Täter und Opfer – viele Fragen

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Eine Distel ist eine Distel ist eine Distel. Blüten und Stacheln. Wer entscheidet, was Kraut ist und was Unkraut? Nach welchen Kriterien?

Wenn ich einen Konflikt moderiere – für wen ergreife ich Partei? Für die Opfer? Was ist, wenn beide sich für Opfer halten?

Was ist, wenn der Reigen sich dreht? Die Opfer von einst sind die Täter von jetzt sind die Opfer von einst. Die Täter von einst sind die Opfer von jetzt sind die Täter von von einst.

Wie viele Täter sind Opfer von Tätern, die Opfer sind von Tätern, die Opfer sind…?

Wieviele Opfer bleiben Opfer oder werden Täter, weil es im Schatten des Leids ein Verlust an Bedeutung wäre, weder Opfer noch Täter, sondern Nichts zu sein? Wieviele Opfer sühnen, ohne satt zu werden?

Indem ich die Opfer unterstütze, beginne ich, sie zu Tätern zu machen. Wer sagt mir, dass sie auf halbem Wege Halt machen?

Indem ich die Täter bekämpfe, beginne ich, sie zu Opfern zu machen. Wer sagt mir, dass sie auf halbem Wege Halt machen?

„Des einen Nutzen ist des Anderen Schaden, des einen Lob des anderen Tadel, des einen Hilfe ist des anderen Strafe.“ – Wenn der Berater ausbricht aus diesen Gedanken, nur dann durchbricht er den Kreislauf der Schuld.

Lesenswert: Gesundheit für Körper und Seele

Louise L. Hay ist eine Meisterin der Hypnotherapie und des Mentaltrainings. Im Bereich der Denk- und Lebensgewohnheiten und der körperlichen Gesundheit hat sie eine psychosomatisch orientierte Therapie begründet. Dazu gehört für sie eine Annäherung, vielleicht auch Verschmelzung, von therapeutischen, wissenschaftlichen und religiösen Ansätzen in der Therapie. Ihr Ansatz ist revolutionär – man muss aber wohl berücksichtigen, dass Äußerungen revolutionärer Art plakativ, parteiisch und leidenschaftlich zu sein pflegen. 24 Jahre nach der ersten Veröffentlichung ihres Buches „Gesundheit für Körper und Seele“ hat dieses nichts von seiner Kraft eingebüßt – nur wir selbst mögen differenzierter geworden sein, indem wir das Psychosomatische wichtiger nehmen als früher, zugleich aber auch die Grenzen des psychosomatischen Denkens deutlicher im Blick haben.

Die wissenschaftlich orientierte Hypnotherapie ist in den letzten Jahren mit den Geistheilern und Schamanen anderer Kulturen in Dialog getreten, um das Gemeinsame der beiden Ansätze zu finden, um voneinander zu lernen und Respekt für einander zu entwickeln. So gewinnt auch das spirituell orientierte Hypnotherapiekonzept von Louise L. Hay an Relevanz für eben diesen Dialog. Daneben enthält das Buch viele therapeutische Techniken, die in anderen Schulen nicht bekannt sind und damit eine wertvolle Ergänzung für das eigene Programm darstellen.

Louise L. Hay, Gesundheit für Körper und Seele, Berlin (Ullstein) 2004

Privatpraxis gründen – Seminar für Ärzte

In Zusammenarbeit mit mediKolleg bieten wir vom 22.2. – 24.2.2008 erstmals ein Seminar für Ärzte zur Privatpraxisgründung an, und vom 18.4. – 20.4.2008 eines zum richtigen Abrechnen, einschließlich der menschlichen Implikationen eines guten Umgangs mit Geld. Wir, das sind Dr. med. Eugen Schippers, der Steuerberater und Betriebswirt Patrick Weber, und ich als Kommunikationstrainer mit hypno-systemischem Hintergrund.

Wir stellen fest, dass es viele Ärzte müde sind, sich ihre Arbeitsweise von den Kassen bis in (oft nicht einmal sinnvolle) Einzelheiten diktieren zu lassen. Neben vielen Reglementierungen und einer Flut von Formularen stört sie, dass häufig nicht die gewünschte Zeit für Diagnose und Therapieplanung bleibt und sie ihre Begabungen nur schwer ausbauen können. Viele überlegen sich, eine Privatpraxis zu gründen – ergänzend zur bestehenden Kassenpraxis oder alternativ dazu. Wir waren überrascht: Noch bevor das Seminar ausgeschrieben war, hatten wir genügend Interessenten, um es (wenn sie sich denn anmelden) zu füllen. Das Interesse ist da. Wir freuen uns und sind gespannt, wie es anläuft!

