Vom Problem, ohne Problem zu sein

Gestern hatte ich hier eine Therapiestunde mit einem 19-jährigen jungen Mann, der etwa ein Dreivierteljahr unter Depressionen gelitten hatte und zuletzt zunehmend suizidal gewesen war. Die Therapie war sehr gut verlaufen, wir hatten innerhalb weniger Sitzungen die Depression weitgehend auflösen können. In der gestrigen Therapiestunde, etwa drei Monate bzw. sechs Sitzungen nach dem Höhepunkt der Depression, sagte er: „Mir geht es richtig gut. Allerdings… ich habe eine Sendung gesehen, wo berichtet wurde über Leute, die die Diagnose AIDS bekommen haben und dann nach einem Vierteljahr erfahren haben, dass sie die Krankheit doch nicht haben. Sie haben daraufhin eine Identitätskrise bekommen und richtig Probleme gehabt, mit der neuen Situation fertig zu werden. Sie hatten sich schon so mit ihrer Krankheit identifiziert, dass es schwierig war, sich plötzlich als gesund zu sehen. So ähnlich geht es mir. Ich merke, dass ich ins Schwimmen komme und erst herausfinden muss, wer ich ohne Depression bin.“

Vielleicht hätte ich ihm die Geschichte vom Zölibat erzählen sollen. Ich habe sie für mich behalten und mit ihm vereinbart, dass er das Problem, ohne Problem zu sein ohne mich lösen wird. Wir haben die Therapie beendet. Gerade stelle ich fest, dass ich die Geschichte vom Zölibat hier im Blog noch gar nicht erzählt habe. Ich erzähle sie euch also morgen. Bis dann also…

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