Stille erzeugen

Ein Lehrer kam in eine unruhige Klasse. „Es wird schwierig werden, sie zur Ruhe zu bringen“, dachte er bei sich selbst. Da stellte er sich vor, alle Schüler seien kleine Atome, die von einer unruhigen Schwingung ergriffen seien. Er brachte sich selbst in dieselbe Schwingung, zappelte ein klein wenig mit den Armen, trat von einem Bein aufs andere und murmelte dabei etwas vor sich hin. Als er die gleiche Schwingung erreicht hatte, wie seine Schüler, wurde er allmählich langsamer und leiser. Auch die Klasse wurde ruhiger und leiser. Er musste aufpassen, sich nicht zu schnell zu beruhigen – lieber noch einen Augenblick zappeln und dann wieder ruhig werden. Er brauchte dafür etwa drei Minuten. Dann war die Klasse völlig still.

Später an jenem Tag waren dieselben Schüler wieder laut. „Seid nicht so laut!“, rief er. Und sie blieben laut. „Wir können so nicht arbeiten“, rief er. „Beschäftigt euch bitte lautlos mit eurer Aufgabe!“ rief er. Und sie blieben laut. „Markus, schweigen! Julia, Mund zu! Hannes, still! Frank, leise!“ befahl er. Da wurden sie leiser. „Noch leiser!“ murmelte er, und es wurde noch leiser. „Ich horche, wo es am stillsten ist“, flüsterte er. „Wer am schnellsten und am längsten still ist, hat gewonnen“, raunte er. Und es wurde sehr still. „Völlige Stille“, hauchte er. Nichts war zu hören. „Bleibt genau so“, sagte er und führte den Unterricht fort.

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