Vierzehn Engel

Habe ich euch schon mal von den Einschlafengeln erzählt?

Wenn ich abends nicht einschlafen kann oder nachts wachliege, spiele ich „Vierzehn Engel“. Das Spiel geht so. Zuerst fühle ich in mich hinein und erforsche, was mich vom Schlafen abhält. Vielleicht ist es eine Unruhe in den Beinen. So stelle ich mir vor, wie derjenige Stefan, der unruhige Beine hat, meinen Körper verlässt und sich links neben mein Bett stellt. Ich schaue mir kurz an, wie er mit den Beinen zappelt, sage ihm, er soll da bitte auf mich aufpassen, während ich schlafe. Dann schaue, horche und fühle ich wieder in mich, ob es noch etwas gibt, was mich vom schlafen abhält. Da gibt es vielleicht einen Stefan, der grübelt und nicht glücklich ist. Den stelle ich auch ans Bett, neben den ersten und bitte auch ihn, das, was er tut, gut zu tun und über mich zu wachen. Dann entdecke ich in mir vielleicht einen, der Pläne macht. Der darf am Fußende seinen Gedanken nachgehen und sicherstellen, dass er an alles Wichtige denkt, während ich schlafe. Dann ist da vielleicht einer, den bestimmte Geräusche stören. Der darf neben den vorigen. Wenn ich auf diese Weise vierzehn Engel aus mir herausstellen kann, die über mich wachen, bevor ich selbst einschlafe, habe ich gewonnen. Meistens aber schaffe ich nur wenige, und spätestens beim sechsten Engel ist Schluss.

Der Name des Spiels verweist übrigens auf den Abendsegen aus Engelbert Humperdincks Kinderoper „Hänsel und Gretel“:

„Abends, wenn ich schlafen geh,
Vierzehn Engel um mich stehn:
Zwei zu meinen Häupten,
Zwei zu meinen Füßen,
Zwei zu meiner Rechten,
Zwei zu meiner Linken,
Zweie, die mich decken,
Zweie, die mich wecken,
Zweie, die mich weisen,
Zu Himmels Paradeisen.“

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