Wer Interesse hat: Informationen zu den Seminaren finden Sie bei mediKolleg und beim Institut für Hypno-Systemische Beratung. Anmelden können Sie sich direkt bei mediKolleg.

Erickson-Geschichten XII

Erickson erzählt: Ich bekam einen Brief von meiner anderthalbjährigen Enkelin. Ihre Mutter hatte ihn geschrieben. Die kleine Jill war zum ersten Mal im Schwimmbad gewesen. Und sie hatte geweint, als ihr Fuß nass wurde. Sie weinte und klammerte sich an ihre Mutter alsw ihre Hand nass wurde. Und schließlich weinte und schrie sie und klammerrte sich so fest, bis ihre Mutter Jill die ganze Sache in die Hand nehmen ließ. Nun plant sie ihre nächste Fahrt zum Schwimmbad und bringt ihrer Mutter bei: „Lass mich auf meine Weise damit fertigwerden.“ Alle meine Enkel gehen auf ganz unterschiedliche Weise, aber mit großer Entschlossenheit an das Leben heran. Wenn sie etwas tun möchten, tun sie es, aber sie tun es auf ihre Weise. Und die Mütter können das bis ins Detail beschreiben. Ich bewahre ihre Briefe auf, u´nd später sollen sie für die Kinder gebunden werden, wenn sie sechzehn oder siebzehn Jahre alt sind und die mangelnde Intelligenz ihrer Eltern beklagen.

S. Rosen, Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson, Salzhausen (iskopress) 2000, S. 312f.

Das Schnarchen beenden

Schnarchen in der Nacht ist die Folge von Zungenhaltungen und Atemgewohnheiten, die uns auch tagsüber prägen. Es kann also durch Veränderungen der Taggewohnheiten beeinflusst werden. Wie alle Schlafgewohnheiten kann auch das Schnarchen durch gezielte Anweisungen vor dem Schlafengehen an- und abgewöhnt werden. Wie sich ein Kind also das Bettnässen und Aus-dem-Bett-fallen abgewöhnt, indem es sich vornimmt, damit aufzuhören, so kann man auch das Schnarchen vorsätzlich aufgeben. Ein bisschen Training ist erforderlich. Um mit dem Schnarchen aufzuhören, kann ein Mensch Folgendes tun:

1. Üben, den ganzen Tag über möglichst konsequent mit der Zungenspitze die Innenseite der unteren Schneidezähne zu berühren

2. Üben, tagsüber niemals mit dem Zungenrücken den Oberkiefer zu berühren und niemals im hinteren Mundbereich einen Unterdruck (Vakuum, Schnalzen, Knacken) zu erzeugen

3. das Schnarchen abends im Wachzustand simulieren und sich möglichst genau einprägen, wie es sich anfühlt und anhört, was vorausläuft und wie es sich entwickelt – und mit sich vereinbaren, bei den frühesten Anzeichen aufzuwachen

4. sich vor dem Einschlafen die Anweisung geben, das Schnarchen anhand von Vibrationen im Schlaf immer deutlicher zu bemerken

5. Sich vor dem Einschlafen die Anweisung geben, nur auf den Seiten und nicht auf dem Rücken zu schlafen und dies über mehrere Nächte hinweg einzuüben

6. Sich vor dem Einschlafen die Anweisung geben, die Nacht über konsequent die Zungenspitze an der Innenseite der unteren Schneidezähne zu halten

7. Sich vor dem Einschlafen die Anweisung geben, aufzuwachen, sollte man eine schnarchbedingte Vibration in Rachennähe spüren

8. Sich vor dem Einschlafen die Anweisung geben, aufzuwachen, sollte für die Atemluft eine Engstelle zwischen Zungenrücken und Oberkiefer entstehen

9. den Partner bitten, einen konsequent sofort, immer und ggf. gründlich zu wecken, wenn man schnarcht

10. jeden Morgen die Schnarchrate der Nacht auf einer Skala von 0 – 10 einschätzen und zum Abgleich den Partner um ein tägliches Feedback bitten.

