzten zwei Monaten nichts Neues dazu gekommen. Aber vielleicht kommt ja bald die nächste Welle…

Dann gibt es den Hypnoseblog von Gerd Dürhager aus Mössingen im Schwäbischen. Dürhager hat einen sachlichen Schreibstil zwischen einer mehr wissenschafts-bezogenen und einer mehr spirituellen und philosophischen Sichtweise. Der Blog gibt Anregungen, wie man Erkenntnisse aus dem Bereich der Hypnose in den Alltag übertragen kann und vermittelt einige „Tipps und Tricks“.

Schließlich gibt es einen Blog von Hans-Peter Zimmermann aus der Schweiz. Sein Blog bietet kompetente methodische Hinweise. Der Stil ist eigenwillig und lebendig, manchmal widerborstig. Zimmermann sagt: „Hypnose hat nichts mit Esoterik zu tun“. Also – wo er ins Esoterische geht, präsentiert er seine Sicht sachlich und undoktrinär. Ich persönlich empfinde da neben einer wissenschaftsorientierten Seite. erkennbar. Layout und Seitenmenü finde ich eher unübersichtlich. Aber vielleicht regt genau das jemand anderes zum Stöbern an?

In England und Amerika gibt es viele Hypno-Blogs. Wer „hypnosis blog“ bei Google eingibt, erhält rund 1,4 Millionen Antworten. Weiterlesen

Placebo VI

Ich war gestern bei meiner Schwester zu Besuch. Meine Nichte wurde konfirmiert und mein Schwager war fürchterlich erkältet. Er schnupfte und schniefte, hustete und fühlte sich sichtlich unwohl. „Da würde jetzt Schüssler-Salz Nr. 3 helfen“, sagte meine Schwester. „Aber wir haben keins hier.“ „Das macht nichts“, habe ich behauptet, und meinen Schwager gebeten: „Sage doch einmal zu deinem Körper: ‚Lieber Körper, bitte prüfe, ob Schüssler-Salz Nr. 3 dir gut tut, und wenn ja, dann reagiere wie bei diesem Mittel.'“ „Er hat es aber noch nie probiert“, hat meine Schwester eingewandt. „Das macht auch nichts“, habe ich Weiterlesen

Lesenswert: Die Geschichten vom Verlorenen…

Im 15. Kapitel des Lukasevangeliums stehen drei sehr eindrucksvolle therapeutische Geschichten. Sie handeln von verlorenen und wiedergefundenen Schafen, Groschen und Söhnen.

Die Geschichte vom Schaf, das ein Hirte verloren, gesucht und wiedergefunden hat, kann man gut Kindern erzählen in einem Adoptiv- oder Patchworkkontext, in einer getrennten Familie, oder wo es um das Sterben eines Familienangehörigen geht. Sie vermittelt ein starkes Gefühl von eingebunden und aufgehoben sein, in Krisen beschützt werden, wertvoll und geliebt sein.

Die Geschichte vom Groschen, den eine arme Frau verloren, gesucht und wiedergefunden hat, kann man beispielsweise Kindern mit knappem Taschengeld erzählen, um zu sagen: Ich glaube, du bist für deinen abwesenden Vater (oder gestorbenen Opa) viel wertvoller als alles Geld der Welt.

Die dritte Geschichte handelt von zwei Brüdern. Der eine ist pubertätsfrei brav und macht seinem Vater wenig Scherereien. Der andere liebt Abenteuer, ruiniert sich, schadet seiner Familie und sucht schließlich den Rückweg in ein normales Leben. Anschließend werden die Interaktionen in der Familie beobachtet – mit überraschenden Ergebnissen. Diese Geschichte hat ein Berater Drogenabhängigen vorgelesen, die zu ihm kamen. Er hat nicht gesagt, woher die Geschichte kommt, er hat sie nur vorgelesen. Danach war eine ehrliche Gesprächsbasis da. Einige haben geweint. Die Geschichte fasst die ganze Sch… eines versauten Lebens zusammen und die Sehnsucht nach Liebe, die am Ende bleibt.

Die Geschichte vom verlorenen Schaf ist für mich der Ausgangspunkt des Geschichtenerzählens überhaupt gewesen. Mein Großvater hat sie mir viele Male erzählt. Ich wollte sie immer wieder hören. Vielleicht, weil wir beide Hammel hießen, wahrscheinlich aber, weil ich mich verloren gefühlt habe und mir die Geschichte Kraft gegeben hat. Sie geht so:

Stellt euch vor, einer von euch hat hundert Schafe und eines davon verläuft sich. Lässt er dann nicht die neunundneunzig allein in der Steppe weitergrasen und sucht das verlorene so lange, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, dann freut er sich, nimmt es auf die Schultern und trägt es nach Hause. Dort ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden! (Lukas 15,4-6. Die Gute Nachricht Bibel)

Alle drei Geschichten sind gut geeignet beim Thema ADS und ADHS. Am besten baut man die Geschichte blumig und dornig aus und erzählt, wo der Hirte überall gesucht und gerufen hat, bis er irgendwo im Dickicht ein verzagtes „Mäh“ gehört hat.

Wer die Geschichten von Schafen, Groschen und Leuten anderen vorliest, nimmt eine moderne Übersetzung und gegebenenfalls eine Kinderbibel. Lukas ist das dritte Buch im Neuen Testament.

Gute Nachricht Bibel
Stuttgart (Deutsche Bibelgesellschaft) 2006

Trancephänomene

Ich schreib euch mal wieder was zu Hypnose-Grundbegriffen. Zusammengestellt habe ich das neulich, als mich jemand gebeten hat, ihm einmal eine ganze Reihe Trancephänomene zu demonstrieren. Ich will aber nicht hören, dass jemand sagt, das ist bei Wikipedia abgeschrieben; ich hab das nämlich da auch reingestellt, weil da was gefehlt hat. Also, im Verlauf einer Trance können verschiedene Phänomene auftreten, spontan oder durch Suggestionen hervorgerufen. Klassische Trancephänomene sind: Weiterlesen