Privatpraxis gründen – Seminar für Ärzte

In Zusammenarbeit mit mediKolleg bieten wir vom 22.2. – 24.2.2008 erstmals ein Seminar für Ärzte zur Privatpraxisgründung an, und vom 18.4. – 20.4.2008 eines zum richtigen Abrechnen, einschließlich der menschlichen Implikationen eines guten Umgangs mit Geld. Wir, das sind Dr. med. Eugen Schippers, der Steuerberater und Betriebswirt Patrick Weber, und ich als Kommunikationstrainer mit hypno-systemischem Hintergrund.

Wir stellen fest, dass es viele Ärzte müde sind, sich ihre Arbeitsweise von den Kassen bis in (oft nicht einmal sinnvolle) Einzelheiten diktieren zu lassen. Neben vielen Reglementierungen und einer Flut von Formularen stört sie, dass häufig nicht die gewünschte Zeit für Diagnose und Therapieplanung bleibt und sie ihre Begabungen nur schwer ausbauen können. Viele überlegen sich, eine Privatpraxis zu gründen – ergänzend zur bestehenden Kassenpraxis oder alternativ dazu. Wir waren überrascht: Noch bevor das Seminar ausgeschrieben war, hatten wir genügend Interessenten, um es (wenn sie sich denn anmelden) zu füllen. Das Interesse ist da. Wir freuen uns und sind gespannt, wie es anläuft!

Wer Interesse hat: Informationen zu den Seminaren finden Sie bei mediKolleg und beim Institut für Hypno-Systemische Beratung. Anmelden können Sie sich direkt bei mediKolleg.

Erickson-Geschichten XII

Erickson erzählt: Ich bekam einen Brief von meiner anderthalbjährigen Enkelin. Ihre Mutter hatte ihn geschrieben. Die kleine Jill war zum ersten Mal im Schwimmbad gewesen. Und sie hatte geweint, als ihr Fuß nass wurde. Sie weinte und klammerte sich an ihre Mutter alsw ihre Hand nass wurde. Und schließlich weinte und schrie sie und klammerrte sich so fest, bis ihre Mutter Jill die ganze Sache in die Hand nehmen ließ. Nun plant sie ihre nächste Fahrt zum Schwimmbad und bringt ihrer Mutter bei: „Lass mich auf meine Weise damit fertigwerden.“ Alle meine Enkel gehen auf ganz unterschiedliche Weise, aber mit großer Entschlossenheit an das Leben heran. Wenn sie etwas tun möchten, tun sie es, aber sie tun es auf ihre Weise. Und die Mütter können das bis ins Detail beschreiben. Ich bewahre ihre Briefe auf, u´nd später sollen sie für die Kinder gebunden werden, wenn sie sechzehn oder siebzehn Jahre alt sind und die mangelnde Intelligenz ihrer Eltern beklagen.

S. Rosen, Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson, Salzhausen (iskopress) 2000, S. 312f.

Lesenswert: House of God

Zur systemischen oder hypnotherapeutischen Literatur gehört Samuel Shem’s Roman „House of God“ natürlich nicht. Aber er ist doch eine erfolgversprechende „Anleitung zum Unglücklichsein“ für alle, die im Gesundheitswesen und in der psychosozialen Versorgung arbeiten. Er gibt viele Hinweise dazu, wie man Burnout bei Helfern fördert und was man so alles tun kann, um das eigene psychische und auch biologische Überleben als Helfer wei auch das der Mithelfenden zu verkürzen. Und es gibt tatsächlich auch Anweisungen – positive wie negative – wie körperliche Heilung auf suggestivem Weg beschleunigt oder behindert werden kann.

Als Leseprobe mögen die folgenden Zeilen dienen:

„Ich erinnere mich an einen Sommer auf Pawleys Island, ich war vielleicht zwölf. Mutter hatte Daddy rausgeschmissen, und mein Bruder, meine Mutter und ich verlebten den Sommer an der Küste. Da habe ich mir eines Tages heißes Öl über die Hand gegossen, wirklich üble Verbrennungen, und Mutter brachte mich sofort zurück nach Charleston zu unserem Hausarzt. Seine Praxis bestand nur aus zwei großen Räumen, Mahagonitäfelung, Messingbeschläge, Apotheken- schränke, Gefäße, du weißt schon. Er verband meine verbrannte Hand und sagte: ‚Junge, du gehst gern zum Fischen, oder?’ ‚Yessir.’ ‚Was fängst du am liebsten?’ ‚Seebarsch und Bluefish, Sir.’ ‚Wandert der Bluefish schon?’ ‚Nein, Sir.’ ‚Nun, wir wollen sehen, ob du nicht wieder fischen kannst, wenn der Bluefish wandert.’ Wir gingen alle paar Tage zu ihm, um den Verband wechseln zu lassen. Er benutzte eine spezielle Salbe, und ich erinnere mich, dass er nach ungefähr einer Woche zu mir sagte: ‚Die Salbe ist alle, und ich habe die Fabrik angerufen, die sie herstellt, New Jersey. Sie sagten, irgendeine Regierungsstelle hat ihre Anwendung am Menschen verboten, weil sie bei irgendwelchen weißen Mäusen Schäden hervorruft. Nun, an der Salbe ist nichts verkehrt, Junge, ich weiß das, ich benutze sie seit zwanzig Jahren. Ich bin also auf meine Farm gefahren und habe mir welche von der geholt, die ich für meine Pferde benutze. Sie hilft bei ihnen, und ich denke, sie wird auch bei dir helfen.’ Natürlich hat sie geholfen, meine Hand heilte wunderbar. In dem Sommer habe ich Bluefish gefangen, genau wie er es gesagt hatte.“ (S. 269f.)

