Dombau

Quelle: pixabay

Waren Sie schon einmal im Kölner Dom?

Ein eindrucksvolles und merkwürdiges Gebäude. Auch die Geschichte dieser Kathedrale ist bemerkenswert. 1248 haben sie angefangen, den Dom zu bauen. Ich weiß nicht, wann die Architekten geplant hatten fertig zu sein. Die Bauleute haben 280 Jahre daran gebaut und waren dann immer noch nicht fertig. Die gotische Bauweise war außer Mode gekommen, keiner hatte mehr die Energie und Motivation weiterzubauen.

So stand das Ding als Bauruine in der Landschaft herum 300 Jahre lang. Dann entdeckten einige Leute im Stadtarchiv die mittelalterlichen Baupläne und begeisterten den König und die Kölner Bürger dafür, die Kathedrale zu Ende zu bauen. Gleichzeitig haben sie modernste Technik eingesetzt, Stahlträger, die es im Mittelalter noch gar nicht gab und sowas. Zeitweise haben über 500 Handwerker auf der Baustelle gearbeitet. So ging es relativ zügig voran. Im Jahr 1880 haben sie den Dom feierlich eingeweiht, 632 Jahre nach Baubeginn, fertiggestellt nach den originalen Plänen.

Sie sagten mir vorhin, Sie seien seelisch kaputt, ein Wrack. Vielleicht eine Bauruine? Auf halben Weg aufgegebenes Meisterwerk? Wenn man es mit neuen Augen sieht, als etwas, was uns schon so lange auf seine Vollendung wartet, dass viele schon gar nicht mehr daran glauben? Die Aufgabe scheint groß. Aber wenn es doch ginge? Wo würde man da anfangen?

Irgendwo in der Tiefe Ihres Gehirns gibt es ein Archiv. Da drinnen sind die Baupläne. Da steht drin, wie sie gemeint waren, bevor einige Sachen passiert sind und gefühlte 300 Jahre Baustopp dazwischenkamen. Stellen Sie sich vor, Ihre Leute versammeln sich, reden miteinander, holen die Baupläne wieder heraus und machen sich ans Werk…

Diese Geschichte kann eingesetzt werden, wenn Menschen, nachdem ihr Leben jahrzehntelang nicht nach Plan lief, die Hoffnung auf ein geordnetes Leben aufgegeben haben und mit wehmütigem Schmerz auf ihren bisherigen und weiteren zu erwartenden Lebensweg schauen.

Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel und ist in dem Buch „Wie der Tiger lieben lernte. 120 Geschichten bei psychischem Trauma“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel „Traumaprävention„.

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