Hinweis: Das Aufwachen ist nur eine Durchgangslösung. Sobald der Körper das Nichtschnarchen erlernt hat, wird er dies auch ohne Aufwachen realisieren.

Lesenswert: House of God

Zur systemischen oder hypnotherapeutischen Literatur gehört Samuel Shem’s Roman „House of God“ natürlich nicht. Aber er ist doch eine erfolgversprechende „Anleitung zum Unglücklichsein“ für alle, die im Gesundheitswesen und in der psychosozialen Versorgung arbeiten. Er gibt viele Hinweise dazu, wie man Burnout bei Helfern fördert und was man so alles tun kann, um das eigene psychische und auch biologische Überleben als Helfer wei auch das der Mithelfenden zu verkürzen. Und es gibt tatsächlich auch Anweisungen – positive wie negative – wie körperliche Heilung auf suggestivem Weg beschleunigt oder behindert werden kann.

Als Leseprobe mögen die folgenden Zeilen dienen:

„Ich erinnere mich an einen Sommer auf Pawleys Island, ich war vielleicht zwölf. Mutter hatte Daddy rausgeschmissen, und mein Bruder, meine Mutter und ich verlebten den Sommer an der Küste. Da habe ich mir eines Tages heißes Öl über die Hand gegossen, wirklich üble Verbrennungen, und Mutter brachte mich sofort zurück nach Charleston zu unserem Hausarzt. Seine Praxis bestand nur aus zwei großen Räumen, Mahagonitäfelung, Messingbeschläge, Apotheken- schränke, Gefäße, du weißt schon. Er verband meine verbrannte Hand und sagte: ‚Junge, du gehst gern zum Fischen, oder?’ ‚Yessir.’ ‚Was fängst du am liebsten?’ ‚Seebarsch und Bluefish, Sir.’ ‚Wandert der Bluefish schon?’ ‚Nein, Sir.’ ‚Nun, wir wollen sehen, ob du nicht wieder fischen kannst, wenn der Bluefish wandert.’ Wir gingen alle paar Tage zu ihm, um den Verband wechseln zu lassen. Er benutzte eine spezielle Salbe, und ich erinnere mich, dass er nach ungefähr einer Woche zu mir sagte: ‚Die Salbe ist alle, und ich habe die Fabrik angerufen, die sie herstellt, New Jersey. Sie sagten, irgendeine Regierungsstelle hat ihre Anwendung am Menschen verboten, weil sie bei irgendwelchen weißen Mäusen Schäden hervorruft. Nun, an der Salbe ist nichts verkehrt, Junge, ich weiß das, ich benutze sie seit zwanzig Jahren. Ich bin also auf meine Farm gefahren und habe mir welche von der geholt, die ich für meine Pferde benutze. Sie hilft bei ihnen, und ich denke, sie wird auch bei dir helfen.’ Natürlich hat sie geholfen, meine Hand heilte wunderbar. In dem Sommer habe ich Bluefish gefangen, genau wie er es gesagt hatte.“ (S. 269f.)

Auf jeden Fall lesenswert: Samuel Shem, House of God, München (Knaur) 1978.

Am Grund des Flusses

Auf einem Parkplatz am Fluss übte ein Fahrlehrer mit seinem Schüler das Einparken. Der Fahrschüler stieß zurück, gab kräftig Gas – und Augenblicke später fanden sich beide auf dem Grund des Flusses wieder. „Ruhig bleiben!“ sagte der Lehrer. „Lass die Tür zu! Schnall dich ab! Drehe das Fenster nur ein ganz kleines bisschen herunter, so dass bloß wenig Wasser auf einmal hereinkommt!“ Langsam füllte sich die Fahrerkabine mit Wasser, während die beiden Menschen am Grund des Flusses warteten. Als ihnen das Wasser bis zum Hals stand, sagte der Lehrer: „Jetzt öffnen wir die Tür und schwimmen nach oben!“ Die Rettung gelang – Lehrer und Schüler überlebten.