Auf jeden Fall lesenswert: Samuel Shem, House of God, München (Knaur) 1978.

Am Grund des Flusses

Auf einem Parkplatz am Fluss übte ein Fahrlehrer mit seinem Schüler das Einparken. Der Fahrschüler stieß zurück, gab kräftig Gas – und Augenblicke später fanden sich beide auf dem Grund des Flusses wieder. „Ruhig bleiben!“ sagte der Lehrer. „Lass die Tür zu! Schnall dich ab! Drehe das Fenster nur ein ganz kleines bisschen herunter, so dass bloß wenig Wasser auf einmal hereinkommt!“ Langsam füllte sich die Fahrerkabine mit Wasser, während die beiden Menschen am Grund des Flusses warteten. Als ihnen das Wasser bis zum Hals stand, sagte der Lehrer: „Jetzt öffnen wir die Tür und schwimmen nach oben!“ Die Rettung gelang – Lehrer und Schüler überlebten.

Grashalm-Geschichten im Onlinemagazin KidsLife

Das Elternmagazin „KidsLife“ (Aufl. 255.000 in D, A, CH) hat in seine Online-Ausgabe seit Herbst 2007 die Sparte „Die therapeutische Geschichte“ übernommen. Darin wird regelmäßig eine Geschichte aus dem Buch „Der Grashalm in der Wüste“, aus HYPS oder frisch aus dem PC des Verfassers präsentiert. Die Geschichten für Eltern und Kinder sind zu finden unter www.kidslife-magazin.de.

Zwei Wege

Ganz plötzlich war es gekommen. Taub und pelzig fühlte sich die rechte Hälfte ihres Körpers an. Anna ging zum Arzt. Der runzelte zunächst die Stirn und sagte gar nichts. „Verdacht auf MS“ war sein Ergebnis, als er die Untersuchungen abgeschlossen hatte. Im Krankenhaus erhielt sie Cortison. Einige Wochen später traten Schwindelanfälle auf. Nochmals einige Monate darauf wurde ihre linke Körperhälfte taub, wie zuvor schon die rechte. Wieder einige Monate später begann sie verschwommen zu sehen. Als blickte sie durch eine Milchglasscheibe, sah sie Menschen und Gegenstände. Der Arzt sah die Diagnose bestätigt. Wie in einem Traum nahm sie ihren Behindertenausweis in Empfang. „50 %“ stand darauf. Fürs erste, dachte sie. „Die Kraft der Gedanken“ hieß der Vortrag, von dem Anna später erzählte. Um Krankheit ging es darin nicht. Es ging vielmehr darum, sich seine Wünsche für die Zukunft bildlich und anschaulich vorzustellen, und zwar als einen schon erreichten Endzustand. Intensiv sollte sie spüren, wie sich dieser Zustand anfühlte. Sie sah sich auf einer Wiese, unbeschwert und glücklich. Sie bewegte sich frei und fühlte sich leicht. Sie spürte eine ungeheure Energie. Sie war davon so aufgewühlt, dass sie heftig weinte – und doch war für sie das Erlebnis befreiend. Jeden Tag stellte sie sich nun vor, wie sie dann aussähe, was sie tun würde und wie sie sich selbst spüren würde. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf diese glückliche Zukunft. Sie trennte sich von allem, wovon sie fand, dass es nicht dazu passte. Viel genauer als früher nahm sie wahr, was sie stärkte und was ihrer Seele die Kraft rauben wollte. Sie richtete ihr ganzes Leben nach dem aus, was sie stärkte. Nach einiger Zeit konnte sie die Medikamente absetzen. Neun Jahre ist dies her. Die Symptome sind verschwunden und nicht wiedergekehrt.
Thomas lebt in der Schweiz. „Diagnose MS“ haben die Ärzte gesagt. Mit Mentaltraining und Selbsthypnose hat er sich länger befasst. Er hat sich anschaulich vorgestellt, wie es wäre, gesund zu sein und hat es, so gut es ging, gefühlt. Weitere Schübe kamen und immer wieder weitere. Er sieht vor sich einen einzigen Weg. Es ist sein Weg. Er lernt, seine Seele stark zu machen für das, was kommt. Er lernt, einen Alltag zu bestehen, der härter ist als der aller Menschen, die er kennt. Er lernt, aufrecht zu sein, obwohl er liegt. Er lernt Würde zu leben, obwohl ihn andere bemitleiden. Er lernt Kraft zu spüren, obwohl sein Körper schwach ist. Er lernt aus einer Energie zu leben, die viele Gesunde nicht kennen.

