Buchtipp April

Der Buchtipp im Monat April wurde von meinem Kollegen Peter Stimpfle, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut (approb.), verfasst. Er schreibt zu dem Buch von Lamprecht / Hammel / Hürzeler / Niedermann (2021),

Wie der Tiger lieben lernte. 120 Geschichten zum Umgang mit psychischen Trauma.„:

Quelle: Ernst Reinhardt Verlag. 1. Auflage 2021. 180 Seiten.
 
(978-3-497-03017-0) kt

Ein Tiger der lieben lernt? Beim Lesen dieses Titels könnte man vermuten, dass es sich um ein Kinderbuch handelt. Jedoch zeigen die Autorinnen, wie Geschichten und Metaphern psychotherapeutisch so eingesetzt werden können, dass abgespaltene traumatische Erfahrungen und dahinter verborgene Blockaden aufgelöst werden können. Der Tiger symbolisiert dabei die durch traumatische Erfahrungen unterdrückte Lebenskraft im Sinne der Somatic Experiencing Traumatherapie, welche bereits 1969 von Levine entwickelt wurde. Ziel ist es dabei, die Lebenskraft durch heilsame Impulse zu reaktivieren. Insgesamt 120 Geschichten werden mit Anregungen für den therapeutischen Einsatz dargestellt.

Das Buch beginnt bei der Traumaprävention, sei es ganz simpel mit der Affirmation „selber atmen“ bis hin zur Illustration, wie das Erlernen eines Selbstbehauptungstrainings einer Betroffenen half rechtzeitig und deutlich Einhalt zu gebieten.

Im Zusammenhang mit traumatischen Erfahrungen kommt es häufig zu Erstarrungen (Freeze-Reflex), für deren Behandlung ebenfalls Geschichten und Metaphern angeboten werden, wie etwa die Geschichte über das Auftauen von Ötzi, die darstellt, wie eingefrorene Gefühle wie Angst, Ekel, Scham und Schmerz auftauchen und abfließen können. Traumabehandlung erfordert „Geduld und Zuversicht im Überwinden“. Das wird anhand von Metaphern wie dem Bau eines Domes und der Suche nach Minen dargestellt.

Im vierten Kapitel wird ein „neuer Blick auf scheinbar schlechte Reaktionen“ im Sinne eines Reframings eröffnet, so dass die Krise zur Chance werden kann. „Zugehörigkeit erleben lassen“ ermöglicht es Sicherheit und Halt durch neue Gemeinschaft zu entwickeln. Dies kann verbunden sein mit Trauer und Flucht, wie die Geschichte „Nektar des Lebens“ zeigt: Zuversicht nach schweren Verlusten wieder aufzubauen erscheint schwierig und wird anhand des Aufblühens und Verfallens von Blüten sowie der nächstjährlichen Wiederkehr illustriert.

Im Kapitel „Beziehungen entlasten“ wird dargestellt wie „Familienbande“ genutzt werden können, um Traumata zu bewältigen. Weiterhin wird beschrieben, wie die Nachkonditionierung von traumatischen Reaktionen dabei unterstützt, wieder eine aktiv gestaltende Rolle im Leben einzunehmen. Abschließend darf es nicht an „Aussöhnung, Güte, Selbstversöhnung“ fehlen, um zu einem guten Abschluss der Traumatherapie zu kommen. Auch zu dieser Entwicklungsphase geben die Autorinnen viele anregende Geschichten an die Hand.

Das Buch empfiehlt sich gerade auf Grund der vielen konkreten Anregungen und ist sehr hilfreich für den Einsatz in der psychotherapeutischen Praxis.

Vielen Dank für deine wertvolle Rezension lieber Peter. Wenn ihr Lust bekommen habt, direkt im Buch weiterzu lesen besucht gerne meinen Onlineshop und der Tiger kommt zu euch nach Hause.

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