Von Oase zu Oase

Wenn die Beduinen auf ihren Kamelen von Oase zu Oase ziehen, dann freuen sie sich beim Aufbruch von einem grünen Ort schon auf die Ankunft beim nächsten grünen Flecken. Ein europäischer Reisender wurde einmal an einem Treffpunkt zwischen zwei Oasen zu ihnen gebracht. Er reiste einige Tage mit ihnen. Der Europäer ritt von Wüste zu Wüste und durchquerte auf dem Weg gelegentlich eine Oase. Ihn begleiteten die Sehnsucht nach Schatten und Wasser. Er bewunderte die Beduinen. Sie reiten von Oase zu Oase. Gelassenheit zeichnet sie aus. Die Freude auf die nächste Oase ist ihre stete Begleiterin auf dem Weg durch die Wüste.

Der Nagel

Als der Umzug bewältigt ist, schaue ich noch einmal zum Abschied durch all die leeren Räume. Im Schlafzimmer bleibe ich stehen und stutze. Da, wo vorher das Kopfende des Bettes gewesen ist, da starrt mich tatsächlich aus der Wand ein Nagel an. So will ich die Wohnung nicht übergeben. Den Nagel will ich schon entfernen. Doch die Wohnung ist leer, und ich habe keine Zange zur Hand. Ich gehe hin und ziehe an dem Nagel. Nichts geschieht. Ich rüttele daran. Nichts geschieht. Wirklich gar nichts? Zumindest scheinbar nichts. In meinem Kopf nämlich geschieht etwas: Ich beginne darüber nachzudenken, wie lange ich an diesem Nagel würde rütteln müssen, bis er, anstatt nach vorne, sich immerhin seitwärts bewegen würde. Tage, Monate, Jahre? So lange nicht! Ich tue nun so, als ob ich diesen Nagel seitlich bewegte, hin und her, hin und her. Ich brauche eine ganze Weile, eine Viertelstunde ungefähr. Dann meine ich eine kleine seitliche Veränderung wahrzunehmen. Nach einer weiteren Viertelstunde des seitlichen Bewegens bewegt sich der Nagel ganz deutlich zur Seite. Nach einer weiteren Viertelstunde macht er seinen ersten kleinen Ruck nach vorne. Nach einer Stunde habe ich ihn in der Hand. Er ist draußen. Ich nehme Spachtelmasse und verschließe das Loch.

Die Geschichte erzähle ich, um langjährige chronische körperliche, seelische oder soziale Symptome anzulösen. Sie dient dazu, selbst Nicht-Veränderung bzw. mikroskopische, noch nicht wahrnehmbare Verändrungen als den Beginn einer größeren Veränderung plausibel zu machen, die Zähigkeit der Klienten im Trainieren und Erhoffen von Veränderung zu erhöhen. Die Geschichte ist beispielsweise nützlich in der Schlaganfalltherapie und in der Therapie von Migräne.

Schönheit

Als ich vor vielen Jahren geheiratet habe – ja, ich war auch einmal verheiratet – da kauften meine Braut und ich uns goldene Ringe. Es gab polierte und mattierte, und wir wählten uns glänzende, polierte Ringe. Um die selbe Zeit heiratete auch ein befreundetes Paar. Sie kauften sich mattierte Ringe. Als wir unsere Ringe nach einigen Jahren nebeneinander hielten und sie miteinander verglichen, stellten wir fest: Es gab zwischen ihnen keinen Unterschied mehr: Die glänzenden Ringe waren etwas matt geworden, die matten etwas glänzend.Sie hatten sich vollständig aneinander angeglichen.

Ich kannte Leute, die begegneten sich und fanden einander wunderschön. Als sie einige Jahre zusammen waren, mochten sie sich immer noch, aber sie sagten: „Die Schönheit fällt uns gar nicht mehr auf. Sie ist normal geworden.“ Ich kannte einen Mann, der ein Model zur Freundin gehabt hatte; er hat sich von ihr getrennt. Er sagte: „An die Schönheit habe ich mich nach einigen Jahren gewöhnt; was dann noch zählte, war der Charakter.“ Ich kannte Menschen, die fanden einander nicht sehr schön und lernten einander dennoch lieben. Und die Frau sagte zu mir: „Nachdem ich begonnen habe, meinen Freund zu lieben, wurde er für mich von einem hässlichen Menschen zum schönsten Menschen der Welt. Und das ist er für mich geblieben.“