Aus: S.Hammel, Der Grashalm in der Wüste, S. 58f.

Anna ist mir persönlich bekannt, Thomas ein Freund einer Freundin.

Erickson-Geschichten X

Erickson erzählt: Im Juni 1919 machte ich meinen Abschluss an der High School. Im August hörte ich, wie im Nebenzimmer drei Ärzte zu meiner Mutter sagten: „Der Junge wird den Morgen nicht erleben.“ (Erickson hatte seine erste Polioinfektion im Alter von siebzehn Jahren.) Da ich ein normales Kind war, nahm ich das übel. Unser Landarzt hatte zwei Ärzte aus Chicago hinzugezogen, und sie sagten zu meiner Mutter: „Der Junge wird den Morgen nicht mehr erleben.“ Ich war wütend. Dieser Einfall, einer Mutter zu erzählen, ihr Sohn würde am nächsten Morgen tot sein! Das ist unerhört! Später kam meine Mutter mit ausdruckslosem Gesicht in mein Zimmer. Sie glaubte, ich sei im Delirium, da ich darauf bestand, dass sie die große Kommode in meinem Zimmer umstellte, damit sie in einem anderen Winkel zu meinem Bett stand. Sie stellte sie neben mein Bett und ich sagte ihr, wie sie sie hin- und herrücken sollte, bis ich zufrieden war. Die Kommode verstellte mir den Blick durch das Fenster – und ich wollte verdammt noch mal nicht sterben, ohne den Sonnenaufgang zu sehen. Ich sah nur die Hälfte davon. Ich war drei Tage lang bewusstlos. Meiner Mutter habe ich nichts davon erzählt. Und auch sie hat mir nichts davon erzählt. (Rosen, 61f.)

Erickson-Geschichten V

Erickson erzählt: In Worcester hatte ich einen Patienten, der jeden Gruß erwiderte. Wenn man ihm eine Frage stellte, blickte er einen freundlich an. Er war sanft, leicht lenkbar, sehr ruhig. Er ging in die Kantine, ins Bett, war ordentlich, hatte nichts zu sagen. Er sagte lediglich „Hallo!“ oder „Auf Wiedersehen!“. Ich gab den Versuch auf, ihn zu befragen. Ich wollte seine Geschichte hören, und er war ganz offensichtlich in einer Welt, die nicht existierte. Ich brauchte eine ganze Weile, um herauszufinden, wie ich in seine Welt eindringen konnte. Eines Tages ging ich auf ihn zu und sagte „Hallo!“ Er sagte: „Hallo.“ Dann zog ich meine Jacke aus, kehrte das Innere nach außen und zog sie wieder an, mit der Rückseite nach vorn. Dann nahm ich seine Jacke, kehrte das Innere nach außen und zog sie ihm wieder an, mit der Rückseite nach vorn. Ich sagte: „Ich möchte gern, dass du mir deine Geschichte erzählst.“ Ich bekam seine Geschichte. Schließ dich dem Patienten an.

Erickson-Geschichten IV

Erickson erzählt: Als meine Tochter Kristi Medizin studierte, las sie einen Aufsatz von Ernest Rossi und mir über Doppelbindung. Sie kam zu uns und sagte: „Also, so mache ich es!“ Rossi fragte: „Was machst du so?“ Sie sagte: „Jeder Patient hat das Recht, Bruchuntersuchungen und vaginale oder rektale Untersuchungen durch einen Medizinstudenten zu verweigern. Keine von den anderen Studentinnen hat solche Untersuchungen gemacht, aber ich habe bei jedem meiner Patienten eine Bruchuntersuchung sowie eine vaginale oder rektale Untersuchung durchgeführt.“ Ich fragte sie, wie sie das mache, da doch alle Patienten das Recht hätten, diese Untersuchungen zu verweigern. Sie sagte: „Wenn ich zu diesem Teil der Untersuchung kamm, lächelte ich freundlich und sagte sehr mitfühlend: ‚Ich weiß, Sie haben es satt, dass ich Ihnen in die Augen sehe und in die Ohren und in die Nase und in den Hals, Sie hier betaste und dort abklopfe. Sobald ich jetzt die rektale Untersuchung und die Bruchuntersuchung durchgeführt habe, können Sie mir Auf Wiedersehen sagen.‘ “ Und alle warteten geduldig, bis sie ihr Auf Wiedersehen sagen konnten. (Rosen, 107f.)